Central Bank Digital Currency: Was Sie über CBDC wissen müssen

Central Bank Digital Currency - kurz CBDC - ist die digitale Kryptowährung der Zentralbanken, die einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann. Das müssen Sie wissen. [...]

Central Bank Digital Currency (CBDC): Das müssen Sie über digitales Zentralbankgeld wissen (c) pixabay.com

Die Zentralbanken dieser Welt nähern sich vorsichtig dem Thema Central Bank Digital Currency (CBDC), um der Verbreitung von privaten Währungen entgegenzuwirken – gleichzeitig verspricht die erste verfügbare CBDC der herausgebenden Zentralbank und damit dem verbundenen Land erhebliche Erstanbietervorteile („First mover advantages“). Dadurch entsteht ein Konflikt: Implementierungsentscheidungen müssen wohl bedacht sein, gleichzeitig entsteht ein Wettrennen darum, die erste Zentralbank zu sein, die eine Central Bank Digital Currency auf den Markt bringt.

Central Bank Digital Currency – Definition

Bei Central Bank Digital Currency (CBDC) handelt es sich im Gegensatz zu einer Kryptowährung um digitales Zentralbankgeld, welches die gleichen Tauscheigenschaften wie das bekannte Fiatgeld aufweist. Je nach Modell kann es sich jedoch maßgeblich von Fiatgeld unterscheiden. Dieses digitale Geld ist reguliert und verhält sich nicht wie teilweise hoch volatiles, auf Distributed Ledger Technology (DLT) basierendes Kryptogeld.

Mittels CBDC sinken die Geldbeschaffungskosten, Bezahlvorgänge zwischen Maschinen – über sogenannte Smart Contracts initiiert – werden rechtssicher und auf die kleinsten Werteinheiten aufteilbar (Stichwort “Micropayment”). Geldwäsche wird quasi unmöglich. Zentralisierte IT-Lösungen ermöglichen hier bereits Transfers. Ein standardisiertes Ökosystem basierend auf DLT bietet jedoch viele Vorteile.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

CBDC vs. Bitcoin & Co.

Die fortschreitende Digitalisierung von Lebensräumen und Volkswirtschaften hält auch vor digitalen Zahlungsmitteln nicht inne. 2009 hielt mit Bitcoin die erste öffentlich gehandelte Kryptowährung auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie Einzug. Ziel von Bitcoin ist es, digitale Währung für Jedermann frei zugänglich zu machen. Im Gegensatz zur Fiatwährung kommt Bitcoin dabei ohne intermediäre oder zentrale Autoritäten wie Banken aus und verhindert gleichzeitig das zentrale Problem jeder Kryptowährung, das Double Spending.

Die DLT stellt sicher, dass Ausbuchungen von Transaktionen autonom im Netzwerk durchgeführt werden und dass Transaktionen zwischen Parteien nicht doppelt getätigt werden können. Dabei ist nicht relevant, ob sich die Parteien gegenseitig kennen. Jeder Transaktionsvorgang wird im Netzwerk dezentral und mehrheitlich auf Richtigkeit bewertet und anschließend für alle Beteiligten nachvollziehbar gespeichert. Somit automatisiert die Distributed-Ledger-Technologie auch die Integrität des Netzwerks und die darin enthaltenen Zahlungsinformationen. Dieser Grundsatz ermöglicht es jedem mitzumachen – ohne Registrierung oder das Durchlaufen eines aufwendigen Identitätschecks.

DLT ist damit gewissermaßen der Konkurrent zu traditionellen Finanzinstituten, die bisher für diese Kernprozesse privilegiert waren. Mittlerweile existieren tausende Kryptowährungen, welche sich der Eigenschaften der Distributed-Ledger-Technologie bedienen. Keine davon ist jedoch von einem Staat oder einer Währungsunion (und damit einer Zentralbank) offiziell als Währung anerkannt. Sie gelten damit nicht als universelles Zahlungsmittel – zu unterschiedlich sind die Strukturen und Transparenz dieser Kryptogelder. Größtes Manko ist die hohe Volatilität der Kryptowährungen, wodurch die Wertstabilität leidet.

Central Bank Digital Currency im (Test-)Einsatz

Mit einer CBDC würden Zentralbanken nicht mehr nur rein physisches Geld an die Bevölkerung ausgeben und elektronische Reserven für Geschäftsbanken halten, sondern ein rein digitales Zahlungsmittel als zusätzlichen Standard etablieren. Digitale Zahlungsmittel sind technologieabhängig – daher sollten sich Zentralbanken diesbezüglich strategisch so weit wie möglich unabhängig aufstellen, um einen hohen Grad an Sicherheit gewährleisten zu können. Eine dezentrale Architektur wie DLT erscheint aktuell als vielversprechend um Sicherheit und Kontrolle im digitalen Zahlungsverkehr zu garantieren.

Unser Bargeld legt eine lange Lieferkette zurück bis jeder Einzelne es in den Händen hält. Der sichere Transport ist aufwendig und kostspielig. DLT bringt hier Vorteile im Zusammenspiel von Zentralbanken, Banken und Privatpersonen. Das technische Regelwerk zur Digitalgeldverteilung kann zentral organisiert und geleitet werden. Zentralbanken können beispielsweise ihre Anwendungen mittels DLT ohne aufwändige zusätzliche Technologie dezentral sicherstellen. Privatanwender können ohne Spezialwissen und -gerät sicher an Central Bank Digital Currency teilhaben.

In den letzten Jahren haben Zentralbanken damit begonnen, den Einsatz von digitalem Zentralbankgeld zu testen. Zuletzt machte die chinesische Notenbank, die People’s Bank of China, erste praktische Tests: Regierungsbeamte bekommen ihr Gehalt in Teilen in CBDC ausbezahlt. In der Europäischen Union ist die schwedische Riksbank vermutlich am weitesten fortgeschritten: Die Schweden erforschen bereits seit 2016 eine mögliche CBDC-Einführung. Dort soll eine E-krona die bereits in der Gesellschaft stark verbreitete digitalisierte Form der Bezahlung weiter beschleunigen.

In der Eurozone nimmt die Erprobung auch wieder Fahrt auf: Die EZB hatte zuletzt eine Task Force eingerichtet, um Szenarien für Central Bank Digital Currency durchzuspielen. Wie immer steht dabei im Fokus, die Stabilität der Währung zu gewährleisten. Der deutsche Bankenverband hält eine europäische CBDC-Lösung sogar für „unabdingbar“. Wird es also schon bald erste praktische Tests mit einem e-Euro geben? Einen ersten Testlauf vermeldete kürzlich die französische Zentralbank.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

CBDC – Use Cases

Um sinnvolle Einsatzgebiete definieren zu können, sollten Sie die grundsätzlichen Varianten von Central Bank Digital Currency kennen:

  • Von Account-basierter CBDC spricht man, wenn die Konten von Individuen bei einer Zentralbank oder einer kommerziellen Bank hinterlegt sind.
  • Dagegen wird mit einer Value- und Token-basierten CBDC eine Art Wertgutschein als Zahlungsmittel erstellt, das in der Realwirtschaft eingesetzt wird.

Dabei liegt der maßgebliche Unterschied zwischen Token- und Account-basierten Systemen nicht in der Umsetzung selbst, sondern in der gewährleisteten Anonymität durch die Definition des „Sorgerechts“ für das Geld. Die oft kritisierte, missende Anonymität bei digitaler Bezahlung wäre durch Value- und Token-basierte CBDC durchaus gewährleistet. Bisher ist das einzige vollanonyme Zahlungsmittel das Bargeld. Mit einer CBDC wäre es aber wiederum möglich, kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche zu unterbinden. Ein Zwiespalt, der soziale und politische Fragen aufwirft.

Diese stellen sich auch bei der Art und Weise des Einsatzes von CBDC. Auch hier gibt es zwei Kategorien:

  1. Mit Wholesale CBDC wird die digitale Zentralbankwährung auf vermutlich hohe Volumina zwischen Banken und Finanzinstitutionen beschränkt.
  2. Dagegen wird bei einem Retail CBDC ein digitales Zentralbankgeld für alle möglich. Endkunden wie natürliche Personen, Unternehmen und staatliche Unternehmen erhalten direkten Zugang zur CBDC. Am denkbarsten wäre hierfür eine Central Bank Digital Currency in Token-Form, die wie eine Form von digitalem Bargeld parallel auf der derzeitigen Geld-Infrastruktur mitläuft. Ein zweistufiges Distributionssystem hätte den Vorteil, dass operative Aufgaben an Banken oder FinTechs übertragen werden, die dann, wie bisher, die Überwachung von illegalen Aktivitäten wie beispielsweise Geldwäsche oder Terrorfinanzierung übernimmt. Zudem wird Steuerhinterziehung schwieriger. Die Zentralbanken würden dann weiterhin bei ihren Hauptaufgaben bleiben.

Ein zukünftiger Anwendungsbereich von CBDC via DLT wäre beispielsweise im Bereich sogenannter Smart Contracts und bei programmierbarem Geld. Programmierbares Geld ist besonders spannend für den Industriebereich, speziell bei Anwendungen im Internet of Things (IoT). Bei solchen M2M-Payments können Maschinen dann mit einem rechtssicheren – und auf viel kleinere Einheiten als bisher möglich – aufteilbarem Zahlungsmittel Transkationen durchführen. Vorstellbar wäre zum Beispiel ein Fahrzeug, das den Treibstoff selbst bezahlt. Maschinen fungieren dann wie eigene ökonomische Entitäten, die via CBDC trotzdem Teil der Bilanz des Besitzers oder Unternehmens sind.

Smart Contracts sind keine Verträge im herkömmlichen Sinn, also keine rechtsgültigen Vereinbarungen. Smart Contracts darf man sich hingegen als ein Dokument vorstellen, das allen notwendigen Parteien vorliegt und in dem Bedingungen und Instruktionen hinterlegt sind, die unter bestimmtem Bedingungen beispielsweise einen Bezahlvorgang auslösen. In seiner trivialsten Form funktioniert das wie bei einem Automatenkauf: Geld rein, Güter raus. Schlussendlich handelt es sich dabei eher um eine automatisierte Kaufvereinbarung, bei der Bedingungen, wie das Geld ausgegeben oder überwiesen wird, vorher festgelegt werden.

CBDC-Plattform lebt durch DLT

Bei Tokens handelt sich um digitale Repräsentationen von Assets, Gütern, Rechten oder Währung mit ausreichenden Eigenschaften, um den Besitz und Transfer zu attestieren. Zentralbanken wollen genau bei dieser Technologie am Puls der Zeit sein und nicht in eine reaktive Position rutschen. Der Gedanke, dass Kryptowährungen oder Stablecoins dafür in Frage kommen, lässt sich ausschließen, da laut EU-Richtlinie 2009/110/EC kein zentraler Emittent besteht, der Einheiten, also Tokens, ausgibt und den Rücktausch in gesetzliche Zahlungsmittel garantiert. CBDC verspricht genau das.

Je nach Anwendungsbereich könnte bei Central Bank Digital Currency ein zentraler oder dezentraler Ledger zum Einsatz kommen, um digital transferierbare Güter zu ermöglichen. Bei einem zentralen System, wie es die meisten Unternehmen heute verwenden, kommt bekanntlich Ledger-Technologie (LT) zum Einsatz. Für CBDC ist diese Art der Plattform unzureichend. Es empfiehlt sich daher der Einsatz von Distributed-Ledger-Technologie, die den Prinzipien von Dezentralisierung, höherer Transparenz und vertrauenswürdigem Informationsaustausch folgt.

Jede Aktivität wird dabei aufgezeichnet und ist für alle Beteiligten eindeutig nachvollziehbar. Ideal also für dynamische Daten, wie in der Konstellation zwischen Zentralbanken und Unternehmen oder natürlichen Personen für die Transparenz hinsichtlich Compliance. CBDC muss am Ende aber auch flexibel genug gestaltet werden, um den Ansprüchen unterschiedlicher Stakeholder zu genügen. Dabei kann das Ziel auch einen gewissen Grad an Anonymität von Vorgängen bedeuten.

Der dezentrale Gedanke einer Plattform für CBDC wird aber erst durch die Implementierung von DLT zum Leben erweckt. Ein heutiges Clearing und Settlement, also die Aufrechnung und Saldierung von Positionen mit anschließendem Zahlungsausgleich, dauert bis zu zwei Werktage bevor Geld fließt. Der Plattformgedanke durch DLT ermöglicht es, für agile Geschäftsmodelle und Transaktionen der Zukunft aufgestellt zu sein.

CBDC & DLT – Risikoloses Settlement

Auch wenn fast alle Zentralbanken gerade noch mit Piloten die Einführung von CBDC testen, so zeigen erste Anwendungsfälle von Unternehmensseite die Stärken und Vorteile von DLT-Plattformen. So hat bereits vergangenes Jahr die US-amerikanische Depository Trust & Clearing Corporation (DTCC), der größte Anbieter von Clearing und Settlement Services für den Finanzmarkt, entsprechende Richtlinien definiert, die für eine nächste Generation des Handels im Finanzmarkt und entsprechenden Unternehmenslösungen stehen.

DLT-basierte Central Bank Digital Currency kann auch risikoloses Settlement bedeuten, speziell bei großen Transaktionen. Dafür ist ein gemeinsames Governance-Gerüst notwendig. Im Wesentlichen verfügen DLTs bereits über ein technisches Regelwerk, bei dem die verschiedenen Parteien in den Prozess zum Aufbau und Betrieb des DLT-Netzwerks eingebunden sind. Eine dezentralisierte und vollständig flexibel-demokratische Governance umfasst weitergehend die Prozesse und Parameter zur Modifizierung von Regeln oder Konfliktbeseitigung innerhalb des DLT-Netzwerkes. Das ist insbesondere dann wichtig, wenn unerwartete Umstände eintreten oder Arbeitsabläufe und Verträge sich ändern oder scheitern.

Das Interesse und die Projekte um CBDC sind ein prominentes Beispiel und ein Beleg für dafür, dass die Distributed-Ledger-Technologie nicht mehr in den Kinderschuhen steckt und sich zu einer ernst zu nehmenden Technologie entwickelt hat. Wer sich jetzt mit dem Potenzial und dem Ökosystem von dezentralen Systemen und Multiparty-Lösungen wie DLT befasst, kann proaktiv Wertschöpfungsmöglichkeiten sowie Partnerschaften mit Technologie- und Geschäftspartnern entdecken. Unternehmen sollten sich rechtzeitig vorbereiten, um auf den Einzug von DLT und der daraus resultierenden Geschäftstransformation gewachsen zu sein, einen Wettbewerbsvorteil zu kreieren und nicht in eine reaktive Marktposition zu verfallen.

*Björn Obermeier ist Leiter des Bereichs Blockchain bei Accenture in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Autor hat 18 Jahre Erfahrung in der IT Industrie. Schon vor Accenture spezialisierte er sich als Business Consulter und IT-Architekt auf Blockchain und Distributed-Ledgers-Technologie.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*