Die Komplexität der Cloud ist eine Herausforderung. Deshalb soll künstliche Intelligenz das FinOps-Konzept für das Finanzmanagement des IT-Betriebs erweitern. [...]
Die digitale Transformation hat in nur wenigen Jahren die Landschaft der Unternehmens-IT grundlegend verändert. Die Ausgaben für Public-Cloud-Dienste folgen einem steilen Aufwärtstrend. Laut einer Prognose des Forschungsinstituts Gartner von 2023 dürften die weltweiten Auslagen für Public-Cloud-Dienste im laufenden Jahr 2024 ein Volumen von 725 Milliarden Dollar erreichen. Das entspricht einem Zuwachs um 21,44 Prozent gegenüber 2023. Dieser Anstieg wird durch die Nachfrage nach skalierbaren Rechenkapazitäten angetrieben, insbesondere für Technologien wie generative KI und große Sprachmodelle (LLMs).
Die Kehrseite der Medaille ist: Die Migration der Unternehmens-IT in die Cloud und das Aufkommen von Multi Cloud-Architekturen haben einen sprunghaften Anstieg der Cloud-Kosten nach sich gezogen. Die Sorge um verschwenderische Cloud-Ausgaben geht um. Der zunehmende Kostendruck im Cloud-Betrieb macht es notwendig, die Ausgaben für operative Projekte laufend zu evaluieren. Der Wegfall traditioneller Nutzungsmodelle und Beschaffungszyklen und die rasch zunehmende Komplexität des Cloud-Betriebs stellen gleichzeitig althergebrachte Management-Praktiken in Frage.
Die Bemühungen, die Cloud-Ausgaben mit den eigenen Geschäftszielen in Einklang zu bringen und Transparenz in der Cloud-getriebenen Wertschöpfung zu schaffen, haben das FinOps-Konzept hervorgebracht, einen speziell auf die Cloud ausgerichteten Ansatz für das Finanzmanagement des IT-Betriebs. Das Konzept setzt an der Schnittstelle von Cloud-Technologie, Finanzen und Unternehmensstrategie an und verändert grundlegend die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Cloud-Ausgaben planen, verwalten und optimieren. Das Hauptziel von FinOps ist es, unnötige Mehrkosten und ineffizienten Prozessen, zu beseitigen beziehungsweise zu vermeiden.
Herausforderungen der Cloud-Kosten
Das Finanzmanagement von IT-Ausgaben hat im Cloud-Verbrauchsmodell mit einer Reihe von schweren Herausforderungen zu kämpfen:
- Die schwer verständliche Preisgestaltung und Abrechnung der Cloud-Anbieter.
- Die fehlende Sichtbarkeit der verbrauchten Dienste und Ressourcen.
- Die unzureichend ausgeprägten Rechenschaftspflichten in der eigenen Organisation.
- „Bleistift-lastige“ Optimierungsansätze.
- Aus dem Ruder laufende Automatisierungen.
- Isolierte Kostenoptimierungen in einer verbundenen Multi- oder Hybrid-Cloud.
Vor diesem Hintergrund verspricht ein FinOps-Ansatz für Unternehmen hauptsächlich drei Vorteile:
- Verbesserte Kosteneffizienz: Durch Echtzeitanalysen und Prognosetools innerhalb des FinOps-Rahmenwerks können Unternehmen ihre Cloud-Ausgaben im Hinblick auf ihre Geschäftsziele optimieren.
- Höhere Agilität: Die Implementierung von FinOps-Praktiken, welche Elemente des DevOps-Ansatzes aufnehmen, ermöglicht es, Finanzprozesse zu automatisieren; dadurch können Organisationen ihre Budgetierung dynamischer und anpassungsfähiger gestalten und ihre Reaktionsfähigkeit verbessern.
- Zielgerichtete Investitionen: FinOps hilft Unternehmen, ihre Cloud-Ausgaben im Hinblick auf Innovation und Wachstum zielgerichtet zu optimieren.
Hoffnungsträger FinOps
FinOps versteht sich als ein operatives Modell für das Management von Cloud-Ausgaben. Der Begriff ist ein Amalgam aus „Finanzen“ und „DevOps“ und soll zum Ausdruck bringen, dass man finanzielle Verantwortlichkeiten beim Cloud-Betrieb mit DevOps-Praktiken in den Griff bekommen will. Immer mehr Organisationen mit einer ausgeprägten Cloud-Präsenz von Lufthansa bis Aldi Süd setzen auf diese Methode. Kein Wunder, denn das Management von Cloud-Ausgaben steht an der Spitze der Cloud-Herausforderungen, wie eine jährliche Umfrage von Flexera, einem auf IT-Management-Lösungen spezialisiertes Unternehmen, jedes Mal aufs Neue bestätigt.
In FinOps dreht sich fast alles um Kosten, aber nicht ausschließlich. FinOps zielt darauf ab, den Wert von Cloud-Investitionen des Unternehmens im Einklang mit seinen Geschäftszielen zu maximieren. Durch eine Kombination aus Praktiken, die agiles, DevOps-ähnliches Arbeiten mit finanzieller Verantwortung und Budgetierung verknüpfen, will FinOps den Unternehmen zu einer höheren Wertschöpfung aus der Cloud verhelfen. „Es geht nicht bloß darum, Geld zu sparen. Und auch nicht, die Nutzung der Cloud zu reduzieren“, erläutert Brian Adler, Senior Director for Cloud Market Strategy bei Flexera. Der Sinn von FinOps sei es, aus jeder Cloud-Investition den größtmöglichen Nutzen zu ziehen, bestätigt J.R. Storment, Executive Director der The FinOps Foundation.
Bei FinOps geht es darum, schreibt IBM in einem Blog, Hindernisse zu beseitigen und die Entwicklungsteams in die Lage zu versetzen, bessere Funktionen oder Anwendungen bereitzustellen und Migrationen schneller zu bewältigen. „Manchmal beschließt ein Unternehmen, den Gürtel enger zu schnallen. Manchmal entscheidet es sich, mehr zu investieren. Aber mit FinOps wissen Teams, warum sie diese Ausgabenentscheidungen treffen“, erläutert der Anbieter der Bluemix-Cloud, nicht ganz uneigennützig versteht sich. IBM sieht FinOps als eine dynamische Disziplin des Cloud-Finanzmanagements in Hybrid- und Multicloud-Umgebungen und als Pfeiler einer gesunden Unternehmenskultur im Cloud-Zeitalter.
IBM beansprucht für sich eine Schlüsselrolle in der Entwicklung und Förderung von FinOps. In IBMs Programmier-Software Lingo ist allerdings von „Cloud-FinOps“ die Rede. Das mag indirekt andeuten, dass auch der Betrieb mancher Hardware in einem On-Premise-Rechenzentrum aufgrund ihres verbrauchsorientierten Abrechnungsmodells schon mal ein FinOps-Team auf den Plan ruft. Denn auch andere Anbieter, darunter Lenovo mit seinen TruScale-Services, sind inzwischen in IBMs Fußstapfen getreten – mit eigenen OPEX-zentrierten Modalitäten einer verbrauchsbasierten Vor-Ort-Bereitstellung von Hardware. Der Ansatz von IBM unterstreicht die Wichtigkeit einer engen Kooperation zwischen dem IT-, Finanz- und Geschäftsteam, um fundierte, datengesteuerte Finanzentscheidungen mit kurzen Reaktionszeiten zu ermöglichen. Ein essenzieller Faktor in diesem Kontext ist die Fähigkeit, Agilität, Kosten und Nutzen auszubalancieren.
FinOps-Kompetenz „erfolgskritisch“
Die wachsende Bedeutung von FinOps in Deutschland und Europa macht sich immer stärker bemerkbar. Unter dem Banner FinOps X hat etwa die Tochterorganisation der prominenten Linux Foundation die weltweit größte Veranstaltung zum Thema FinOps ins Leben gerufen. Im laufenden Jahr findet das globale Stelldichein gleich zwei Mal statt: vom 19. bis 22. Juni im kalifornischen San Diego und vom 11. bis 14. November im spanischen Barcelona.
Roland König, Leiter des Geschäftsfelds Virtualisierung und Cloud bei der Bechtle AG: „Die Fähigkeit, den technologischen Nutzen der Cloud in Business-KPIs zu übersetzen, wird zunehmend erfolgskritisch.“ (c) Bechtle AG
Mit der wachsenden Verbreitung von Multi-Cloud-Strategien und der steigenden Nutzung einer beachtlichen Vielfalt von Cloud-Computing-Diensten dürfte die Bedeutung von FinOps nur noch weiter zunehmen. Diese Sicht hält unter anderem Jon Brown, Senior Analyst der Enterprise Strategy Group, für unumstritten. Das zeigt sich auch in den Stellenanzeigen. Neun von zehn europäischen Unternehmen sehen FinOps-Skills bereits als „entscheidend im Cloud-Innovationswettlauf“ an. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von VMware EMEA. Knapp neun von zehn Unternehmen (88 Prozent) in Europa suchen demnach aktiv nach FinOps-Kompetenzen bei Bewerbern mit DevOps-Expertise; mehr als sechs dieser Organisationen (64 Prozent) gehen aber leer aus.
Eine weitere von VMware durchgeführte Live-Analyse von Cloud-Stellenangeboten in denselben sechs europäischen Märkten deutet darauf hin, dass auch das Interesse der Bewerber an FinOps stark zunimmt. In Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden ist der Trend besonders stark ausgeprägt. Die Online-Suche nach Stellen, die auf FinOps basieren, stieg innerhalb der letzten drei Jahre um 296 Prozent in Frankreich, um 665 Prozent in Großbritannien und um 1.200 Prozent in den Niederlanden. Die aktuelle Wirtschaftslage bedeute mehr denn je, dass Unternehmen „in kürzester Zeit einen größeren finanziellen und betrieblichen Nutzen aus ihren Cloud-Investitionen ziehen“ müssten, urteilen die Analysten.
Die Fähigkeit, „den technologischen Nutzen der Cloud in Business-KPIs zu übersetzen werde zunehmend erfolgskritisch“, kommentiert Roland König, Leiter des Geschäftsfelds Virtualisierung und Cloud sowie Geschäftsführer der Systemhäuser München/Regensburg bei der Bechtle AG. IT-Spezialisten müssten aus seiner Sicht die Geschäftsrealität der Kundenorganisation dermaßen gut kennen, dass sie nicht nur die Technologie selbst, sondern auch deren betriebswirtschaftlichen Wert dem Kunden transparent vermitteln könnten.
Während im vergangenen Jahrzehnt der Cloud-Revolution die bedarfsgerechte, zeitnahe Skalierbarkeit der Cloud im Vordergrund stand, würde es in dem kommenden Jahrzehnt darauf ankommen, „die Kontrolle über die Wirtschaftlichkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit der Cloud zu verbessern“, urteilen die Analysten von VMware EMEA.
In einer Welt, in der Cloud-Dienste automatisch skalieren und sich autark den Anforderungen anpassen können, stünden Unternehmen nicht zuletzt vor der Herausforderung, ihre Kostenkontrollen mit Nachhaltigkeitszielen unter einen Hut zu bringen. Traditionelles Finanzmanagement würde hier an seine Grenzen stoßen. Die Integration von Nachhaltigkeitszielen in FinOps-Praktiken ist eine neue Entwicklung. Sie spricht für den Realitätssinn der Fin-Ops-Gemeinde. Sie fördert einen umweltfreundlicheren operativen Rahmen für den Betrieb der Unternehmens-IT, ohne die Kosten aus dem Blick zu verlieren. FinOps kann zwischen den beiden Zielsetzungen eine Brücke schlagen.
Schlüsselprinzipien des FinOps-Einsatzes
Die jüngste Studie „The State of FinOps (2023)“ der FinOps Foundation beleuchtet den Einsatz von FinOps in der Praxis. Die Studie basiert auf einer umfassenden Umfrage in der weltweiten Gemeinschaft der FinOps-Praktiker. Die Quintessenz der Resultate lautet: FinOps ist vorrangig eine kulturelle Transformation. Die Analysten sehen das Wesen von FinOps nicht in Werkzeugen, sondern im Bestreben, eine kooperative Kultur zu fördern. Es gehe darum, Finanzen, IT und Geschäftsbetrieb zu integrieren, um eine stärkere finanzielle Klarheit und höhere betriebliche Effizienz zu erreichen. Demgegenüber würden die Werkzeuge nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Integration von FinOps-Praktiken sorge mit dem Aufbau funktionsübergreifender Teams für eine enge Zusammenarbeit zwischen Finanz-, IT- und Geschäftsbereich. Auf Basis der Umfrage hat der Technischen Beirat der FinOps-Foundation Strategien und Best Practices entwickelt und eine Reihe von Schlüsselprinzipien für FinOps ausgearbeitet:
- Die Zusammenarbeit von Teams entscheidet über den Erfolg von FinOps-Initiativen.
- Entscheidungen basieren auf dem Geschäftswert der Cloud; granulare wertbasierte Metriken zeigen die Zusammenhänge besser als aggregierte Ausgaben.
- Jeder Cloud-Nutzer übernimmt Verantwortung für den eigenen Cloud-Verbrauch.
- FinOps-Daten sollen für alle Beteiligten zugänglich sein und zeitnah vorliegen; Echtzeit-Sichtbarkeit und schnelle Feedbackschleifen fördern Effizienz.
- FinOps wird von einem zentralen Team vorangetrieben.
- Das flexible Kostenmodell der Cloud sollte als Chance gesehen werden, einen Mehrwert zu liefern, nicht als ein Risiko; die Beteiligten sollen agile iterative Planung gegenüber statischen Langzeitplänen bevorzugen.
FinOps in der Praxis: Viel Lärm um Nichts?
FinOps hat zwar rasante Fortschritte vorzuweisen und steht im Mittelpunkt moderner Cloud-Strategien, aber erhebliche Herausforderungen behindern die Realisierung des vollen Potenzials und verzögern Projekte. FinOps mag zu einem besseren Verständnis der Cloud-Kosten beitragen, jedoch führt es nicht automatisch zu besseren Geschäftsergebnissen. Bei näherer Betrachtung aktueller Studienergebnisse kann man sich dieser Schlussfolgerung kaum entziehen.
Craig Hinkley, CEO bei CloudBolt Software: „Selten in der Geschichte des Geschäftslebens hat sich eine neue Disziplin so schnell herausgebildet und verbreitet wie FinOps.“ (c) CloudBolt Software
Der Frage nach der Praxiswirksamkeit von FinOps ist die Studie „The Real State of FinOps“ von Cloudbolt nachgegangen, einem Unternehmen, das Cloud-Management-Plattformen (CMP) und IT-Automatisierungslösungen anbietet. Die Studie basiert auf einer Erhebung des Forschungsinstituts Wakefield Research im Auftrag von CloudBolt vom Mai 2023. Die Umfrage untersuchte die Ansichten und Praktiken von 500 Führungskräften, Ingenieuren und Entwicklern in Unternehmen mit über 5.000 Mitarbeitern in USA, Kanada, Großbritannien und Australien.
Ergebnis: FinOps gilt immer mehr als entscheidender Faktor für die Beherrschung der Komplexität von Cloud-Kosten. 89 Prozent der Befragten sehen demnach in FinOps das ultimative Mittel dafür. Craig Hinkley, CEO von CloudBolt Software, resümiert: „Selten in der Geschichte des Geschäftslebens hat sich eine neue Disziplin so schnell herausgebildet und verbreitet wie FinOps.“
Fast jeder zweite der Befragten der CloudBolt-Untersuchung (45 Prozent) äußerte zugleich jedoch Zweifel an der Wirksamkeit von FinOps in der Praxis. 15 Prozent erachten FinOps als „theoretisch einfach, aber deutlich schwieriger“ in der Umsetzung. Für dreizehn Prozent ist FinOps nichts anderes als „viel Lärm um nichts“. Sieben Prozent betrachten es als ein „unumgängliches Übel“. Große Begeisterung sieht anders aus.
Rund acht von zehn der Unternehmen, die Wakefield Research befragte (82 Prozent), haben bereits ein formelles FinOps-Team eingerichtet. Im Schnitt setzt sich ein solches Team aus 4,1 Personen zusammen. Organisationen mit der größten FinOps-Reife setzen dabei mehr auf festangestellte Mitarbeiter als auf Auftragnehmer oder externe Hilfe. In knapp sechs von zehn der Organisationen (58 Prozent) berichten die FinOps-Verantwortlichen ihre Kennzahlen und Metriken direkt an die Geschäftsleitung oder den Vorstand. Für knapp sieben von zehn der Befragten (68 Prozent) hat FinOps einen festen Platz innerhalb der strategischen Prioritäten ihrer Organisation.
Ein noch etwas höherer Anteil der Teilnehmer (71 Prozent) bestätigt, dass es eine erhebliche Herausforderung gewesen wäre, ohne den Einsatz von FinOps die IT-Ziele des laufenden Geschäftsjahres zu erreichen. 2Im klaren Widerspruch zu dieser Aussage steht allerdings die Tatsache, dass gerade einmal 1 von 500 Befragten bestätigte, durch FinOps „einen positiven materiellen Einfluss“ auf das Unternehmen bereits erzielt zu haben. 99,8 Prozent der Befragten konnten den FinOps-Initiativen keinen materiellen Nutzen für ihre Organisation abgewinnen. Diese Zahl wirft Fragen auf. Waren die Kostenbremsen in den 71 Prozent Organisationen derart unrealistisch, dass nur ein Höchstmaß an FinOps-Disziplin die Bereitstellung der benötigten Cloud-IT ermöglichen hätte? Das wäre jedenfalls eine plausible Erklärung.
FinOps mag in den untersuchten Organisationen die Kostenspirale in den Griff bekommen haben, ist aber anscheinend kein Wachstumstreiber. „Verluste vermeiden“ ist nicht gleich „Wachstum ankurbeln“. Die Stellschrauben für Letzteres liegen offenbar woanders – zum Beispiel im Geschäftsmodell. Es liesse sich auch argumentieren, dass die Notwendigkeit zur kontinuierlichen Einführung neuer Cloud-Technologien dem FinOps-Team immer wieder neue Hindernisse in den Weg wirft, während die verfügbaren Werkzeuge diesem Fortschritt hinterherhinken.
Was für diese Argumentation spricht, ist der sprunghafte Anstieg der Popularität von hausinternen FinOps-Lösungen in der Studie der FinOps Foundation. Sie brachte „die bisher größte Vielfalt an Werkzeugen für das Cloud-Kostenmanagement“ zum Vorschein – und katapultierte die Kategorie „Homegrown Tooling“ von der fünften Position der Verbreitung in nur einem Jahr auf Platz 1. Sollten die verfügbaren Werkzeuge aufholen, dürften sich noch weitere Vorteile von FinOps materialisieren. Drei von vier der befragten FinOps-Praktiker (75 Prozent) erwarten handfeste, durch FinOps angetriebene Ergebnisse erst in 2 bis 3 Jahren, wenn nicht sogar noch später.
In der Zwischenzeit nimmt die Häufigkeit der FinOps-Berichterstattung laut der FinOps Foundation zu. Jedes zweite Unternehmen, das zuvor mit einer jährlichen Planung auskam, legte im Jahre 2023 mindestens einen Zahn zu. Am stärksten stieg der Anteil von Unternehmen mit monatlichen Planungszyklen im Jahre 2023 an, gefolgt von halbjährlichen und wöchentlichen. Quartals-Zyklen scheinen sich dagegen nicht bewährt zu haben.
Von FinOps zu Augmented FinOps
Während traditionelle FinOps-Lösungen den Unternehmen einen Ausgangspunkt bieten, um die Finanzbuchhaltung mit dem variablen Kostenmodell der Cloud in Einklang zu bringen, scheitern sie oft daran, den Cloud-Fußabdruck auf das Erforderliche zu reduzieren. Dieses Defizit resultiert aus der Zurückhaltung der Engineering-Teams, Zeit für die Optimierung der Cloud-Kosten aufzuwenden. Abhilfe schafft Augmented FinOps, zumindest bei den Vorreitern. In Gartners Hype Cycle for Emerging Technologies in Finance von 2023 ist FinOps zwar noch im ersten Abschnitt bei „Innovation Trigger“ eingestuft, doch klettert es bereits nach oben.
Dieser modifizierte Ansatz des Cloud-gerechten Finanzmanagements übernimmt traditionelle DevOps-Konzepte der kontinuierlichen Integration und Bereitstellung (Stichwort: CI/CD) und weitet sie auf die finanzielle Steuerung, Budgetierung und Kostenoptimierung durch Praktiken der Künstlichen Intelligenz (KI) und des Maschinellen Lernens (ML) aus.
Während traditionelles FinOps die Zusammenarbeit zwischen Engineering-, Finanz-, Technologie- und Geschäftsteams fördert, greift es in Sachen Kostenoptimierung zu kurz. Erst angereichert um KI/ML-gestützte Kontrollen ermöglicht es eine autonome und kontinuierliche Optimierung der Cloud-Infrastruktur und schafft den Sprung vom reaktiven Kostenmanagement zu proaktiver strategischer Planung.
* Anna Kobylinska und Filipe Pereira Martins schreiben für com! professional.
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