DSAG-Investitionsreport 2022: Investitionswille der Österreicher ungebrochen

Die DSAG hat heute den Investitionsreport 2022 präsentiert. Dabei zeigt sich, dass sich die Folgen der Coronakrise abzuschwächen scheinen und damit die Zuversicht und mit ihr die IT- und SAP-Investitionsbudgets steigen. [...]

Walter Schinnerer, DSAG-Vorstand für Österreich (c) DSAG
Walter Schinnerer, DSAG-Vorstand für Österreich (c) DSAG

Die Zeiten der Zurückhaltung sind vorbei, was die Investitionsneigung in die IT betrifft. Bei 72 Prozent der befragten Unternehmen in Österreich (DACH: 59 Prozent) steigt das IT-Gesamtbudget, vor einem Jahr waren es in Österreich noch lediglich 38 Prozent. Bei 28 Prozent (DACH: 29 Prozent) bleibt es gleich, von gesunkenen Budgets wurde nicht berichtet (DACH: 5 Prozent). Bei den Investitionen in SAP lässt sich festhalten, dass bei 72 Prozent (DACH: 57 Prozent) der befragten Unternehmen aus Österreich das Budget steigt (2021: 52 Prozent), bei 22 Prozent (DACH: 32 Prozent) unverändert bleibt (2021: 24 Prozent) und bei 6 Prozent sinkt (DACH: 7 Prozent). „Aus der Pandemie heraus lässt sich beobachten, dass die Unternehmen nun verstärkt den Schritt in Richtung Modernisierung ihrer IT-Landschaften gehen und sich Investitionsstaus der letzten beiden Jahre auflösen. Dies gilt für die IT-Gesamtbudgets im Allgemeinen wie auch speziell für SAP-Budgets und damit die neue Produktgeneration S/4HANA“, erläutert Walter Schinnerer, DSAG-Vorstand für Österreich.

Thomas Henzler, DSAG-Vorstand für Lizenzen,
Service & Support (c) DSAG

Die DSAG-Erhebung wurde allerdings vom 27. Jänner bis 21. Februar 2022 durchgeführt. Am 24. Februar 2022 begann die Invasion der Ukraine durch Russland, erinnert Thomas Henzler, DSAG-Vorstand für Lizenzen, Service & Support, der die Ergebnisse des Investitionsreports in einer Videokonferenz präsentierte. Das führte nochmals zu einer Verteuerung der Energiekosten und kann die Investitionsfreudigkeit der Unternehmen wieder etwas dämpfen, sagt Henzler.

Nutzung von S/4HANA wächst

Danach gefragt, welche SAP-ERP-Lösungen die Unternehmen bzw. Organisationen aktuell einsetzen, kommt SAP ERP bzw. die SAP Business Suite auf 56 Prozent (DACH: 75 Prozent), gefolgt von 44 Prozent (DACH: 32 Prozent) mit S/4HANA On-Premise. Elf Prozent (DACH: 6 Prozent) der Befragten setzen S/4HANA als Private-Cloud-Lösung ein, und keiner (DACH: 2 Prozent) als Public-Cloud-Lösung. Zum Vergleich: Im DSAG-Investitionsreport 2021 gaben zehn Prozent (DACH: 14 Prozent) der Befragten an, dass sie S/4HANA bereits im Einsatz hätten. Walter Schinnerer, DSAG-Vorstand für Österreich: „S/4HANA gewinnt in österreichischen Unternehmen immer mehr an Fahrt. Inzwischen liegt sein Anteil im On-Premise-Bereich laut unserer Umfrage nur noch 12 Prozentpunkte hinter dem der SAP Business Suite – ein deutlicher Unterschied auch gegenüber den Zahlen für den gesamten deutschsprachigen Raum“, so Walter Schinnerer, DSAG-Fachvorstand für Österreich. „Nicht unüblich ist es, dass Unternehmen dabei aufgrund der Komplexität ihrer IT-Landschaften alte und neue SAP-Welt noch eine Zeitlang parallel betreiben, ehe sie die vollständige Transformation vollziehen.“

Gefragt nach der Relevanz der Business Suite für die SAP-Investitionen im Jahr 2022 planen 11 Prozent (DACH: 6 Prozent) der österreichischen Unternehmen hohe Investitionen und 6 Prozent (DACH: 18 Prozent) mittlere Investitionen. 2021 planten in Österreich noch 31 Prozent mittlere und hohe Investitionen für die Business Suite. Bei S/4HANA sind hohe Investitionen für 33 Prozent (DACH: 26 Prozent) relevant und mittlere Investitionen für 39 Prozent (DACH: 24 Prozent). 2021 planten 41 Prozent mittlere und hohe Investitionen. „Die Investitionsplanungen sowohl in die Business Suite wie in S/4HANA liegen zwar summa summarum höher als im deutschsprachigen Vergleich“, so Walter Schinnerer. „Dennoch müssen wir – und dies sieht die DSAG als ihre Aufgabe an – unsere Mitglieder noch stärker bei der Transformation begleiten und ihnen Hilfestellungen geben.“ Dazu hat die Interessenvertretung in diesem Jahr bereits S/4HANA-Fokusgruppen gegründet, die sich gezielt mit den drei Phasen der Transformation befassen.

Pole-Position für SuccessFactors

Der Blick auf die SAP-Cloud-Lösungen und deren Relevanz für Investitionen im Jahr 2022 zeigt SuccessFactors mit mittleren Investitionen von 33 Prozent (DACH: 16 Prozent) (2021: 17 Prozent) und hohen Investitionen von 3 Prozent (DACH: 5 Prozent) klar in Führung, gefolgt von SAP Customer Experience (CX), Ariba und SAP Integrated Business Planning mit jeweils 11 Prozent (Steigerungen gegenüber 2021 von bis zu vier Prozent). Business Process Intelligence/Signavio kommt auf sechs Prozent bei den mittleren Investitionen. Keinerlei Relevanz haben für die Befragten aus Österreich im Jahr 2022 die Industry Cloud und Qualtrics. Walter Schinnerer: „Die Spitzenstellung von SuccessFactors in diesem Ranking ist nicht überraschend. Es ist sogar damit zu rechnen, dass die Zustimmung weiter steigen wird. Offenbar identifiziert man mit SAP-Cloud-Produkten gegenwärtig am ehesten SuccessFactors. Verfügbarkeit und Stabilität haben sich hier inzwischen verbessert, allerdings mit noch Luft nach oben.“ 

Unternehmen wollen in Commerce- und Analyselösungen investieren

Die Relevanz von SAP Customer Experience (CX) hat sich seit dem Investitionsreport 2021 leicht verändert. Mittlere Investitionen planen elf Prozent (2021: 3 Prozent). In diesem Jahr wurden auch die konkreten CX-Lösungen abgefragt, in die investiert werden soll. Bei denen, die Investitionen in dem Bereich planen, liegen die SAP-Commerce-Lösungen wie die SAP Commerce Cloud, SAP-Sales-Lösungen wie die SAP Sales Cloud und SAP-Service-Lösungen wie die SAP Service Cloud mit jeweils 33 Prozent gleichauf. Im DACH-Raum liegen die SAP-Commerce-Lösungen mit 37 Prozent vorn.

In Sachen Business Technology Platform werden für die Analyselösungen von 11 Prozent (DACH: 17 Prozent) der Befragten mittlere Investitionen geplant, für Datenbank- und Datenmanagement-Lösungen von 22 Prozent (DACH: 19 Prozent) der österreichischen Befragten hohe und mittlere Investitionen, für Integration und Erweiterung/Anwendungsentwicklung 12 Prozent (DACH: 11 Prozent). Das Ergebnis bei den Analyselösungen überrascht Österreich-Vorstand Schinnerer: „Hier hätten wir mit höheren Investitionsplanungen gerechnet. Die Analyse von Projekten, des eigenen Status-quo im Markt und in der Kommunikation ist wichtig, um Unternehmensprozesse ganzheitlich zu steuern. Echtzeitanalysen, Prognosen und Planungen sollte – gerade mit der Pandemie im Nacken – für die Zukunft ein höherer Stellenwert eingeräumt werden.“

Noch keine deutliche Bewegung bei RISE with SAP  

Ein weiteres wichtiges Thema für die Umfrage war RISE with SAP, das Business-Transformation-as-a-Service-Angebot auf der Basis von SAP S/4HANA Cloud. Immerhin war der Begriff in Österreich niemandem vollständig unbekannt (im DACH-Raum hatten 11 Prozent noch nie von RISE with SAP gehört). 83 Prozent (DACH: 60 Prozent) haben bereits davon gehört, sind aber nicht vertraut damit. Sechs Prozent (DACH: 21 Prozent) geben an, mit RISE with SAP eher vertraut zu sein. Die Ergebnisse zeigen, dass seit dem vergangenen Jahr noch keine allzu deutliche Bewegung in dieses Thema gekommen ist.

Die Skepsis unter den DSAG-Mitgliedern in Österreich ist nach wie vor groß. Entsprechend deutlich sind die Werte bei der Frage nach der Nutzung von RISE with SAP: 56 Prozent (DACH: 57 Prozent) der Teilnehmenden halten es für sehr unwahrscheinlich und eher unwahrscheinlich, RISE with SAP in Betracht zu ziehen. 22 Prozent (DACH: 21 Prozent) sind in diesem Punkt neutral. Sechs Prozent haben bereits einen RISE-with-SAP-Vertrag (DACH: 2 Prozent). „Im Zuge des RISE-with-SAP-Programms wird zumindest verstärkt über den Einsatz der Cloud diskutiert. Gleichwohl wird das Programm selbst bislang nur zurückhaltend in Anspruch genommen wird, wohl auch deshalb, weil der Eindruck entsteht, SAP wolle darüber lediglich Cloud-Geschäft an sich ziehen“, vermutet Walter Schinnerer.

Topthema: Cybersecurity

Neben den reinen SAP-Themen galt ein weiterer Schwerpunkt der Umfrage der Relevanz von übergreifenden Themen für die Investitionsplanung. Dabei steht die Cybersecurity mit 67 Prozent (DACH: 78 Prozent) hoher und mittlerer Relevanz deutlich an erster Stelle, gefolgt von Digitaler Kompetenz mit 50 Prozent (DACH: 55 Prozent). Nachhaltigkeit hat für 44 Prozent der österreichischen Befragten eine mittlere Relevanz (DACH: 35 Prozent). Prozessautomatisierung ist für 44 Prozent (DACH: 66 Prozent) von hoch und mittel relevant.  

„Die große Bedeutung der Cybersecurity für die Unternehmen überrascht nicht. Für alle Lösungen wird SAP den Bereich Cloud-Security künftig noch stärker mit umsetzbaren Lösungen und Standards begleiten müssen“, ist Walter Schinnerer überzeugt. Hier ist die Forderung der DSAG eindeutig: Es braucht qualitativ hochwertige Software- und Cloud-Lösungen, die den gestiegenen Anforderungen an Betrieb und Sicherheit gerecht werden sowie ein funktionales Äquivalent zu bisherigen On-Premise-Lösungen bieten.

Auch beim Thema Nachhaltigkeit engagiert sich die DSAG aktiv mit einem Forum Sustainability, in dem unter anderem Hilfestellungen bei der Umsetzung der Anforderungen durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in SAP-Systemen gegeben werden. „Die DSAG arbeitet daran, den dringend benötigten praktischen Nutzen zum Gesetz zu liefern und steht hierzu in konstruktivem Dialog mit SAP“, erläutert Walter Schinnerer.

Bei den Investitionen in innovative Technologien zeigt sich das Bild wie im vergangenen Jahr. Für 2022 stehen Data-Intelligence/Big Data bei 28 Prozent (DACH: 35 Prozent) der befragten österreichischen Unternehmen an erster Stelle. Auf weiteren Plätzen folgen Cloud-Computing und Process Mining (jeweils 22 Prozent), Robotic-Process-Automation (RPA) (17 Prozent) und Künstliche Intelligenz/Machine Learning (11 Prozent). Dieses Abschneiden kann ebenfalls als Auswirkung des Investitionsstaus der Corona-Jahre gesehen werden.

Eher optimistisch in die Zukunft

Die Zurückhaltung der vergangenen beiden Jahre weicht einem optimistischen Blick nach vorn, der sich in steigender Investitionsbereitschaft ausdrückt, sowohl in die IT im Allgemeinen als auch in SAP im Besonderen. Natürlich schweben über diesem zu Jahresanfang erhobenen Optimismus immer auch die Unsicherheiten und Folgewirkungen des Ukraine-Kriegs. SAP ERP und die Business Suite haben bei den aktuell eingesetzten Lösungen immer noch leicht die Nase vorn im Vergleich zu S/4HANA, das sich jedoch sehr positiv entwickelt. Wobei S/4HANA in Sachen Investitionsbereitschaft im Vergleich zu SAP ERP und der Business Suite mittlerweile deutlich von liegt. Eher auf der Stelle tritt RISE with SAP in Bezug auf die Akzeptanz bei den österreichischen DSAG-Mitgliedern. Dafür spielt das Interesse am SAP-unabhängigen Thema Cybersecurity eine umso größere Rolle bei den Umfrageteilnehmenden.


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