Am 17. August 2015 wird der Oculus-Rift-Gründer Palmer Luckey mit seiner Virtual-Reality-Brille (VR) das "Time"-Cover zieren. Was eigentlich ein echter Erfolg sein sollte, entpuppt sich aber bereits vor dem Erscheinen der Ausgabe eher als PR-Desaster. "Die Coverstory stellt die große Schwäche von VR in die Auslage, das lächerliche Vollgesichtsmasken-Nerdtum", meint beispielsweise "TechCrunch". Denn Luckey sieht auf dem Cover richtig doof aus - und es scheint zweifelhaft, ob das Durchschnittsbürgern VR schmackhaft machen kann. Dafür tobt sich die Online-Community bereits mit Time-Cover-Memes aus. [...]
Ein barfüßiger Geek in mäßig schönen Jeans und Poloshirt, mit einer klobigen Brille und in einer seltsamen Körperhaltung vor einem projizierten Strand: Was Time Mitte des Monats herausbringt, nennen Kritiker schon vorab eines der schlechtesten Cover in der über 90-jährigen Geschichte des Magazins. Auf Twitter grassiert gar schon der übertriebene Witz „TIME hat VR umgebracht“. Doch führt das Cover eines der grundlegenden Probleme von VR vor Augen, so „Forbes“: Menschen mit VR-Brille sehen eigentlich immer irgendwie doof aus. Spätestens, wenn die Technologie an die breite Masse vermarktet werden soll, ist das ein echtes Hindernis.
Es ist zu hinterfragen, ob Time bei seiner Cover-Wahl nicht ein besonders schlechtes Bild gewählt hat. Immerhin ist nicht nur die Oculus-Brille etwas befremdlich, sondern die gesamte Bildkomposition. Das hat Nutzer schon zu allerlei Bildverarbeitungs-Gags verleitet, die nun in sozialen Medien die Runde machen. Palmer Luckey ist dort unter anderem als Dinosaurier-Reiter, Primaballerina hinter Schoko-Hasen durch einen Kinder-Cartoon hüpfend oder als erster Mensch in Michelangelos „Die Erschaffung Adams“ zu sehen – denn wer weiß, was der Mann beim Foto-Shooting wirklich in der virtuellen Welt gesehen hat?
Die Einleitung der Coverstory selbst, „Palmer Lucky ist nicht der typische Nerd…“, der eben kein „Dungeons & Dragons“ spiele, macht auch nichts besser, kritisiert Forbes. Das dürfte wohl eher zusätzliche Irritationen bei „Nerds“ ausgelöst haben. Ob weniger technikaffine Durchschnittsmenschen, die Time lesen, dadurch etwaige Berührungsängste mit VR-Technologie verlieren, darf ebenfalls angezweifelt werden – vor allem, da sich ja erst einmal das Cover mit dem schrägen Geek ins Gehirn brennt.
Ein Grundproblem, so der Forbes-Kommentar zum Luckey-Cover, sei jedenfalls, dass die Idee der Virtual Reality nicht wirklich in klassischen Medien transportiert werden kann. „Das ist, wie einem Blinden Farbe zu beschreiben.“ Rechtzeitig zur gestern beendeten gamescom unterstreicht das schon vorab vielverhöhnte Time-Cover somit jedenfalls, dass Bilder von Oculus-Rift-Demos, bei denen Geeks fasziniert in eine klobige Schachtel starren, VR wohl kaum zum Sprung Richtung Massenmarkt helfen dürften. (pte)
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