Digitalisierungsindex 2024: Aufholbedarf bei Schlüsseltechnologien

Österreich hat bei Schlüsseltechnologien wie IoT, KI oder Cloud-Services noch viel Raum nach oben, nach wie vor herrscht sogar bei IT-Entscheider:innen viel Unwissen und Unsicherheit. Das zeigt der Digitalisierungsindex für Österreich. [...]

Nach einem deutlichen Anstieg zu Beginn der Pandemie stagniert der Digitalisierungsindex mit einem Wert von 34,3 von 100 möglichen Punkten seit nunmehr vier Jahren. Während sich größere und mittlere Unternehmen positiv entwickeln, fallen kleine Betriebe mit unter 20 Mitarbeiter:innen immer weiter zurück. (c) stock.adobe.com/photon_photo

Österreich hat bei Schlüsseltechnologien wie IoT, KI oder Cloud-Services noch viel Raum nach oben, nach wie vor herrscht sogar bei IT-Entscheider:innen viel Unwissen und Unsicherheit. Das zeigt der heute veröffentlichte Digitalisierungsindex für Österreich, der vom Telekommunikationsanbieter Drei bei Arthur D. Little und marketmind in Auftrag gegeben wurde. Für den Digitalisierungsindex wurden nunmehr schon zum siebenten Mal Mitte des Jahres rund 800 Unternehmen aller Branchen und Größen in ganz Österreich befragt.

Nach einem deutlichen Anstieg zu Beginn der Pandemie stagniert der Digitalisierungsindex mit einem Wert von 34,3 von 100 möglichen Punkten seit nunmehr vier Jahren. Während sich größere und mittlere Unternehmen positiv entwickeln, fallen kleine Betriebe mit unter 20 Mitarbeiter:innen immer weiter zurück.

Rudolf Schrefl, CEO von Drei: „Die Digitalisierung österreichischer Betriebe stagniert – und das wird in der momentanen Wirtschaftslage zunehmend zum Wettbewerbsnachteil. Was unsere Studie gezeigt hat, ist: Die Betriebe sehen die Veränderung und das Potenzial. Was fehlt, sind das Wissen und die Möglichkeiten. KI als eine der wichtigsten Technologien hat das Potenzial, als Wirtschaftsmotor zu fungieren, damit Österreich nicht weiter zurückfällt. Unser Appell an die zukünftige Regierung ist der Aufbau von Akzeptanz durch Beratung, der Abbau von überbordender Bürokratie und Strafen und das Setzen finanzieller Anreize.“

KI-Usecases werden konkreter

Mehr als jedes zehnte österreichische Unternehmen (11 Prozent) setzt laut Digital Economy and Society Index künstliche Intelligenz ein. Österreich liegt hier auf Platz 10 im europäischen Mittelfeld. Laut Digitalisierungsindex wird die KI in Österreich am ehesten zur Kundenkommunikation genutzt. 8 Prozent der Unternehmen tun dies bereits. Bei Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten sind es 20 Prozent. Und die Anwendungsfälle werden zunehmend konkreter: von Texterstellung bis hin zu Chatbots sowie Bildbearbeitung. Derzeit überwiegt noch Zurückhaltung, wenn es um das Potenzial von KI im Bereich Personalressourcen geht: In 7 von 10 Betrieben herrscht die Ansicht, dass der Einsatz von KI nicht dabei helfen wird, fehlendes Personal auszugleichen. Drei Viertel der Betriebe (74 Prozent) glauben nicht, dass durch den Einsatz von KI Personalkosten eingespart werden können.

„Die KI ist ein Gamechanger für eine erfolgreiche Umsetzung der digitalen und grünen Transformation. Während die USA die Rangliste der KI-Nationen anführt, ist der Einsatz von KI auch in Österreich vermehrt auf dem Vormarsch. Rund 11 Prozent der Unternehmen nutzen KI aktiv, am häufigsten ist die Nutzung im IKT-Sektor, wobei Österreich mit einer Rate von rund 37 Prozent sogar Platz 3 innerhalb des Sektors im EU weiten Vergleich einnimmt. Wir sehen ein hohes Wachstumspotenzial des österreichischen KI-Marktes, vor allem im Bereich des maschinellen Lernens. Die heimische KI-Landschaft existiert bereits und ist breit aufgestellt, muss allerdings viel intensiver genutzt werden. Für die KI-Transformation bedarf es unserer Ansicht nach eines Zusammenspiels der Kernstakeholder Öffentliche Hand, privater Sektor sowie Universitäten & Forschungsinstitute“, sagt Karim Taga, Managing Partner Arthur D. Little Österreich.

IoT wichtig für größere Unternehmen, Cloud-Services gewinnen rasch Relevanz

Über alle Unternehmensgrößen hinweg nutzt erst ungefähr jeder zehnte heimische Betrieb das Internet der Dinge, um Unternehmensprozesse zu digitalisieren, zur systematischen Erhebung von Sensoren- oder Gerätedaten oder zur Vernetzung des Standortes. Bei größeren Unternehmen zeigt sich ein anderes Bild: 28 Prozent nutzen IoT, um Prozesse zu digitalisieren und jedes zweite Unternehmen erhebt Sensor- und Gerätedaten mittels IoT.

Cloud-Services nehmen an Fahrt auf. Die Zahl jener, die Cloud-Services als nicht oder überhaupt nicht relevant erachten, ist mit 50 Prozent zwar nach wie vor hoch, schrumpft aber rasch. 2023 waren es noch 60 Prozent. Bei Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten schreibt nur mehr ein Viertel Cloud-Services keine Bedeutung zu.

Telekom-Ausstattung: Wenig High-Speed, viel Unwissen

Erstmals gibt die Studie Aufschlüsse zur Telekommunikations-Ausstattung österreichischer Betriebe. Fast jedes 7. Unternehmen hat heute kein Festnetz-Internet mehr, sondern nur mehr mobiles. Bei den mittelständischen Unternehmen (10 bis 50 Mitarbeiter:innen) verzichtet fast jedes Fünfte auf Festnetz-Internet. Die Unwissenheit über die Internet-Geschwindigkeit ist hoch. 4 von 10 Telko-Entscheider:innen in österreichischen Unternehmen wissen nicht, wie schnell ihre Internetverbindung ist, unabhängig von der Unternehmensgröße. High-Speed-Internet ist noch nicht in Österreichs Betrieben angekommen: Nur 7 Prozent haben Internet mit einer Geschwindigkeit von über 500 Mbit.

Generell ist das Digitalisierungsklima positiv. 85 Prozent der Unternehmen sehen durchaus Chancen durch Digitalisierung, vor allem bei der Gewinnung von neuen Kund:innen, Kostenersparnis und Erhöhung der Agilität und Flexibilität. Demgegenüber sehen 76 Prozent Herausforderungen, am häufigsten betrifft dies Knowhow, gesetzliche Rahmenbedingungen und veraltete IT-Infrastruktur.

Der Digitalisierungsindex errechnet sich aus fünf Einzelfaktoren von der IT-Ausstattung und -Vernetzung über Online-Präsenz und -Vertrieb bis zur Arbeitsweise. Auf einer Skala von 1 bis 100 gibt der Index den Digitalisierungsgrad eines Unternehmens an.


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