Noch herrscht vor allem Ungewissheit in Sachen Brexit. Was ein harter Brexit für die Mitgliedsunternehmen der DSAG bedeutet, welche Folgen er für ihre SAP-Systeme hätte und wie sie sich bisher auf den Brexit vorbereitet haben, hat die DSAG in einer Kurzumfrage herausgefunden. [...]
In der britischen Wirtschaft gibt es laut verschiedenen Medienberichten teils glühende Anhänger des Austritts aus der EU. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sieht das laut diesen Februar durchgeführte DSAG-Umfrage, an der sich 75 Unternehmen beteiligten, anders aus. „Sollte es zu einem harten Brexit kommen, erwarten unsere Mitgliedsunternehmen in erster Linie Chaos. Zum einen, weil sie die notwendigen Maßnahmen, die ein Brexit mit sich bringt, binnen sehr kurzer Zeit umsetzen müssten. Zum anderen, weil sie mit Problemen bei der Rohstoffbeschaffung, Produktionsausfällen und Lieferengpässen rechnen“, erläutert Ralf Peters, DSAG-Fachvorstand Anwendungsportfolio. Insbesondere hinsichtlich der Warenlieferungen nach und aus Großbritannien sind die Umfrageteilnehmer skeptisch. Sie rechnen mit mehr Arbeit bezogen auf die Änderungen im Zoll- und Steuerwesen. Gleichzeitig befürchten sie, dass eine erschwerte Ein- und Ausfuhr zu höheren Kosten führt und es zu Problemen bei zeitabhängigen Liefergarantien kommt.
Strategieänderungen erwartet
Gefragt nach den erwarteten Auswirkungen eines harten Brexits führte ein Großteil der Befragten zudem an, dass mit Umsatzverlusten und höheren Kosten gerechnet werde. „Bei einem Brexit ohne Freihandelsabkommen erwarten wir Mehrkosten durch zusätzliche Zölle, Preissteigerungen und härtere Konkurrenz am Markt“, ordnet der DSAG-Fachvorstand ein. Weitere Folgen könnten sein, dass Unternehmen Werke in Großbritannien ablösen und komplett neue Business-Modelle entwickeln müssen. „Es wird bei vielen Unternehmen zu Strategieänderungen für die Produktion in Großbritannien kommen und in der Folge natürlich auch zu organisatorischen und prozessualen Änderungen“, prophezeit Ralf Peters.
Über ein Fünftel noch unvorbereitet
Einige der Umfrageteilnehmer haben bereits ihren Import-/Export-Prozess auf den Prüfstand gestellt, Lieferanten- und Kundenbeziehungen sowie Warenflüsse analysiert und alle betroffenen Bereiche im Unternehmen ins Boot geholt. „Rechtliche Prüfungen, z. B. hinsichtlich notwendiger Vertragsumstellungen, gehören laut Umfrageteilnehmern genauso auf die Agenda, wie Überlegungen zur künftigen IT-Ausrichtung“, so Ralf Peters. Ob die Cloud dabei eine Lösung bietet, gelte es zu prüfen. Aus Expertensicht könnte sie hinsichtlich der Kurzfristigkeit eventuell ein Ansatz für einen Workaround sein.
Etwas mehr als ein Fünftel der Befragten hat sich noch gar nicht auf den Brexit vorbereitet. Einen Grund dafür sieht der DSAG-Fachvorstand in den weiterhin anhaltenden Verhandlungen. Gleichzeitig warnt er jedoch davor, zu lange zu warten: „Wenn die EU-Mitgliedschaft Großbritanniens tatsächlich hart endet, sollten Unternehmen einen Plan in der Schublade haben. Daher empfehle ich, Arbeitsgruppen zu gründen und alternative Geschäftsmodelle zu diskutieren.“ Auch den Austausch mit anderen Unternehmen, Dienstleistern, Behörden, SAP und innerhalb der DSAG hält er für sinnvoll. „Es gibt nur wenige, die nicht von einem harten Brexit betroffen wären, dementsprechend lassen sich hier sicher Synergien nutzen“, so Ralf Peters.
DSAG bietet Hilfestellung
Laut der Kurzumfrage wären unter anderem das SAP ERP, das globale Handelsmanagement-System SAP Global Trade Services, S/4HANA, die Lösung für Governance, Risikomanagement und Compliance (SAP GRC) sowie die Personalwesen-Lösung SAP Human Capital Management vom Brexit betroffen. „IT-Verantwortliche sollten ihre SAP-Systeme daher unbedingt auf den neuesten Stand bringen, um notwendige Hinweise schnellstmöglich einspielen zu können“, empfiehlt Ralf Peters. Hier erwartet er auch seitens SAP größtmögliche Unterstützung für die Anwender und eine intensive Zusammenarbeit.
Darüber hinaus arbeitet die DSAG derzeit unter anderem an einem Leitfaden zum Thema „Brexit und SAP“.
Be the first to comment