Diese sechs Investitionen rechnen sich in Krisenzeiten

Drohende Rezession, hohe Energiekosten, Lieferkettenprobleme, Fachkräftemangel – Fertigungsunternehmen stehen vor zahlreichen Herausforderungen. [...]

Foto: TungNguyen/Pixabay

Das Bruttoinlandsprodukt soll in diesem Jahr nur geringfügig wachsen. Doch auch wenn die Nachfrage sinkt und der Kostendruck steigt, sollten Hersteller geplante Projekte nicht auf Eis legen. Denn gerade neue Technologien können in der Krise und der Zeit danach helfen. Oracle zeigt sechs Wege auf, wie Unternehmen gut durch die Krise kommen.  

1. Digitalisierung und Data Analytics

Durch die Digitalisierung von Produktions-, Beschaffungs-, Lieferketten- und Fertigungsprozessen entstehen intelligente Fabriken, die durch das Internet der Dinge (IoT), künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) zusätzlich beschleunigt werden.

Die Grundidee: Die Analyse großer Datenmengen verbessert die Entscheidungsfindung. Laut einer Umfrage von Deloitte nutzten bereits 2013 60 Prozent der Führungskräfte Analysesoftware, oft mit KI-Funktionen, um Engpässe bei Bauteilen rechtzeitig zu erkennen, Lieferrouten zu optimieren, den Kraftstoffverbrauch zu senken und Lieferzeiten zu verkürzen. 

2. Reduzierung von Lieferkettenrisiken

Die geopolitischen und handelspolitischen Spannungen veranlassen immer mehr Unternehmen, sich nach risikoärmeren Lieferanten umzusehen. Laut einer Studie von BCI Global planen mehr als 60 Prozent der europäischen und US-amerikanischen Hersteller, in den nächsten Jahren einen Teil ihrer Aktivitäten nach Asien zu verlagern. Einige EU-Unternehmen haben auch Tschechien, Polen und Ungarn im Blick – andere Deutschland, die Niederlande, Belgien und Luxemburg. 

Moderne Supply-Chain-Technologien können auch dazu beitragen, Lieferkettenrisiken zu verringern. Bessere Einblicke in Arbeitsabläufe, Zeitpläne und Kapazitäten, Fuhrparks und Distributionslager sowie Statusaktualisierungen in Echtzeit ermöglichen es Unternehmen, Engpässe schnell zu erkennen und zu beheben. ML-Funktionen zeigen Anomalien und potenzielle Auswirkungen auf. In einer Studie von KPMG  gaben 67 Prozent der CEOs an, dass sie mehr in datengestützte Technologien investieren wollen. 

3. Smart Manufacturing

Mit Industrie-4.0-Technologien optimieren Hersteller Produktionsprozesse, verbessern die Produktqualität und automatisieren die Wartung. Typische Beispiele sind Drohnen, die Bauschäden an Fabrikanlagen erkennen, Roboter und Cobots sowie Cloud-Anwendungen zur automatisierten Bedarfsplanung.

Digitale Zwillinge simulieren die Auswirkungen von Angebots- und Nachfrageschwankungen auf die Fließbandproduktion. Augmented Reality (AR) beschleunigt Reparaturen und 3D-Druck ermöglicht die Herstellung fehlender Ersatzteile. Über das 5G-Netz liefern fahrerlose Fahrzeuge Bauteile an die Fließbänder. Intelligente Lager überwachen den Bestand und fordern selbstständig Teile an.  

Laut ABI Research werden die weltweiten Ausgaben für Automatisierungstechnologien von 345 Milliarden US-Dollar 2021 auf über 950 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030 steigen. Vor allem die Automobilhersteller investieren in Lösungen zur Senkung der Arbeitskosten und zur Erhöhung von Sicherheit und Produktivität.

Im Jahr 2022 sind mehr als die Hälfte des Roboterabsatzes auf die Automobilindustrie entfallen. Insgesamt wird der Weltmarkt für Industrieroboter laut Grand View Research bis 2030 um durchschnittlich 10,5 Prozent pro Jahr wachsen. 

4. Qualifizierte Tech-Fachkräfte

Auch das verarbeitende Gewerbe ist vom Fachkräftemangel betroffen. Es fehlen Fließbandarbeiter, Schweißer, Maschinenbediener, Industriemechaniker und Produktionsleiter. Durch den verstärkten Einsatz neuer Technologien benötigt die Industrie aber auch Fachkräfte in den Bereichen Robotik, Programmierung, Integration intelligenter Systeme, Prototyping und Cybersicherheit sowie Datenwissenschaftler.  

Echtzeitinformationen sind die Voraussetzung für die digitale Vernetzung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sogenannte Connected Frontline-Workforce-Anwendungen (CFW) können den Fachkräftemangel lindern. Auch Aus- und Weiterbildung ist wichtig – zum Beispiel die Workshops der Europäischen Kommission, die sich speziell an die Fertigungsindustrie richten. Und Recruiting-Anwendungen in der Cloud erleichtern die Besetzung technischer Stellen in wettbewerbsintensiven Märkten. 

5. Anything-as-a-Service

Immer mehr Unternehmen bieten ihre Produkte oder deren laufende Wartung, Überwachung oder Installation als Dienstleistung an. Ein Hersteller von Schweißrobotern übernimmt beispielsweise gegen eine Gebühr eine bestimmte Anzahl von Schweißungen, anstatt seine Roboter zu verkaufen.

Diese Einnahmen sind besser planbar als Verkaufserlöse. Darüber hinaus bietet Anything/Everything-as-a-Service zusätzliche Cross- und Upselling-Möglichkeiten. Analysen von Accenture zufolge lassen sich mit diesem Modell jährlich um 15 bis 20 Prozent höhere Umsätze erzielen. Der weltweite Markt soll laut Fortune Business Insights von 545,35 Milliarden US-Dollar 2022 auf mehr als 2,3 Billionen US-Dollar 2029 zulegen.  

Auch immer mehr Automobilhersteller setzen auf das Abo-Modell und bieten Zulassung, Steuern, Versicherung, Pannenhilfe und Wartung als Dienstleistungen an. Laut Global Market Insights soll der weltweite Vehicle-as-a-Service-Markt bis 2030 auf 30 Milliarden US-Dollar anwachsen.  

6. Nachhaltigkeit

Ein Viertel bis ein Drittel der weltweiten Energie wird für Herstellungsprozesse verbraucht. Vor allem die Lieferketten der Hersteller belasten die Umwelt – etwa beim Abbau, der Produktion, dem Transport und der Lagerung von Rohstoffen.

Die Branche steht unter massivem Druck, umweltfreundlicher und nachhaltiger zu werden. Die meisten Unternehmen sind sich dessen bewusst, wie eine Umfrage von Harris Poll zeigt. Demnach ergreifen 56 Prozent Maßnahmen, um nachhaltiger zu wirtschaften – der höchste Anteil aller untersuchten Branchen. 

Dabei kommen auch  zum Einsatz. Mithilfe von Blockchain lassen sich Materialien und Waren leichter zurückverfolgen. Automatisierungs- und Überwachungslösungen bieten detaillierte Einblicke in Produktionsprozesse, Lieferketten und Energieverbrauch. Das hilft Herstellern, ihre Produktivität zu steigern und Einsparpotenziale zu erkennen. 

„Auch eine schwächelnde Konjunktur sollte Unternehmen nicht davon abhalten, in neue Technologien zu investieren“, erläutert Martin Cereceda, Senior Business Development Manager Manufacturing & Automotive bei Oracle.  

„Im Gegenteil: Wer digitalisiert, automatisiert und umweltfreundlich vorgeht, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil – in Form von effizienten Geschäftsprozessen, Innovationen und langfristigen Kostensenkungen.“ 


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