7 Herausforderungen für IT-Manager 2022

Von hybriden Arbeitsumgebungen bis zu gefragten Skills: Um erfolgreich zu sein, müssen IT-Führungskräfte auch in diesem Jahr einige komplexe Probleme bewältigen. [...]

Der Kampf um Fachkräfte, IT-Security und hybride Arbeitsumgebungen gehören für CIOs auch 2022 zu den zentralen Herausforderungen (c) pixabay.com

Die Hürden, denen sich IT-Führungskräfte im Jahr 2022 gegenübersehen, wirken auf den ersten Blick vertraut: Top-Talente müssen gesucht und gebunden werden, hybride Arbeitsumgebungen sollen benutzerfreundlich und stabil sein, und über allem steht die IT-Sicherheit auf der Agenda. Dabei hat die anhaltende Pandemie diese Herausforderungen noch einmal verschärft.

So öffnet sich die Fachkräftelücke zumindest in den USA durch die „Great Resignation“, die große Kündigungswelle, noch weiter. Auch die Unterstützung verteilter Teams ist jetzt in den meisten Unternehmen eine Notwendigkeit. Und die Absicherung der persönlichen mobilen Geräte der Mitarbeiter sowie anderer Devices für Remote Work hat auf breiter Front an Bedeutung gewonnen, qualitativ sowie quantitativ.

Zu diesen Bedenken sind neue hinzugekommen, darunter psychische Ausfälle als Folge der Pandemie sowie ein Mangel an Halbleitern und damit an Geräten, die die IT und die Wirtschaft insgesamt antreiben. Hier erfahren Sie, wie Unternehmen ihre größten Herausforderungen für 2022 angehen wollen.

Herausforderung 1: Wettbewerb um Talente

Eine zentrale Herausforderung im Jahr 2022 ist die Suche nach IT-Mitarbeitern. Dan Zimmerman, CIO und Chief Product Officer von TreviPay, geht davon aus, dass der Wettbewerb um die besten Talente sehr hart geführt wird. Und obwohl verteilte Belegschaften den Talentpool vergrößert haben, gibt es immer noch nicht genug Experten mit den erforderlichen Fähigkeiten. „Die Pandemie hat viele Menschen dazu veranlasst, ihre berufliche Laufbahn neu zu überdenken“, sagt Zimmerman.

„Wir müssen einerseits die Kosten für die Anwerbung von Spitzenkräften im Auge behalten, andererseits aber auch erkennen, dass viele Arbeitnehmer im Büro arbeiten oder eine hybride Arbeitslösung angeboten bekommen möchten.“ Dies bedeute, dass Büros mehrere Anforderungen bewältigen müssen – zum Beispiel Videokonferenzmöglichkeiten in jedem Besprechungsraum – und dass Stellenbeschreibungen diese Art von Flexibilität widerspiegeln werden. „Es wird wichtig sein“, so Zimmerman, „zuzuhören und Feedback darüber einzuholen, was funktioniert und was nicht, denn wir lernen alle dazu“.

Ginna Raahauge, CIO bei Zayo, bestätigt, dass es immer schwieriger wird, Mitarbeiter mit technischen Fähigkeiten für die digitale Transformation zu finden. Gleichzeitig sei der Bedarf an diesen Fähigkeiten während der Pandemie gestiegen. „Technisch sehr versierte Mitarbeiter, die Erfahrung mit Cloud-Umgebungen, Machine Learning, Data Science und Software haben, waren bei Tech-Unternehmen schon immer gefragt – inzwischen stehen diese Skills bei fast jedem Unternehmen auf der Liste, was zu einem größeren Wettbewerb um erstklassige Entwickler, Software-Ingenieure und Datenanalysten führt.“

Abgesehen von der Nachfrage nach Tech-Talenten gibt es derzeit in den meisten Branchen einen allgemeinen Mangel an qualifizierten Bewerbern, der mit dem in den Medien viel beachteten Trend der „Great Resignation“ zusammenhängt. Das Fehlen der richtigen Leute setze jedes Unternehmen unter Druck – unabhängig davon, ob es das nötige Budget aufweist. „Wenn man nicht über die richtigen Talente verfügt, kann man eben die Aufgaben nicht erledigen, die man sich vorgenommen hat“, so Raahauge.

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Herausforderung 2: Ungleichgewicht in Sachen IT Skills

Die meisten Manager sehen eine Qualifikationslücke zwischen den Fähigkeiten ihrer derzeitigen Mitarbeiter und den Schlüsselbereichen, die für den Erfolg in den nächsten drei bis fünf Jahren notwendig sind. Dazu werden unter anderem Data Science, digitale Transformation und Innovation gezählt, berichtet Suneet Dua, US Products and Technology Chief Growth Officer bei PwC. „Dies stellt eine echte Herausforderung für alle Unternehmen dar. Schließlich müssen wir sicherstellen, dass unsere Mitarbeiter über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen, um unser Unternehmen dorthin zu bringen, wo es hin soll“, sagt Dua.

Mark Schlesinger, Senior Technical Fellow bei Broadridge, unterstreicht, dass der Mangel an Talenten die Notwendigkeit verstärkt, vorhandene Mitarbeiter weiterzubilden. „Angesichts der jüngsten Trends zu höheren Fluktuationsraten können es sich die meisten Unternehmen nicht leisten, mit den steigenden Gehältern Schritt zu halten“, so Schlesinger. „Viele IT-Führungskräfte werden folglich weiterhin Schwierigkeiten haben, Schlüsselpositionen im Technologiebereich zu besetzen.“

Dies führe zu einem zweigleisigen Ansatz, bei dem einerseits externe Talente akquiriert werden, wo echte Wissenslücken bestehen, und andererseits der Schwerpunkt auf der Weiterbildung und Umschulung bestehender IT-Experten liegt. „So kann die Fluktuation verringert werden und, wenn es richtig umgesetzt wird, die Dynamik bei der Gewinnung neuer Talente steigen.“

Herausforderung 3: Pflege von hybriden Umgebungen

Ginny Raahauge von Zayo sagt, dass sie sich mit anderen CIOs austauscht, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die hybride Arbeitsumgebung der nahen Zukunft aussehen wird. Ein Knackpunkt sei beispielsweise die Zuverlässigkeit der Video-Conferencing-Tools sowohl im Büro als auch bei den Mitarbeitern zu Hause. „Sie sind ein ständiges Rätsel für einen CIO, weil sie eine Reihe von Problemen wie Kosten, Kompatibilität, Latenz und Netzwerkzuverlässigkeit mit sich bringen“, sagt sie.

„Haben Unternehmen nicht in Video-Lösungen investiert, die eine konsistente, zuverlässige Konferenzumgebung auch für verteilte Standorte bieten, wird die Rückkehr an den Arbeitsplatz nicht wirklich reibungslos verlaufen.“ Diejenigen Firmen, die in eine gut konzipierte Architektur für hybride Arbeitsumgebungen investiert haben, werden besser aufgestellt sein als ihre Konkurrenten, prognostiziert Raahauge.

Hazim Macky, Vice President of Engineering bei Coinme, berichtet, dass sein Unternehmen einen „Remote-First“-Ansatz verfolgt. Allerdings biete man Mitarbeitern, die lieber vor Ort arbeiten, echte Büros an, überwiegend in gemeinsam genutzten Räumen wie Co-Working-Saces. „Dies prägt unsere Kultur sowie die Art und Weise, wie wir Geschäfte machen und wie Mitarbeiter zusammenarbeiten, um ihre Aufgaben zu erfüllen“, sagt Macky. „Aus technologischer Sicht hat aber die Einrichtung von Systemen und Softwareplattformen für Collaboration und effektive Kommunikation bei uns Priorität – dies werden wir 2022 fortsetzen.“

Um diesen Wandel zu unterstützen, würden die Prozesse von Coinme umgestaltet, damit sie größtenteils digital und Cloud-fähig sind, sagt Macky. „Auch wenn die Arbeit aus der Ferne einige Herausforderungen mit sich bringt, überwiegen für uns die Vorteile mit aktuellen, cloudbasierten Tools.“

Herausforderung 4: Kampf gegen Cyber-Kriminelle

Es ist davon auszugehen, dass Cyberangriffe im laufenden Jahr noch zahlreicher und raffinierter werden. Rich Murr, CIO von Epicor, sucht derweil nach Partnern, um die Bedrohung gemeinsam einzudämmen. „Der Kampf gegen Cyberkriminelle erfordert eine kontinuierliche und rigorose Verbesserung der Cybersecurity-Fähigkeiten“, sagt Murr, „und wir suchen zunehmend nach Drittanbietern, die uns bei unseren Bemühungen unterstützen“. Chris Conry, CIO bei Fuze, sieht ebenfalls die Notwendigkeit für IT-Teams, Partner-Services zu integrieren, die verdächtige Aktivitäten ständig überwachen und das Unternehmen warnen, wenn Bedrohungen entdeckt werden.

„Dies ist vor allem innerhalb mobiler Unternehmensnetzwerke von entscheidender Bedeutung, da böswillige Akteure ein größeres Interesse an TK-Technologie haben und viele Mitarbeiter inzwischen im Rahmen des hybriden Geschäftsmodells ihr Tagesgeschäft über mobile Geräte abwickeln“, so Conry. Eine proaktive Überwachungsstrategie entlaste IT- und Sicherheitsteams, indem sie potenzielle Probleme löst, bevor sie sich zu Sicherheitsverletzungen ausweiten, „und sie durchbricht den ständigen Kreislauf von Sicherheitslücken in hybriden Geschäftsmodellen“.

Auch wenn die Bedrohung durch Cyberangriffe kaum zu überschätzen ist, verweist Tommy Gardner, CTO von HP Federal, auf das Spannungsfeld zwischen der Implementierung bestmöglicher Sicherheitsmaßnahmen und der Einhaltung eines angemessenen Budgets. „Ransomware wird auch im Jahr 2022 das größte Sicherheitsproblem sein, und Unternehmen sollten die Sicherheit ihrer Geräte und Netzwerke kontinuierlich verbessern, um ihre Organisationen zu schützen“, fordert Gardner.

„CIOs und IT-Führungskräfte müssen der Führungsebene und internen Entscheidungsträgern klarmachen, dass Investitionen in die Sicherheit oberste Priorität haben.“ Sie könnten aufzeigen, wie die Investition in neue Automatisierungstools oder KI-Funktionen für die Echtzeitüberwachung dazu beitragen, das Risiko von Ransomware-Attacken zu minimieren. „Ebenso wichtig ist es, diese Entscheidungsträger über das Risiko aufzuklären, das ein Unternehmen eingeht, wenn der Sicherheit keine Priorität eingeräumt wird oder Risikomanagement-Frameworks nicht eingehalten werden“, so Gardner.

Herausforderung 5: Engpässe bei IT-Komponenten

Prasad Ramakrishnan, CIO und CISO bei Freshworks, berichtet, dass nicht nur sein Unternehmen mit Nachdruck daran arbeitet, die Folgen der weltweiten Mikrochip-Knappheit zu bewältigen, von der die meisten Branchen betroffen sind. „Die Herausforderungen in der Lieferkette für IT-Hardware und -Geräte sind real“, sagt Ramakrishnan. „Unsere Teams entwickeln Strategien für unsere Beschaffungsplanung, um etwaige Hindernisse, die uns im Jahr 2022 begegnen könnten, abzumildern. Wir sind immer auf der Suche nach alternativen Lösungen, minimieren unseren Chipverbrauch und überwachen die Verfügbarkeit permanent.“

Herausforderung 6: Psychische Probleme und Burnout

Die Anforderungen an die IT-Teams hätten zu einer Zunahme von Burnout-Fällen unter den Mitarbeitern geführt, da die verfügbaren Budgets nicht im Verhältnis zur gestiegenen Arbeitsbelastung gewachsen sind, berichtet Malcolm Ross, Vice President of Product Strategy und stellvertretender CTO bei Appian. „Diese Herausforderungen werden auch im neuen Jahr bestimmen, wie IT-Führungskräfte ihre Rolle ausüben und wie erfolgreich sie sind“, so Ross. Die fehlende Abstimmung zwischen den Entscheidungsträgern des Unternehmens und den IT-Führungskräften sei der eigentliche Schuldige, „und es bedarf eines systemischen organisatorischen Wandels, um die Flut aufzuhalten“.

Um das Engagement seiner Mitarbeiter zu stabilisieren, setzt Freshworks laut Ramakrishnan auf berufliches „Cross-Training“ – Aufgaben werden innerhalb der Abteilung gewechselt. „Die Jobrotation ermöglicht es unseren Mitarbeitern, neue Projekte zu übernehmen, mit anderen Teammitgliedern zu arbeiten, sich neuen Herausforderungen zu stellen und zusätzliche Fähigkeiten zu erlernen.“ Es sei überaus wichtig, die Talente an Bord zu halten, und alles zu tun, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu gewährleisten.

Zudem konzentriert sich Ramakrishnan auch auf die Bereitstellung von Werkzeugen am Arbeitsplatz, die den Mitarbeitern die gleiche Benutzerfreundlichkeit bieten, die sie von Consumer-Technologien kennen. „Wir befinden uns im Goldenen Zeitalter der User Interfaces, und Mitarbeiter erwarten am Arbeitsplatz dieselbe Einfachheit, sofortige Erfolgserlebnisse und Autonomie, die sie auch in ihrem täglichen Leben erleben“, sagt er. „Der kontinuierliche Einsatz von RPA-Tools, Bots und intelligenten Anwendungen ist für Unternehmen, die ihre Mitarbeiter bei Laune halten und Frustrationen oder Kündigungen minimieren wollen, von zentraler Bedeutung.“

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Herausforderung 7: Change-Management – den Wandel vorantreiben

Der schwierige Teil der digitalen Transformation sei nicht die Technologie, sondern das Change-Management, insbesondere in unsicheren Zeiten, sagt Aref Matin, CTO bei Wiley. „Zwar erfordert die Transformation viel Aufwand, Planung und Umsetzung“, so Matin. „Aber der technologische Aspekt ist oft der einfache Teil des Projekts. Wenn nämlich die Mitarbeiter an ein bestimmtes System oder einen bestimmten Prozess gewöhnt sind, ist die mentale Umstellung viel schwieriger.“

Weil viele verschiedene Perspektiven im Spiel sind, rät Matin, sich auf die Menschen zu konzentrieren, die an dem Prozess beteiligt sind. Diese sollte ihre eigenen Perspektiven einbringen können. „Geht es um groß angelegte Veränderungen im gesamten Unternehmen, sind für mich sowohl Empathie als auch Ergebnisse wichtig.“ Das Gleichgewicht sei entscheidend. „Als Unternehmen haben wir eine Kultur geschaffen, die auf die Unterstützung unserer Mitarbeiter ausgerichtet ist.

Wir müssen zuhören und offen sein für eine Vielzahl von Anliegen und Bedürfnissen.“ Diese könnten nicht einfach abgetan werden. IT-Führungskräfte müssten sich seiner Einschätzung nach mehr auf den menschlichen Aspekt konzentrieren, um wesentliche Veränderungen für das Unternehmen einfacher zu gestalten.

*Paul Heltzel schreibt für die US-Schwesterpublikation cio.com. Zuvor schrieb er als Autor unter anderem für Discovery News, National Geographic und PC World.

**Moritz Iversen ist freier Journalist in München.


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