Video übernimmt mehr und mehr das Internet und damit die Welt. Eine spezielle Kamera ist aber nicht unbedingt nötig. Sehr wahrscheinlich können Sie mit Ihrer Fotokamera bereits gute Videos aufnehmen. Wir zeigen, was Sie dabei beachten sollten. [...]
Blende
Bei der Blende funktioniert alles ungefähr gleich wie beim Fotografieren. Je niedriger der Wert, desto offener die Blende, desto weniger Tiefenschärfe hat das Foto, Bild 4. Ein höherer Wert bedeutet eine geschlossenere Blende und mehr Tiefenschärfe.
Bei gewissen professionellen Videoobjektiven finden Sie zudem noch den T-Stop anstelle des F-Stops als Blendenöffnungswert. Die beiden Werte sind etwa gleich zu verwenden, aber leicht unterschiedlich. Ein F-Stop gibt an, wie viel Licht theoretisch von der Blende zum Sensor kommen soll.
Der Wert wird dabei annähernd berechnet. Bei einem T-Stop wurde der Wert hingegen gemessen und berücksichtigt somit Dinge wie Lichtverlust und Reflexionen im Kameragehäuse. In der Praxis ist der Unterschied größtenteils vernachlässigbar, allerdings kann ein angegebener T-Stop als Qualitätsmerkmal verstanden werden.
Besonders relevant ist im Falle von Video auch noch der Umgang mit Tiefenschärfe als künstlerisches Element. Durch die Bewegung im Video kann beispielsweise eine niedrige Tiefenschärfe dazu verwendet werden, ein Subjekt über Zeit in und aus dem Fokus zu bringen oder die Fokusebene über ein Subjekt gleiten zu lassen.
Das eröffnet visuelle Möglichkeiten, die in der Fotografie so nicht existieren. Auf der anderen Seite ist eine niedrige Tiefenschärfe im Video auch riskanter, da ein bewegliches Subjekt schon durch kleine Bewegungen aus dem Fokus geraten kann.
Hier ist es wichtig, dass Sie sich bei der Wahl der Blende stets bewusst halten, welche künstlerischen und technischen Ansprüche Sie an das Endprodukt haben. Im Videojournalismus, der vor allem Geschehenes abbilden soll, ergibt es beispielsweise Sinn, mit viel Tiefenschärfe zu arbeiten. So bleibt das Gezeigte auch in hektischen oder unerwarteten Situationen immer im Fokus.
Allerdings kann auch hier mit punktuell schlau gesetzter Unschärfe effektiv eine Geschichte erzählt werden. Es gibt also keine festen Regeln, wann was verwendet werden soll. Allerdings sollten Sie vor jeder Szene überdenken, wie Sie die Blende verwenden möchten.
Empfindlichkeit (ISO)
Die dritte Einstellung im Bunde der Belichtung ist die Empfindlichkeit, meistens gemessen in ISO. Diese funktioniert ziemlich identisch wie in der Fotografie: Tief = gut, hoch = schlecht, ist aber oftmals unumgänglich, Bild 5.
Diesen Wert stellen Sie so tief wie möglich ein, allerdings erst nach den anderen zwei (Belichtungszeit und Blende) und primär im Kompromiss mit der Blende. Höheres ISO führt zu Bildrauschen, was optisch unansehnlich ist.
Die «Dreifaltigkeit» kombiniert
Bringen wir die drei Einstellungsmöglichkeiten zusammen, sehen wir schnell: So anders ist es gar nicht in der Welt des bewegten Bildes. Bei der Belichtungszeit ist man weniger flexibel, deshalb ist es sinnvoll, diese von Anfang an festzusetzen. Für die meisten Projekte kann man sie komplett vergessen.
Danach kommt die Entscheidung der Blende und damit Tiefenschärfe. Setzen Sie diese zunächst auf einen Wert, den Sie für ideal halten. Zuletzt treiben Sie den ISO-Wert so hoch wie nötig, um eine gute Belichtung zu erhalten.
Sind Sie mit dem ISO-Wert zufrieden, kann es losgehen. Falls die Qualität nicht mehr stimmt, reduzieren Sie den ISO-Wert und kompensieren Sie mit der Blende. Die Belichtungszeit sollten Sie erst verändern, wenn es nicht mehr anders geht.
Automatik-Modus
Viele moderne Kameras bieten einen Automatik-Modus an, auch für Video. Dieser ergibt besonders dann Sinn, wenn Sie als Nutzer kein tieferes Interesse an der Videografie haben und einfach ein paar Momente festhalten möchten.
Hier gilt: Eine neuere Kamera schlägt eine ältere fast immer, oftmals sogar über Preisklassen hinaus, da der Fortschritt smarter Software aktuell schneller vorankommt als derjenige der fotografischen Hardware.
Und: Klappt mal etwas nicht wie gewünscht, müssen Sie wohl damit leben, dass Sie einen großen Teil der Bedienung der Kamera an eine Software abgegeben haben.
Für einfache Ferienvideos reicht das ziemlich sicher aus. Sobald Sie jedoch kinematografische Ambitionen hegen, kommen Sie um die manuelle Bedienung Ihrer Kamera nicht herum.
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