Test: Outdoor-Handy Nokia XR20 im Alltags- und Härtetest

HMD Global will mit Nokia auch im Outdoor-Handy-Markt mitmischen. PCtipp hat das Nokia XR20 auf die Probe gestellt. Im PCtipp-Härtetest bot sich der Autorin eine ziemliche Überraschung. [...]

Das Outdoor-Phone Nokia XR20 (c) HMD Global/Nokia

Das Nokia XR20 von HMD Global erweitert seit diesem Sommer die X-Serie (PCtipp berichtete). Das XR20 wurde laut Hersteller so gebaut, dass es Life-proof ist. Das bedeutet, es soll so ziemlich alles überleben, was das Leben so mit sich bringt. HMD Global will also auch im Outdoor-Smartphone-Markt mitmischen. Das XR20 soll extreme Temperaturen, Stürze aus 1,8 Metern Höhe oder 1 Stunde unter Wasser schadlos überstehen.

Front des Nokia XR20 mit 8-MP-Selfiekamera-Punch-Hole (c) HMD Global/Nokia

Bei solchen Versprechungen seitens Hersteller reibe ich mir im Geiste bereits die Hände und erwische mich beim Träumen von einem Testlabor samt Flammenwerfer oder Presslufthammer. Ob die Herren von der nahen Baustelle arg irritiert wären, wenn ich mal mit dem Testgerät vorbeiginge und mir einer ihrer Maschinen kurz leihen würde…? Doch auf den Härtetest komme ich später zurück.

XR20 oben (c) HMD Global/Nokia

Das Outdoor-Handy der Finnen kommt mit einem 6,67-Zoll-FHD+-Display, 6 GB RAM und 128 GB Datenspeicher sowie einem microSD-Kartenslot für bis zu 512 GB Speichererweiterung. In der Schweiz ist das Outdoor-Smartphone ab sofort und in der Farbe Granite Grey (Grau) ab rund Fr. 594.- erhältlich (Stand: 14.9.21). Das 128-GB-Modell ist derzeit noch nicht in der Farbe Ultra Blue in der Schweiz erhältlich, lediglich das Gerät mit 64 GB Datenspeicher, ab Fr. 531.- (Stand: 14.9.21).Mit 248 Gramm wiegt das Smartphone relativ schwer in der (Frauen-)Hand.

Mit den Massen 17,16 × 8,15 × 1,06 cm passt es definitiv nicht mehr in meine Hosentasche, aber noch in eine Clutch bzw. kleine Handtasche. Und wer noch immer auf Kabel-Kopfhörer schwört: Ja, es hat eine 3,5-mm-Kopfhörerbuchse (unten am Gerät). Auch der obligate Google-Assistant-Button, den man von Nokia-Handys kennt, ist linksseitig zu finden. Der Fingerabdruckscanner ist dezent in einer Taste rechts integriert und hat im Test gut funktioniert. Der Dual-SIM- bzw. Hybrid-Steckplatz (microSD) sowie eine programmierbare (rote) Taste finden sich oben auf dem Gerät.

XR20 unten (c) HMD Global/Nokia

Zur Konnektivität: Das Outoorhandy ist mit Bluetooth 5.1, Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac/ax-ready, Wi-Fi dual-band (2.4GHz + 5.0GHz) kompatibel, auch NFC wird laut Hersteller unterstützt. Außerdem ist es 5G-fähig.Für Vieltelefonierer: Die Telefonie-Qualität war gut, wie uns auch vom Gegenüber bestätigt wurde.

Display

Das 6,67-Zoll-FHD+-Display im Seitenverhältnis 20:9 löst mit 2400 × 1080 Pixeln auf, was 393 ppi entspricht. Oben in der Mitte findet sich ein Punch-Hole für die Selfie-Kamera. Es handelt sich dabei allerdings lediglich um eine 8-Megapixel-Frontkamera. Das FHD+-Display ist aus Corning-Gorilla-Glass-Victus gefertigt.

Auch wenn das 6,67-Zoll-Gerät definitiv kein Hosentaschenformat mehr hat – beim Filmestreamen gefällt das relativ große Display. Wer ein Outdoor-Handy für die Arbeit sucht: Das Display kann mit Handschuhen und nassen Fingern bedient werden. Mehr dazu auf der letzten Seite.

Sound

Auf NokiaSmartphones, so auch auf dem Nokia XR20, ist die App des Musikstreamingdienstes Spotify nun vorinstalliert.

Der Sound war erstaunlich gut. HMD Global setzt beim Nokia XR20 auf Extra loud speakers (96dB), OZO Playback, OZO Spatial Audio capture with wind noise reduction, aptX Adaptive, aptX Voice. Wer Filme oder Musik streamt und Bluetooth-Kopfhörer verwendet, wird soundmäßig gut bis sehr gut bedient.

Kamera

Rückseitig wurden zwei Kameras verbaut. Eine 48-Megapixel-Autofokus-Hauptkamera und eine 13-MP-Ultraweitwinkelkamera. Darunter finden sich eine Dual-Tone-LED und ein Single-LED-Blitz. Für Selfies ist eine 8-Megapixel-Linse zuständig. Damit geschossene Fotos finden Sie in unserer Bildergalerie unten.

Rückseite: Eine 48-Megapixel-Autofokus-Hauptkamera und eine 13-MP-Ultraweitwinkelkamera (c) HMD Global/Nokia

Zur Bildverarbeitung: Nokia setzt auf Zeiss. Es gibt Zeiss Optics, Zeiss Portrait, Zeiss Cinematic Effects, Action Cam Mode, den Night Mode, Cinema Mode, HDR, Beautification, Panorama und Watermark. Interessant ist beispielsweise der SpeedWarp-Modus. Damit kann man z.B. während des Spazierengehens filmen und anschließend eine Speed-Ansicht davon anschauen. Es gibt die Geschwindigkeiten Wandern (5x), Spazierengehen (10x), Spazierengehen (15x), Radfahren (20x), Radfahren (25x) und Fahren (30x).

Leistung

Dank Android One ist das Nokia akzeptabel schnell, es dauert jedoch jeweils eine Weile, bis Apps geöffnet sind. Der Speed ist gerade noch OK, aber nicht überragend. Beim Musik- oder Filmestreamen gab es keine Probleme.

Akkulaufzeit

Je nach Nutzung hielt der Akku eineinhalb bis zwei Tage durch (letzteres wie vom Hersteller versprochen), was für ein Outdoorhandy ein guter Wert ist.Hier geht es zu den kompletten Specs:

PCtipp-Härtetest: Durchgefallen im Falltest!

Die Widerstandsfähigkeit haben unter anderem der ehemalige brasilianische Fussballer Roberto Carlos und die Freestyle-Weltmeisterin Lisa Zimouche getestet. Sie haben das Smartphone unter anderem gekickt und mit dem Bildschirm voran über einen Fussballplatz mit Betonboden geschossen.

In der heimischen Tiefkühltruhe… (c) cma/PCtipp.ch

Eine vergleichbare Kickkraft kann ich natürlich nicht bieten. Dennoch habe ich mich wieder frisch ans Werk gemacht und freute mich, das XR20 in den Tiefkühler zu stecken, aus 1,5 Metern fallen zu lassen und in der Badewanne zu versenken. Sowohl die Kälte als auch das Bad überlebte das Nokia XR20 schadlos.

Im Falltest glaubte ich hingegen einen Moment, meinen Augen nicht trauen zu können. Das Setting ist jeweils folgendermaßen: Ein Outdoor-Handy wird aus 1,5 Metern auf Steinplattenboden bei mir Zuhause fallengelassen – und zwar fünfmal. Das XR20 fiel beim ersten Mal aufs Display, was auch bei anderen Outdoor-Handys schon vorkam. Als ich es aufhob und umdrehte, musste ich zweimal hinsehen: Das Display war fast durchgehend beschädigt. Das Handy funktionierte allerdings noch. Nur sah man wegen der Spinnweben-artigen Risse nicht mehr so wirklich, was auf dem Display vor sich ging.

Das Testgerät nach nur einmal fallen lassen aus ca. 1,5 Metern auf Steinplattenboden (c) cma/PCtipp.ch

Zum Vergleich: Sowohl das Crosscall Core-X4 (Test) als auch das CAT S42 (Test) bzw. das CAT S62 Pro (Test) steckten dieses Prozedere mit einem coolen Lächeln weg. Das Erste, was ich dachte, war: «Schwach!». Schauen Sie sich den Falltest auch noch im Video unten an. Ein Fall für die Reparatur. Immerhin bietet Nokia ein Jahr kostenlosen Bildschirmaustausch. Den werden Sie vermutlich brauchen.

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Mehr Informationen

Das robuste Handy war übrigens im Test mit Handschuhen und nassen Fingern bedienbar. Was nicht funktioniert, sind Unterwasserfotos.

Ob wegen Kälte oder bei der Arbeit: Ist mit Handschuhen bedienbar (c) cma/PCtipp.ch

Fazit

Optisch gefiel das Nokia XR20, die Kamera erzeugte schöne Fotos, sogar im Nachtmodus. Der Speed ist OK. Je nach Nutzung hält der Akku eineinhalb bis zwei Tage durch, was ein guter Wert ist. Aber das vollmundige Versprechen, dass das Nokia XR20 aus 1,8 Metern sturzfest sei, das kann HMD Global knicken. Ich habe es lediglich einmal aus 1,5 Metern auf Steinplattenboden fallen lassen und das Display hat sich verabschiedet, bzw. war fast komplett gesplittert. Enttäuschend. Für jene, die auf einer Baustelle arbeiten oder einfach schusselig sind, kann ich es darum nicht empfehlen.


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