DSAG-Umfrage zeigt Hürden und Erfolge österreichischer Unternehmen bei Digitalisierung

Passend zum ab heute stattfindenden 20. DSAG-Jahreskongress veröffentlicht die DSAG die Ergebnisse einer Umfrage unter ihren Mitgliedern. Was insbesondere österreichische SAP-Anwender bewegt, ist nachfolgend zusammengefasst. [...]

Walter Schinnerer, DSAG-Vorstand Österreich
Walter Schinnerer, DSAG-Vorstand Österreich (c) DSAG

Die Digitalisierung ist in österreichischem Unternehmen in vollem Gange. Das ergab eine OnlineUmfrage der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG). So arbeitet fast die Hälfte der österreichischen Umfrageteilnehmenden bereits an größeren Projekten, um die Effizienz bestehender Geschäftsprozesse zu steigern. Weniger weit sind die Unternehmen, was erste Erfolge mit realisierten Piloten in diesem Feld anbelangt. Hürden sind laut Umfrage fehlende Ressourcen und teils fehlende Belastbarkeit der SAP-Produktstrategien und -roadmaps im Hinblick auf Investitionssicherheit und Planbarkeit.

Zu den größten Treibern für Digitalisierungsprojekte österreichischer Unternehmen zählt mit 58 Prozent (DACH: 62 Prozent) der Wunsch, die Effizienz bestehender Geschäftsprozesse zu steigern. Auch neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, ist für 42 Prozent (DACH: 40 Prozent) ein wesentlicher Treiber. „Der Wunsch, Informationen transparent zu machen oder die Beziehung zu Kunden und Partnern zu intensivieren, löst hingegen einen geringeren Digitalisierungsdruck aus“, berichtet DSAG-Ländervorstand Walter Schinnerer. Gleiches gilt für das sich verändernde Marktumfeld oder die Möglichkeit, den Servicegrad durch neue Lösungen zu verbessern.

Die größten Treiber der Digitalisierung. rafik: DSAG

Erfolgreiche Digitalisierung bestehender Geschäftsprozesse

„Es verwundert dementsprechend nicht, dass österreichische DSAG-Mitglieder passend zum Wunsch nach mehr Effizienz bestehender Geschäftsprozesse in genau diesem Feld am erfolgreichsten Projekte durchführen“, ordnet Walter Schinnerer ein. In fast der Hälfte der Unternehmen (47 Prozent) gibt es fertiggestellte oder in Umsetzung befindliche EffizienzProjekte. Das sind sechs Prozent mehr als im DACH-Raum. „Diese Zahl ist ermutigend und spricht dafür, dass die Unternehmen auf einem guten Weg sind“, so Walter Schinnerer. Das bestätigen auch die Ergebnisse hinsichtlich der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle, die laut Umfrage ebenfalls ein relevanter Treiber der digitalen Transformation in Österreich sind. Ein Viertel der Befragten (DACH: ebenfalls 25 Prozent) setzen hier bereits größere Projekte um oder haben sie erfolgreich realisiert.

Mit 63 Prozent (DACH: 48 Prozent) ist auch die Zahl der erfolgreich realisierten Prototypen für neue digitale Geschäftsmodelle in Österreich erfreulich hoch. „Die Unternehmen haben erkannt, dass sie mit der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen Umsatz steigern und kurzfristig Kosten sparen können. Es ist nachvollziehbar, dass viele Unternehmen ihre Ressourcen erst einmal für diese Projekte einsetzen, statt z. B. S/4HANA-Projekte ins Leben zu rufen“, erläutert der Österreich-Vorstand. Natürlich könne langfristig gesehen auch mit S/4HANA gespart werden. Doch mit kurzfristig erzielbaren Erfolgen im Blick, lasse sich vor Entscheidern in den Unternehmen leichter argumentieren. Bei S/4HANA-Einführungen müsse strategischer argumentiert werden, was ungleich schwieriger sei.

Hürden auf dem Weg zur Digitalisierung

Um Ressourcen geht es auch beim Blick auf die Herausforderungen der digitalen Transformation. Für mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmenden (56 Prozent) sind fehlende personelle und finanzielle Ressourcen ein Hemmschuh auf dem Weg zum digitalisierten Unternehmen. Im DACH-Raum sehen dies nur 42 Prozent so. „Dieser große Unterschied lässt sich unter anderem dadurch erklären, dass in Österreich digitale Vorhaben oftmals auf Produkte und Services ausgerichtet sind und nicht auf die strategische Positionierung des Unternehmens“, erläutert Walter Schinnerer. Demnach werde häufig versucht, mittels IT-Systemen und ohne zusätzliche personelle Ressourcen Kosten zu sparen, statt neue Umsätze zu generieren. Die daraus resultierenden starren Organisationsstrukturen, eine fehlende digitale Unternehmenskultur und fehlende Veränderungsbereitschaft der Mitarbeitenden geben auch jeweils fast ein Drittel der Befragten (28 Prozent) als Herausforderungen digitaler Transformation an. Im DACH-Raum bewerten jeweils 24 Prozent die fehlende Veränderungsbereitschaft und die starren Organisationsstrukturen als Hemmschuh. 38 Prozent identifizieren im DACH-Raum eine fehlende digitale Unternehmenskultur als Herausforderung. Kaum genannt werden hier von den österreichischen Unternehmen mit 11 Prozent mangelhafte Unterstützung durch das Management (DACH: 12 Prozent) und fehlendes Know-how (DACH: ebenfalls 11 Prozent).

Das sind die größten Herausforderungen österreichischer Unternehmen bei der digitalen Transformation. Grafik: DSAG

SAP-Strategien und -Roadmaps

Neben kulturellen und personellen Herausforderungen gibt es informatorische, technische und funktionale Anforderungen, die die digitale Transformation in den österreichischen Unternehmen erschweren, etwa beim Aufbau hybrider Landschaften. So müssen SAP-Strategie und -Roadmaps plan- und belastbar sein. Darüber fühlen sich 35 Prozent der österreichischen Mitglieder von SAP gut informiert (DACH: 24 Prozent). 47 Prozent (DACH: 45 Prozent) vertrauen der Produktstrategie teilweise, wogegen 18 Prozent (DACH: 30 Prozent) der Anwender dieses Vertrauen in Frage stellen. Hier ist SAP aufgerufen, ihre Kunden mit vorausschauenden und verlässlichen Informationen auszustatten. „Als Anwender brauchen wir Gesamtszenarien der SAP-Produktlandschaft und eine nachvollziehbare Schnittstellenstrategie. SAP muss klare, verbindliche Roadmaps liefern, die eine künftige Produktstrategie langfristig abbilden“, so Walter Schinnerer.

Handlungsbedarf seitens SAP: Nur 24 Prozent der Befragten fühlen sich von SAP gut informiert. Grafik: DSAG e.V.

Was das SAP-Lösungsportfolio betrifft, gibt es konkrete Aufgaben, die von SAP (besser) gelöst werden müssen und zu adäquaten Lösungen für die Digitalisierung führen. Es geht um 

  • bessere Integration,
  • einheitliche Stammdaten,
  • erweiterte, stabile Funktionalität und
  • Skalierbarkeit von Lösungen und Lizenzmodellen.

„Die Zukunft der IT-Landschaften wird hybrid sein. SAP ist daher gefordert, ihre Kunden bestmöglich beim Auf-, Ausbau und beim Betrieb zu unterstützen. Daher sollten auch die Lizenzmodelle den Anforderungen der Kunden entsprechen und möglichst einfach, attraktiv und flexibel gestaltet sein. Ist das nicht der Fall, könnte SAP zum Digitalisierungs-Stopper werden“, mahnt Walter Schinnerer. An einigen Themen, beispielsweise der Harmonisierung der Stammdaten, arbeitet SAP bereits. „Hier müssen allerdings den Worten auch Taten folgen. Es ist wichtig, dass die Geschwindigkeit, mit der an zentralen Themen gearbeitet wird, mit den Anforderungen in den Unternehmen harmoniert“, erläutert Walter Schinnerer.

Dabei gibt es auch Erfolge zu verkünden, wie z. B. im Personalwesen. Nach intensiven Diskussionen können Kunden ab 2022 die Lösung für das Personalwesen SAP Human Capital Management (SAP HCM) auch integriert in S/4HANA betreiben. Ein Erfolg, der insbesondere die SAP-Kunden freut, die im zeitlichen Umfeld des Jahres 2025 noch nicht zur Software-as-a-Service-Lösung SuccessFactors in die Cloud wechseln wollen oder können.

Grafik: DSAG

Digitalisierungsvorhaben mit SAP-Produkten

Außerdem wurden in der OnlineUmfrage die CIOs und weitere Ansprechpartner aus DSAG-Mitgliedsunternehmen auch zum Einsatz von S/4HANA im Vergleich zur Business Suite befragt. Der Fokus liegt zunehmend auf S/4HANA als Grundlage für die digitale Transformation. Bei den Lösungen der SAP zur Digitalisierung der Kundenprozesse wie C/4HANA oder Qualtrics ist die Lage differenzierter. Sie kommen bei den Mitgliedsunternehmen zwar zum Einsatz, sind gegenüber Wettbewerbern aber eher schwächer vertreten. Für C/4HANA gilt in ganz besonderem Maße, dass SAP die Vorteile von Integration und Harmonisierung liefert. „Zudem brauchen wir Transparenz, hinsichtlich des Funktions- und Leistungsumfangs von C/4HANA und der Strategie zu Architektur und Weiterentwicklung. Zudem sollte SAP beim Thema Lizenzen transparenter agieren. Erst, wenn das der Fall ist, können Kunden eine Entscheidung treffen“, so Walter Schinnerer. Als selbstverständlich setzen DSAG-Mitglieder voraus, dass die Lösungen flexibel skalierbar und funktional vergleichbar mit Produkten von Drittanbietern sind. Auch hierzu sind DSAG und SAP im engen Austausch.

DSAG als Partner gesetzt

Ein weiteres erfreuliches Ergebnis liefert die Umfrage bezogen auf die Bewertung der DSAG als strategischem Partner. Hier sind 75 Prozent der österreichischen Mitglieder (DACH: 68 Prozent) mit der Anwendervereinigung zufrieden. Damit landet die DSAG vor den SAP-Partnern (59 Prozent; DACH: 58 Prozent). Für Walter Schinnerer bestätigt das positive Abschneiden der DSAG den eingeschlagenen Weg: „Als Anwendervereinigung ist es unsere Aufgabe, Orientierung zu geben und die richtigen Informationen zu liefern. Die positive Bewertung als strategischer Partner bestärkt uns und zeigt, dass wir unseren Auftrag auch in Bezug auf die digitale Transformation gut erfüllen.“ 

Dieses positive Ergebnis positioniert die DSAG auch weit vor SAP selbst. Mit dem Software-Hersteller sind nur knapp ein Viertel der Befragten (24 Prozent) zufrieden. Das sind 13 Prozent weniger als im DACH-Raum. Dieses Ergebnis sollte SAP als Auftrag verstehen, die Anwender mit zielgerichteten, verlässlichen Informationen und geeigneten Produkten in die Zukunft zu bringen. Die DSAG steht als motivierter Sparrings-Partner zur Verfügung, um gemeinsam Anwenderunternehmen zu unterstützen und erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in Serie zu produzieren.


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