Video übernimmt mehr und mehr das Internet und damit die Welt. Eine spezielle Kamera ist aber nicht unbedingt nötig. Sehr wahrscheinlich können Sie mit Ihrer Fotokamera bereits gute Videos aufnehmen. Wir zeigen, was Sie dabei beachten sollten. [...]
Qualität und Formate (1)
Den wohl verwirrendsten Teil der digitalen Videografie findet man in den Formaten und Qualitätseinstellungen. Dies ist auch einer der Bereiche, wo sich bei Kameras die Spreu vom Weizen trennt.
Fotokameras erlauben oftmals nur einfache Videoeinstellungen mit moderater Qualität. Das vor allem, weil die Prozessoren der Kameras nicht darauf ausgelegt sind und die Datenrate jene der weitverbreiteten SD-Karten nicht übersteigen sollte. Bei spezialisierten Videokameras kommen anders funktionierende Prozessoren und schnellere (und teurere) Speichermedien wie SSDs oder CFexpress-Karten zum Einsatz.
Damit sind höhere Bildraten, detailliertere Farben und mehr Sensordaten möglich. Während professionelle Kameras meistens Rohdaten verarbeiten, bieten die meisten einfachen Fotokameras lediglich ein paar Voreinstellungen moderater Qualität an.
Hochwertigere Kameras haben mit den Log-Aufnahmen einen Kompromiss an Bord, der sich besser bearbeiten lässt als reguläre Consumer-Videos, aber nicht zu groß und schwer für die Leistung der Kamera wird.
Auflösung, Bildrate, Bitrate:
Als Endnutzer sollte man sich vor allem mit den fertigen Produkten der Fotokameras etwas auskennen. Das heißt: Auflösung, Bildrate und Bitrate. Die ersten zwei dürften klar sein: Anzahl Pixel (Auflösung) und Anzahl Bilder (Bildrate) pro Sekunde. Die Bitrate hingegen zeigt, wie groß der Datenstrom pro Sekunde ist, den die Kamera produziert und auf das Speichermedium überträgt.
Hier heißt es: je höher Auflösung und Bildrate, desto höher auch die Bitrate. Aber: Bei Fotokameras läuft das oftmals nicht ganz so linear. Ist die Kamera durch SD-Karten limitiert, kann die Bitrate nicht besonders hoch steigen.
Nimmt man in 4K bei 100 FPS auf, ist der Datenstrom deutlich grösser als bei Full HD mit 25 FPS. Allerdings sind die Bitraten bei vielen Kameras zwischen diesen beiden Einstellungen gar nicht so unterschiedlich.
Das liegt unter anderem an Faktoren wie der Farbtiefe. Der Sensor der Kamera ist theoretisch in der Lage, deutlich mehr aufzunehmen, als er in der maximal möglichen Bitrate an die Speicherkarte weitergeben kann.
Qualität und Formate (2)
Deshalb werden gewisse Daten wie die Farbtiefe gestutzt, um Daten zu sparen. So kann es durchaus sein, dass eine 4K-Aufnahme zwar hochauflösender ist, aber farblich weniger detailliert als eine Full-HD-Aufnahme aus der gleichen Kamera.
Kontrolle über diese Werte erhalten Sie bei einigen Kameras, aber nicht bei allen. In vielen Fällen gibt es eine Liste von Voreinstellungen, die in der vorgeschlagenen Kombination garantiert funktionieren, oder Sie können die Einstellungen manuell durchführen, es werden aber nicht machbare Optionen ausgegraut, Bild 9.
Zudem ist es immer einen Gedanken wert, wohin Sie mit den ganzen Daten wollen und was das Endprodukt sein soll. Für ein Full-HD-YouTube-Video müssen Sie wahrscheinlich nicht in UHD bei 100 FPS und maximaler Qualität filmen und somit auch nicht Hunderte Gigabyte an Daten produzieren.
Bei den Formaten sollten Sie vor allem wissen, dass bei einem Video mehrere einzelne Dateien in einen Container (Behälter) gepackt werden, der für Sie als finale Datei ersichtlich ist.
Eine Sache des Codecs: Im Normalfall stecken in so einem Container Bild und Ton, manchmal auch noch Untertitel oder weitere (Meta-)Daten. Diese Daten werden in je einem eigenen Format aufgezeichnet und anschließend in einen Container gepackt, der die Daten zusammenbringt und koordiniert.
Typische Video-Coding-Formate in Film- und Fotokameras der letzten Jahre sind etwa AVC/H.264, DV oder Apple ProRes. Diese werden kombiniert mit Audio in Formaten wie AC3, AAC oder MP3.
Die häufigsten Container dafür sind MPEG-4 (.mp4) und QuickTime (.mov). Letztere sind stärker mit Apple assoziiert, beide Containerformate sind heutzutage aber praktisch universell kompatibel.
Sind Sie sich unsicher, wählen Sie am besten AVC/H.264 in einem MPEG-4-Container. Die Wahl des Audioformats ist hingegen nur selten relevant.
Sind Sie stark im Apple-Ökosystem eingebettet, erreichen Sie mit den Formaten ProRes und QuickTime eine bessere Qualität bei ähnlichem Leistungsverbrauch; allerdings auch erst bei der Postproduktion. Und das ist ein Thema für einen anderen Artikel.
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