Die Studie "Die Amazon-Methode – Wie man das internationale Staatensystem ausnutzt, um Steuerzahlungen zu vermeiden" der University of London zeigt, wie dreist der weltgrößte Onlinehändler Amazon vorgeht, um trotz milliardenschwerer Gewinne keine Steuern zu zahlen. [...]
Der Trick: Amazon nutzt gezielt seine Tochterunternehmen außerhalb der USA und lässt sie absichtlich Verluste schreiben, um so Gewinnsteuern reduzieren zu können. Eine zentrale Rolle bei diesem Steuertrick spielt Luxemburg, wo Amazon seinen Europasitz hat. Drei Viertel aller Amazon-Geschäfte außerhalb der USA laufen über Luxemburg, wo wiederum Verluste von Tochterfirmen über Verlustvorträge in Steuergutschriften umgewandelt werden können – die schlussendlich in den USA zur Wirkung kommen und dort geltend gemacht werden.
Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will ist fassungslos: „Mittlerweile weiß jedes Kind, dass der größte Onlinehändler der Welt kaum Steuern zahlt“, so Will. „Das ist unfassbar, denn damit finanzieren wir Europäer mit unseren Steuergeldern die globale Expansionspolitik von Amazon zulasten heimischer KMU-Händler. Österreichische Händler müssen noch dazu unzählige Zwangsabgaben, Gebühren und hohe Lohnnebenkosten stemmen, während Amazon völlig vogelfrei agieren kann. Es braucht endlich einen New Digital Deal und eine faire Besteuerung der Marktteilnehmer“, fordert Will.
Seit Jahren wird auf OECD-Ebene über einen Umbau des Steuersystems verhandelt. Unternehmen werden derzeit dort besteuert, wo sie physisch präsent sind und nicht wo die Konsumenten der Unternehmen sitzen. Eine Mindeststeuer für große multinationale Konzerne in Höhe von 21 Prozent wurde von der US-Regierung erst kürzlich in den Ring geworfen. Eine Einigung auf OECD-Ebene muss aus Sicht des Handelsverbandes spätestens in diesem Jahr erfolgen.
Die Zeit drängt, denn allein im ersten Quartal 2021 konnte Amazon seinen Globalumsatz um satte 44 Prozent auf mehr als 108 Milliarden Dollar steigern und den Gewinn verdreifachen. Damit zählt Amazon zu den größten „Corona-Gewinnern“ überhaupt. Höchste Zeit, diese Milliardengewinne fair zu besteuern, findet der Handelsverband: „Je weniger Steuern die multinationalen Onlinegiganten aus Drittstaaten bezahlen, desto größer wird die Belastung für alle anderen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Das ist nicht nur standortschädlich und ein Raub an der Allgemeinheit, sondern in Zeiten der Corona-Krise auch unsolidarisch, da es mittelständischen Unternehmen die Innovationskraft nimmt. Eine Gleichbehandlung aller Marktteilnehmer im Handel ist unumgänglich – auch im Comeback-Plan und in der Standortstrategie der österreichischen Bundesregierung darf das nicht fehlen“, so Branchensprecher Rainer Will abschließend.
Amazon weist Vorwürfe zurück
Ein Sprecher von Amazon meinte auf die Vorwürfe des Handelsverbandes hin gegenüber der COMPUTERWELT, dass der Bericht eine ungenaue Darstellung der grundlegenden Bestimmungen in US-amerikanischen und internationalen Steuercodes enthielte. Amazon würde alle US-amerikanischen und internationalen Steuergesetze und Finanzbuchhaltungsregeln einhalten. „Die Unternehmenssteuern basieren auf Gewinnen und nicht auf Einnahmen, und unsere internationalen Gewinne sind angesichts unserer großen globalen Investitionen niedrig geblieben“. Steuergesetze wären genau dazu da, jene Investitionen zu fördern, die Amazon getätigt habe, um die Weltwirtschaft voranzutreiben.
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