Ein Jahr DSGVO: Woran es in vielen Unternehmen noch scheitert

Ein Jahr nach Inkrafttreten der DSGVO zieht Jürgen Venhorst, Country Manager DACH bei Netwrix, Bilanz und geht der Frage nach, was Unternehmen bezüglich des Datenschutzes noch verbessern müssen. [...]

Juergen Venhorst, Country Manager DACH bei Netwrix
Juergen Venhorst, Country Manager DACH bei Netwrix (c) Netwrix

Am 25. März hat sich das Inkrafttreten der DSGVO zum ersten Mal gejährt. Die Datenschutzgrundverordnung verfolgt den Zweck, die Nutzung personenbezogener Daten zu reglementieren und den Datenschutz zu verbessern. Entgegen vieler Voraussagen sind die erwarteten Abmahnwellen ausgeblieben. Auch die Gesamtsumme der in Deutschland verhangenen Strafen nach Verstößen gegen die Verordnung hat sich mit insgesamt 485.000 Euro in Grenzen gehalten. Insgesamt 81 Mal wurde eine Strafe verhängt, womit das durchschnittliche Strafmaß bei knapp 6000 Euro lag.

Vereinzelt wurden Bußgelder von ein paar hundert Euro, teilweise aber auch mehreren zehntausend Euro bei Verstößen fällig. Besonders kleinere Unternehmen kann eine solche Strafe somit stark in Bedrängnis bringen. Der erste Fall, in dem eine Datenschutzverletzung sanktioniert wurde, kostete den Chatdienst Knuddels 20.000 Euro.

Trotz dieser teils hohen Strafen haben sich die Praktiken, mit denen teils vertrauliche Daten gehandhabt werden, in vielen Unternehmen nicht verbessert. Der IT Risk Report von Netwrix beschäftigt sich mit dem Stand der Datensicherheit in Unternehmen und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt. Anhand des Reports lassen sich einige Verhaltensweisen erkennen, die in Bezug auf den Umgang mit Daten problematisch sind, aber aus Bequemlichkeit oder fehlendem Verständnis für IT-Sicherheit nicht geändert werden. Beispielsweise versäumen es 42 Prozent der für den Report gefragten Unternehmen, essentielle Grundlagen der IT-Sicherheit einzuhalten, wie z. B. regelmäßige Passwortänderungen für ihre Mitarbeiter vorzuschreiben.

Auch andere für die Datensicherheit essenzielle Punkte werden zu häufig missachtet, wie das regelmäßige Einspielen von Sicherheits- und Softwareupdates. Während empfohlen wird, kritische Sicherheitsupdates so schnell wie möglich und andere Patches mindestens einmal wöchentlich aufzuspielen, aktualisiert ein Drittel der befragten Organisationen ihre Software noch nicht einmal quartalsweise. Hierdurch ergeben sich unter Umständen Sicherheitslücken, die in einer Kompromittierung des Netzwerks und schließlich einem Abwandern kritischer respektive personenbezogener Daten resultieren können.

Eine positive Folge des DSGVO ist, dass Unternehmen dazu angehalten werden, ihren Umgang mit Daten zu hinterfragen. Oftmals sind Firmen hierbei Sicherheitslücken oder unsichere Praktiken aufgefallen, die ohne Vorbereitung auf die Verordnung wahrscheinlich weiterhin unentdeckt geblieben wären. Des Weiteren ist die IT– und Datensicherheit innerhalb von Unternehmen stärker in den Fokus gerückt, wodurch Organisationen ihre Sicherheitsmechanismen auf der Prüfstand stellen und  bei Bedarf verbessern.

Datenschutzverletzungen werden in Zukunft nicht weniger, vielmehr wird ihre Zahl zunehmen. Wenn Unternehmen sich an paar Grundsätze halten, können sie die eigene Datensicherheit beträchtlich verbessern und Strafen im Zuge mangelhafter Datenschutzpraktiken vermeiden.

*Jürgen Verhorst ist Country Manager DACH bei Netwrix.


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