Die Ergebnisse der aktuellen weltweit durchgeführten Studie "Social Credits and Security: Embracing the World of Ratings" von Kaspersky zeigen Einblicke in die Wahrnehmung, das Bewusstsein und die Erwartungen österreichischer Verbraucher (auch im internationalen Vergleich) zum Thema Social Rating. [...]
So würden 29 Prozent der befragten Österreicher die staatliche Aufsicht von Aktivitäten auf Sozialen Netzwerken zugunsten von mehr Sicherheit für die Bürger befürworten (34 Prozent sind dagegen und 37 Prozent unentschieden) – in Deutschland sehen das im Übrigen 36 Prozent und weltweit sogar 51 Prozent so. Dabei haben nur 13 Prozent (weltweit 46 Prozent) der befragten Österreicher überhaupt schon einmal von Social-Rating-Systemen gehört und sind dennoch bereit, ihre persönlichen und sensiblen Daten, beispielsweise gegen Geld (42 Prozent), einen Job (39 Prozent) oder für bessere finanzielle Konditionen (38 Prozent), zu teilen.
Egal ob Soziale Medien oder Web-Dienste – persönliche Informationen, die Nutzer öffentlich machen und damit mit Dritten teilen, bestimmen bereits heute das Verhalten von Algorithmen und welche Bewertungen Unternehmen – und in Zeiten von Corona auch zunehmend staatliche Stellen (Stichwort Tracking-App) – daraus ziehen.
Dies führt vermehrt zur Einführung von Social-Scoring-Systemen (soziale Kreditsysteme), die die Nutzer auf Basis ihres (Internet-) Verhaltens automatisch kategorisieren – einschließlich geäußerter Meinungen. Wurden solche Systeme anfangs eher von Finanzdienstleistern und E-Commerce-Anbietern eingesetzt, werden sie nun auch in anderen Branchen und zunehmend von staatlichen Stellen weltweit verwendet, um Kandidaten vor der Gewährung gewünschter Dienste und Leistungen zu überprüfen. Darüber hinaus spielen sie bei der Prüfung von Kaufkraft und beim Recht auf Inanspruchnahme bestimmter sozialer Leistungen eine Rolle.
Weltweit: Knapp die Hälfte weiß, wie Social Rating funktioniert
Eine große Herausforderung dabei: Für viele Verbraucher weltweit besteht bisher Unklarheit darüber, wie die eigene Bewertung zustande kommt und wie sie bei eventuellen Fehlern korrigiert werden kann. Die Nutzung von automatisierten Algorithmen, die auf Machine Learning basieren, macht es schwer, Auswahlkriterien und Verlässlichkeit – auch in Sachen Cybersicherheit – einzuschätzen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass mit 45 Prozent fast die Hälfte der Befragten weltweit (für Österreich war das Sample zu gering) Schwierigkeiten haben, zu verstehen, wie ein Social-Credit-System überhaupt funktioniert.
„In der Vergangenheit konnten Regulierungsbehörden und politische Entscheidungsträger in den meisten Ländern nicht mit der Geschwindigkeit Schritt halten, mit der solche Social-Rating-Systeme bereits eingeführt wurden“, erklärt Genia Kostka, Professorin für Sinologie an der Freien Universität Berlin. „Während sie heute zunehmend in den Alltag eingebunden werden, ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken wie Datenschutzverletzungen, Diskriminierung und Vorurteile zu erörtern. Gesellschaften müssen ehrlich und transparent darüber diskutieren, ob und wie sie solche Technologien einsetzen wollen und, was noch wichtiger ist, von wem und zu welchen Zwecken.“
Datenschutz und IT-Sicherheit in der Welt der Social Ratings
Laut den Sicherheitsexperten von Kaspersky sind Social-Scoring-Systeme partiell anfällig für Manipulationen, etwa um die Bewertung eines Teilnehmers künstlich nach unten oder nach oben zu korrigieren. Hinzu kommen die generellen Gefahren für die Sicherheit von Computersystemen, deren technische Umsetzung und Programmierung angegriffen werden kann. Das könnte letztlich zur Etablierung eines neuen Schwarzmarktes führen, auf dem die Bewertung von Nutzern gegen Geld gehandelt wird.
„Staaten und Unternehmen treiben die Digitalisierung rasch voran, da sie von der Technologie und den vorhanden Nutzerdaten profitieren können“, sagt Marco Preuss, Leiter des Europäischen Forschungs- und Analyse-Teams (GReAT) bei Kaspersky. „Auf der einen Seite verbessern Technologie und Daten die Dienste und erleichtern so das Leben der Anwender. Auf der anderen Seite bleibt unklar, wie weit der Zugriff auf persönliche Daten und der Eingriff in das Leben der Bürger schon voran geschritten ist und -wie damit umgegangen wird. Das ist besonders wichtig in Zeiten von Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen, in der sich Menschen zwangsweise auf Online-Dienste verlassen müssen. So notwendig die Kontrolle des öffentlichen Lebens derzeit sein mag, es besteht das Risiko, dass die Menschen morgen die Kontrolle über ihr Leben verlieren.“
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