Schüler des TGM in Wien arbeiten daran, Roboter mit einem Smartphone zu steuern. Das soll den Einsatz von Industrierobotern verbessern, aber auch mehr junge Leute für Technik begeistern. [...]
„Unsere Schüler haben Hardware und Software entwickelt, um ein Smartphone über WLAN mit einem Roboter zu verbinden“, erklärt TGM-Direktor Karl Reischer. „Man kann den Roboter mit dem Handy steuern, umgekehrt kann der Roboter die Handy-Kamera als Auge benutzen.“ Das System heißt AndriX und besteht aus einer Steuerungselektronik für den Roboter und einer App fürs Handy. Die App läuft bereits auf Smartphones und Tablets unter Android, als nächstes folgen die Versionen für iPhone und Windows 8.
AndriX könnte in Fabriken zum Einsatz kommen. Der Produktionsleiter würde dann auf seinem Tablet ablesen, was ein Industrieroboter gerade tut und was er als nächstes plant. Er filmt etwas mit der Tablet-Kamera und „zeigt“ es so dem Roboter. Oder er lässt sich Zahlen und Texte ins Videobild einblenden – und hat dann eine Art Google-Brille für die Fabrik. An diesem Projekt arbeiten neben den TGM-Teams auch Schüler der HTL Donaustadt mit.
Ein zweites Einsatzgebiet von AndriX werden die Schulen selbst sein, und zwar schon ab dem kommenden Schuljahr. Die schlaue kleine App soll Roboter-Projekte im Unterricht fördern und mehr Mädchen und Burschen für Technik interessieren. Denn die Verbindung mit einem Smartphone macht das gemeinsame Roboter-Basteln nicht nur lustiger, sondern auch billiger. Der Trick: Die Denkaufgaben werden ans Handy ausgelagert. Durch die App übernimmt der Handy-Prozessor einen Großteil der Rechenarbeit. Der Roboter braucht dadurch keinen besonders teuren Prozessor, sondern findet mit einem einfacheren und billigeren Chip das Auslangen. „Mit AndriX werden wir den Preis für einen Bausatz auf unter 100 Euro bringen“, meint Gottfried Koppensteiner, Leiter des Practical Robotics Institute Austria am TGM. „Das soll es Lehrern und Eltern einfacher machen, das Material für ein Roboter-Projekt anzuschaffen.“
AndriX stößt über die Grenzen Österreichs hinaus auf Interesse. Ende November darf das TGM-Team seine App sogar auf der internationalen Konferenz „Robionetics 2013“ in Indonesien vorstellen. Das Schüler fliegen in die Universitätsstadt Yogyakarta und halten dort vor zwei- bis dreihundert Teilnehmern einen Vortrag. Das bedeutet eine große Anerkennung. Bei Robionetics, einer renommierten Konferenz des internationalen Elektronik-Fachverbands IEEE, sprechen sonst nur namhafte Wissenschaftler.
Zwei der Burschen, die in Yogyakarta mit dabei sein werden, besitzen bereits internationale Erfahrungen. Daniel Frank und Martin Wolff vertraten das TGM im August im Finale des weltweiten Roboter-Wettbewerbs „Botball 2013“ in Oklahoma. Mit unerwartetem Erfolg: Die beiden „Austrians“ gewannen prompt den ersten Preis in der Disziplin Flugroboter. Sie siegten durch eine List. Der Flugroboter sollte durch Ringe schweben, die sich bewegen – kaum zu schaffen. Daniel und Martin nutzten die Hilfsroboter und programmierten dieses „Bodenpersonal“ so um, dass es die Ringe blockierte. Das verschaffte dem Flugroboter eine freie Bahn und Daniel und Martin den weltweiten ersten Platz. (pi)
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