Cyborgs: Österreicher befürworten mehrheitlich Human Augmentation

Eine aktuelle internationale Studie von Kaspersky mit dem Titel "The Future of Human Augmentation 2020: Opportunity or Dangerous Dream?", bei der auch eintausend Verbraucher in Österreich befragt wurden, zeigt: Nahezu alle (92 Prozent) würden generell ihren Körper verbessern, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. [...]

Marco Preuss, Leiter des Forschungs- und Analyseteams von Kaspersky in Europa
Marco Preuss, Leiter des Forschungs- und Analyseteams von Kaspersky in Europa (c) Kaspersky

 Laut der eingangs genannten Kaspersky-Studie bestätigen fast zwei Drittel (64 Prozent), dass sie ebenfalls dazu bereit wären, sich persönlich mit Hilfe von Human Augmentation (auch als Human Enhancement bekannt) weiter zu entwickeln – entweder dauerhaft oder vorübergehend. Ganz oben auf der Optimierungswunschliste der Augmentation-Befürworter in Österreich stehen: die Verbesserung der allgemeinen körperlichen Gesundheit (43 Prozent), ein besseres Sehvermögen (36 Prozent), mehr Kraft (26 Prozent) sowie ein attraktiverer Körper (29 Prozent).

Einige Zweifel bleiben jedoch unter den Befragten bestehen: Der Großteil schätzt, dass sich Human-Augmentation-Technologie nur Wohlhabende werden leisten können (82 Prozent), während 91 Prozent die Sorge haben, ihr smarter werdender Körper könnte zum Hacking-Ziel für Cyberkriminelle werden.

Einig sind sich die Befragten in Bezug auf Human Augmentation für militärische Zwecke: 61 Prozent sprechen sich dagegen aus. Interessant: Fast Dreiviertel (72 Prozent) der österreichischen Studienteilnehmer sind der Meinung, dass die Menschen selber entscheiden sollten, in welcher Form sie ihren Körper durch Human Augmentation verbessern. Nahezu ein Drittel (30 Prozent) sieht die Verantwortung zur Regulierung beim Staat. Hier ist auch der internationale Vergleich interessant: So befürworten Briten ein Eingreifen der Regierung am stärksten (77 Prozent), Griechen am wenigsten (17 Prozent).

Die Befragten sorgen sich vor allem aber um die Abhängigkeit von Technologie-Unternehmen: 88 Prozent fürchten, dass ausschließlich Privatfirmen Human-Augmentation-Technologie kontrollieren könnten. 

Trend: Mensch und Technologie verschmelzen

Das früher der Science-Fiction vorbehaltene Konzept menschlicher Augmentation – die Neuerschaffung oder Steigerung körperlicher und geistiger Fähigkeiten – hat in jüngster Zeit an Bedeutung gewonnen, da digitale Technologien ein immer wichtigerer Teil unseres täglichen Lebens geworden sind. Das zeigen die Beispiele Neuralink von Elon Musk oder der Einsatz von Exoskeletten in der Logistik.

„Human Augmentation ist heute einer der bedeutendsten Technologietrends“, weiß Marco Preuss, Leiter des Forschungs- und Analyseteams von Kaspersky in Europa. „Wir sehen bereits eine Vielzahl praktischer Anwendungen, die in den alltäglichen Bereichen unseres Lebens wie Gesundheits- und Sozialwesen, Sport, Bildung und Verkehr eingesetzt werden. Exoskelette für Feuerwehr und Rettungsdienste oder Bioprinting von Organen sind einige Beispiele dafür. Doch viele Menschen sind zu Recht misstrauisch. Augmentation-Fans testen bereits die Grenzen des Möglichen, doch wir brauchen gemeinsam vereinbarte Standards, um sicherzustellen, dass Human Augmentation ihr volles Potenzial entfaltet und gleichzeitig die Risiken hinsichtlich Datenschutz und Cybersicherheit minimiert werden.“

Mehr als ein Drittel (38 Prozent) der befragten Frauen in Österreich und ein Fünftel (20 Prozent) der Männer würden Human Augmentation nutzen, um einen attraktiveren Körper zu haben, während hinsichtlich eines verbesserten Sehvermögens (Frauen: 36 Prozent, Männer: 35 Prozent) oder mehr Muskelkraft (Frauen: 23 Prozent, Männer: 28 Prozent) nahezu keine Unterschiede bestehen. 

Schöne und gesunde Cyborgs: Große Mehrheit der Österreicher befürwortet Human Augmentation (c) Kaspersky

Potenzial von Human Augmentation verantwortungsvoll nutzen

Kaspersky stellte die Ergebnisse im Vorfeld einer Podiumsdiskussion vor, bei der folgende Experten über das Thema diskutierten:

  • Zoltan Istvan, Autor und Gründer der Transhumanistischen Partei
  • Professor Julian Savulescu, Professor an der Universität Oxford und am Uehiro-Lehrstuhl für Praktische Ethik
  • Marco Preuss, Leiter des Forschungs- und Analyseteams von Kaspersky in Europa
  • David Jacoby, Senior Security Researcher, Globales Forschungs- und Analyseteam, Kaspersky

Die Experten sind sich einig, dass das Potential verantwortungsvoll genutzt werden sollte.

„Ich denke, die Mehrheit der Menschen wird bereit sein, sich durch Human Augmentation unterstützen zu lassen, solange es sich um kleine Schritte handelt und sie dadurch wirtschaftliche und medizinische Vorteile sehen“, kommentiert Zoltan Istvan. „Aus historischer Sicht stehen die Menschen technologischen Innovationen am Anfang oft skeptisch gegenüber, aber sie nehmen sie an, wenn ihnen klar wird, dass ihre Arbeitsplätze, ihre Existenzgrundlage und die nationale Sicherheit davon abhängig sind.“

Für Professor Julian Savulescu beinhaltet der wichtigste Bereich Human Augmentation betreffend psychologische Aspekte: eine Verbesserung kognitiver Fähigkeiten und moralischer Kompetenzen. „Die größte Bedrohung, der wir gegenüberstehen, ist ein Missverhältnis der Möglichkeiten menschlichen Verhaltens, auch moralischen Verhaltens. Human Augmentation hat das Potenzial, bestehende Ungleichheiten zu verschärfen, so dass die Herausforderung für Regierungen weltweit darin besteht, das Potenzial der menschlichen Augmentation zum Guten zu nutzen.“

David Jacoby, Senior Security Researcher bei Kaspersky resümiert: „Im Laufe der Geschichte haben falsche Akteure neue Technologien immer ausgenutzt – aber im Allgemeinen waren technologischen Fortschritte positiv für die Menschheit – und ich bin mir sicher, dass dies bei Human Augmentation ebenso der Fall sein wird. Dennoch müssen wir wachsam bleiben, was die Gefahr des Missbrauchs oder eines Angriffs angeht. Denn der Faktor Sicherheit darf, wenn Human Augmentation zur Alltagswirklichkeit wird, auf keinen Fall vernachlässigt werden.“ 


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*