Der langsame Tod von Festplatten und SSDs

Die Datenspeicherung am Computer ist sowohl ein Segen als auch ein Fluch. Wir können auf unserem PC zu Hause Terabytes von Fotos, Dokumenten und mehr speichern. Allerdings sind diese Daten nicht ewig haltbar. Ursache dafür ist ein Phänomen, welches als Bit Rot oder Datenverfall bekannt ist. [...]

Ein Speicherlaufwerk sollte nicht länger als etwa fünf Jahre aufbewahrt werden. (c) Bjoern Wylezich - Fotolia
Ein Speicherlaufwerk sollte nicht länger als etwa fünf Jahre aufbewahrt werden. (c) Bjoern Wylezich - Fotolia

Ganz gleich, ob es sich um SSDs oder altmodische mechanische Festplatten handelt – beide Speichermedien haben nur eine begrenzte Fähigkeit, die gespeicherten Daten zu bewahren, wenn sie nicht betrieben werden. Das bedeutet aber nicht, dass Sie Ihren PC immer eingeschaltet lassen müssen. Aber wer glaubt, dass es eine gute Idee ist, eine HDD mit wertvollen Daten auszubauen und in einem Tresor zu lagern, der irrt leider. Was sollen wir also mit den Datenmengen anfangen, die auf unseren Speicherlaufwerken liegen und nur begrenzt haltbar sind?

Um zu verstehen, was hinter Bit Rot steckt, müssen wir erst einmal erklären, wie Daten überhaupt gespeichert werden. Damit sich einzelne Daten-Bits (also alle Einsen und Nullen) in sogenannte Cluster speichern lassen, kommt bei HDDs Magnetismus zum Einsatz. Doch die Bits können sich im Laufe der Zeit umkehren, was zu Datenkorruption führen kann. Um dem entgegenzuwirken, verfügen Festplatten über einen Fehlerkorrekturcode (Error Correcting Code, ECC), der während des Lesevorgangs nach fehlerhaften Bits sucht. Wenn ein Fehler entdeckt wird, korrigiert die Festplatte diesen, wenn das möglich ist.

SSDs hingegen nutzen keine beweglichen Teile wie Festplatten. Sie verwenden eine andere Methode zum Speichern von Bits. Diese Medien nutzen eine Isolierschicht, um geladene Elektronen in mikroskopisch kleinen Transistoren einzulagern – sehr vereinfacht erklärt.

Aber wie kommt es nun zum Phänomen des Bit Rot? Bei HDDs können, wie oben erwähnt, gespeicherte Bits ihre magnetische Polarität umkehren. Wenn das in gehäuftem Maße ohne Korrektur passiert, dann kann ein Bit Rot die Folge sein. SSDs hingegen verlieren Daten, wenn sich die Isolierschicht zersetzt und die geladenen Elektronen entweichen.

Wie lange es in der Praxis dauert, bis dieser Datenverfall eintritt, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Festplatten haben das Potenzial, mit intakten Daten jahrzehntelang zu funktionieren, selbst wenn sie über längere Zeiträume nicht genutzt werden. SSDs hingegen sollen im gleichen Zustand innerhalb weniger Jahre ihre Daten verlieren. Tatsächlich können die Daten auf einer SSD sogar noch schneller verloren gehen, wenn diese an Orten mit untypisch hohen Temperaturen gelagert werden.

Im laufenden Betrieb verhält sich das jedoch ganz anders: Die Speichermedien halten in der Regel so lange, bis sie auf typische Probleme stoßen, wie zum Beispiel Hardware-Ausfälle oder das Erreichen von maximalen Lese-/Schreibzyklen bei SSDs. Außerdem können Sie Daten auch durch andere Probleme verlieren, beispielsweise durch Malware, beschädigte Firmware, Kontakt mit Wasser oder andere zufällige Zwischenfälle, die gar nichts mit Bit Rot zu tun haben.

So vermeiden Sie Bit Rot und andere Speicherfehler

Achten Sie zunächst auf die Funktionstüchtigkeit der Laufwerke, die Sie aktiv einsetzen. Hierfür können Sie zum Beispiel den S.M.A.R.T.-Status (Self-Monitoring, Analysis, and Reporting Technology) nutzen. Er informiert Sie darüber, wie es aktuell um Ihre Festplatte steht und ob ein Ausfall droht. Zum Auslesen der Werte genügt ein Gratis- Tool wie das bewährte Crystaldiskinfo. Alternativ können Sie sich auch eine Grenze setzen, wie lange Sie eine Festplatte oder SSD behalten wollen. Ist das Limit erreicht, ersetzen Sie sie durch ein neues Modell. Übrigens: Früher galten SSDs bei aktiver Nutzung als nicht so zuverlässig wie Festplatten, aber das ist mittlerweile nicht mehr der Fall. Sie können davon ausgehen, dass eine SSD etwa so lange hält wie eine herkömmliche Festplatte.

Ganz grob gilt: Ein Speicherlaufwerk sollte nicht länger als etwa fünf Jahre aufbewahrt werden. Das heißt jedoch nicht, dass Laufwerke nicht viel länger reibungslos funktionieren können. Je länger sie im Einsatz sind, desto wichtiger wird eine zuverlässige Backup-Lösung. Hierfür gibt es spezielle Archivierungslaufwerke. Wenn Sie Daten auf einer normalen Festplatte oder SSD in einem Schrank oder einem Tresor aufbewahren, ist es sinnvoll, diese von Zeit zu Zeit einzubauen und in Betrieb zu nehmen. Noch besser wäre es, sie nach einem regelmäßigen Zeitplan laufen zu lassen. So bleiben Ihre Speichermedien in einem guten Zustand. Das Risiko von Bit Rot oder anderen Problemen wird verringert.

Bei HDDs genügt es, sie einmal pro Jahr oder alle zwei Jahre hochzufahren, um zu verhindern, dass sich die mechanischen Teile der Festplatte festsetzen. Sie sollten die Daten aber auch „auffrischen“, indem Sie sie neu kopieren oder dazu ein Drittanbieter-Programm wie Disk Fresh verwenden. SSDs benötigen letzteren Schritt nicht, da sie nur ihre Spannung beibehalten müssen. Empfehlenswert ist jedoch, sie etwa zweimal im Jahr für ein paar Minuten in Betrieb zu nehmen.

Eine andere Möglichkeit zur Aufbewahrung von Daten sind speziell angefertigte Archivspeichermedien wie die M-Disc-Bluray-Discs von Verbatim, die Daten angeblich eintausend Jahre lang aufbewahren sollen – auch wenn sich das natürlich nur schwer testen lässt. Erhältlich sind sie in verschiedenen Kapazitäten von 25 bis 100 Gigabyte pro Disc. Ihre Schreibgeschwindigkeiten sind jedoch ziemlich langsam, der Archivierungsprozess kann deshalb sehr lange dauern.

Für welche Archivierungsoption Sie sich auch entscheiden – stets gilt: Am besten bewahren Sie mehrere Kopien der Daten an verschiedenen Orten auf, um sicherzustellen, dass Sie keinen Datenverlust erleiden.


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