Das sollten CIOs in den nächsten drei Jahren auf der Agenda haben

Wie entwickelt sich die IT-Branche vor dem Hintergrund der Coronakrise weiter? Wir zeigen, welche Top-Ten-Trends IDC sieht und wo Handlungsbedarf für CIOs besteht. [...]

Die Prognosen des Marktforschungsunternehmens IDC sind da - und die Pandemie bringt einen unverkennbaren Wandel (c) pixabay.com

Für die nächsten 12 bis 24 Monate erwartet das Marktforschungs- und Analystenunternehmen IDC dramatische Veränderungen für das globale Wirtschaftssystem. Dabei werden, so der IDC-FutureScape-Bericht, die Folgen von Corona omnipräsent sein.

Dennoch blickt RickVillars, IDC Group Vice President Worldwide Research, in den Prognosen für die IT-Industrie für 2021 und Folgejahre durchaus optimistisch in die Zukunft. So sei die Weltwirtschaft trotz der Störungen durch die globale Pandemie nach wie vor auf dem Weg zu ihrem „digitalen Ziel“, da die meisten Produkte und Dienstleistungen auf einem digitalen Liefermodell basierten oder eine digitale Erweiterung benötigten, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Hier sollten CIOs handeln

Diese Veränderung führe dazu, dass 65 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) digital erwirtschaftet würden. Eine Entwicklung, die laut IDC 6,8 Billionen US-Dollar an IT-Ausgaben von 2020 bis 2023 nach sich zieht. Wollen CIOs und digital ambitionierte Vorstände diese Veränderung erfolgreich meistern, sieht der FutureScape Report in drei Bereichen Handlungsbedarf:

  • Kurzfristig sind alle Schnellschüsse und Mängel in der IT zu beheben, die zu Beginn der Krise entstanden sind.
  • Zudem ist zu ermitteln, wo die Krise und die Reaktionen darauf die IT-Transformation beschleunigt haben. An diesen Fortschritten sollte festgehalten werden.
  • Ferner seien Möglichkeiten zu suchen, um neue Technologien einzuführen. Dabei sollten die branchenweiten Umbrüche genutzt werden und mit erweiterten Fähigkeiten das Geschäft in der „Next Normal“ ausgebaut werden.

„Die Corona-Pandemie hat deutlich gezeigt, dass die Fähigkeit, sich schnell anzupassen und auf ungeplante und unvorhergesehene Störungen des Geschäftsbetriebs zu reagieren, ein klarer Erfolgsfaktor in unserer zunehmend digitalisierten Wirtschaft sein wird“, erklärt Villars. So hänge ein großer Prozentsatz des zukünftigen Unternehmensumsatzes von der Reaktionsfähigkeit sowie der Skalier- und Belastbarkeit der Firmeninfrastruktur, Anwendungen und Datenressourcen ab.

Die zehn Top-Trends

Dabei nennt der FutureScape-Bericht zehn Top-Trends, die in den nächsten Jahren die Entwicklung der IT-Branche prägen:

  • 1. Beschleunigte Zentralisierung in der Cloud

Bis Ende 2021 werden 80 Prozent der Unternehmen aufgrund der jüngst gemachten Erfahrungen einen Mechanismus einführen, um doppelt so schnell wie vor der Pandemie auf Cloud-zentrierte Infrastrukturen und Anwendungen umzustellen. CIOs müssen den Übergang zu einem Cloud-zentrierten IT-Modell beschleunigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und das Unternehmen digital robuster aufzustellen.

  • 2. Edge wird zur Top-Priorität

Bis 2023 werden die Reaktionen auf veränderte Arbeitsweisen und -orte während der Pandemie der dominante Faktor für 80 Prozent aller IT-Edge-orientierten Investitionen und Geschäftsmodellanpassungen in den meisten Branchen sein. Die Notwendigkeit, Infrastruktur-, Anwendungs- und Datenressourcen bei Endanwendern bereitzustellen, wird die Einführung neuer Cloud-zentrierter Edge- und Netzwerklösungen vorantreiben. Diese ermöglichen schnellere Reaktionen auf aktuelle Geschäftsanforderungen und bilden gleichzeitig eine bessere Grundlage, langfristig die „digitale Belastbarkeit“ zu verbessern, das Business zu skalieren und eine größere geschäftliche Flexibilität zu gewährleisten.

  • 3. Intelligente digitale Arbeitsplätze

Bis 2023 werden sich 75 Prozent der 2000 weltweit größten Unternehmen dazu verpflichten, ihre Arbeitnehmer technisch so auszustatten, dass sie von vornherein (und nicht erst gezwungen durch äußere Umstände) räumlich getrennt in Echtzeit zusammenarbeiten können. Das wird zu besser informierten, zusammenarbeitenden und produktiveren Mitarbeitern führen.

  • 4. Das IT-Erbe der Pandemie

Bis 2023 wird das Aufarbeiten überhasteter IT-Aktionen während der Pandemie bei 70 Prozent der CIOs zu finanziellem Stress, geringerer IT-Agilität und erzwungenen Cloud-Migrationen führen. Erfahrene CIOs werden nach Möglichkeiten suchen, neue digitale Plattformen zu entwickeln, die Infrastruktur und Anwendungen modernisieren und aufeinander abstimmen, sowie gleichzeitig flexible Möglichkeiten für Produkte, Dienstleistungen und Anwendungen für Mitarbeiter und Kunden zu schaffen.

  • 5. Resilience ist Trumpf

Die Widerstandsfähigkeit der IT ist zukünftig entscheidend. Im Jahr 2022 werden Unternehmen mit einem Fokus auf digitale Widerstandsfähigkeit 50 Prozent schneller auf eine Disruption reagieren und ihre Dienste anpassen können, als solche, die sich auf die Wiederherstellung ihres bisherigen Business und IT-Ausfallsicherheit konzentriert haben. Führende Unternehmen müssen sehr schnell auf radikale Veränderungen reagieren können. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten und schnell die veränderten Bedingungen zum eigenen Wettbewerbsvorteil nutzen zu können, gilt es die digitalen Fähigkeiten auf- und auszubauen..

  • 6. Trend zu unabhängigen IT-Diensten

Bis 2023 werden aufkommende Cloud-Systeme zur umfassenden Steuerung von IT-Ressourcen und Real-Time-Datenauswertungen die technische Grundlage für jegliche IT- und Business-Automatisierungsvorhaben bilden. Für diese Ziele bedarf es einer offensiven Integration proaktiver, KI/ML-gestützter Analysetechnik, der Einführung einer richtliniengesteuerten Automatisierung und stärkeren Nutzung von serverlosen Low-Code-Workflows, um eine einheitliche, selbststeuernde Infrastruktur zu schaffen.

  • 7. KI-Ausbau

Bis 2023 wird ein Viertel der Global-2000-Unternehmen – angetrieben von dem Ziel, mehr Intelligenz in Produkte und Dienste zu bringen – mindestens ein KI-Software-Startup erwerben, um sich spezifische Fähigkeiten und Wissen zu sichern. Erfolgreiche Unternehmen werden eventuell intern entwickelte branchenspezifische Software und Datendienste im Rahmen von Abonnements verkaufen und dabei ihr enormes Fachwissen einsetzen, um profitable neue Einnahmequellen zu erschließen.

  • 8. Überprüfung von Geschäftsbeziehungen

Bis 2024 werden 80 Prozent der Unternehmen ihre Beziehungen zu Lieferanten, Anbietern und Partnern neu bewerten, um ihre Digital-Strategien eines universellen Ressourcen-Einsatzes und unabhängiger IT-Dienste umsetzen zu können. Die Neubewertung der Beziehungen zwischen Technologie, Diensten und Anbietern in einem IT-Ökosystem, das einen tiefgreifenden Wandel durchmacht, ist entscheidend für den langfristigen Erfolg.

  • 9. Nachhaltigkeit wird wichtiger

Bis 2025 werden fast alle Global-2000-Unternehmen (90 Prozent)wiederverwendbare Materialien in IT-Hardware-Lieferketten, CO22-Ziele in der Produktion und einen geringeren Energieverbrauch als Voraussetzung für Geschäftsbeziehungen vorgeben. In dem Maße, wie die IT mehr Verantwortung für positive Veränderungen innerhalb des Unternehmens übernimmt, wird es noch wichtiger werden, sicherzustellen, dass die IT-Anbieter und Rechenzentrumspartner ähnliche Ziele verfolgen und dazu beitragen, den Fortschritt zu beschleunigen.

  • 10. Der Mensch bleibt wichtig

Bis 2023 wird sich die Hälfte der Anstrengungen, Geschäftsprozesse zu automatisieren, verzögern oder ganz scheitern, weil zu wenig in den Aufbau von IT/Sec/DevOps-Teams mit den richtigen Tools und Fähigkeiten investiert wird. Um den Mangel an Entwicklern und Datenanalysten zu beheben, werden Unternehmen auf flexible Fachkräftequellen, Crowdsourcing und internes Personal zurückgreifen, um ihren Bedarf an Entwicklung und Automatisierung sowie fortgeschrittener Analytik zu decken und Innovationen voranzutreiben.

Weitergehende Informationen zu den weltweiten IDC-Prognosen zur Entwicklung der IT-Branche finden interessierte Leser im Bericht „IDC FutureScape: Worldwide IT Industry 2021 Predictions“.

*Jürgen Hill ist Teamleiter Technologie bei Computerwoche. Thematisch ist der studierte Diplom-Journalist und Informatiker im Bereich Communications mit all seinen Facetten zuhause. 


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