Facebook-Datenskandal offenbar größer als bisher angenommen

Die Zahl der vom Facebook-Datenskandal Betroffenen steigt ständig. Aktuell werden 87 Millionen User genannt, deren Infos die britische Cambridge Analytica abgezügelt hat. [...]

Der Druck auf Facebook wird von Tag zu Tag größer. (c) shutterstock.com/JuliusKielaitis
Der Datenskandal bei Facebook hat deutlich größere Ausmasse als zunächst angenommen. Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern könnten unzulässigerweise mit der Firma Cambridge Analytica geteilt worden sein, wie das Online-Netzwerk in einem Blogpost sagte. Die meisten dieser 87 Millionen Betroffenen gebe es in den USA, schrieb Technikvorstand Mike Schroepfer. Man werde sie nun informieren. Zuvor war stets von etwa 50 Millionen betroffenen Nutzern die Rede gewesen.
Das neue Eingeständnis erhöht die Nöte von Facebook, das wegen des gigantischen Missbrauchs von Nutzerdaten ohnehin schon unter massivem juristischen und politischen Druck steht. Cambridge Analytica hatte sich mit Hilfe der abgeschöpften Daten eine wertvolle Datenbank zulegt, die dann für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump genutzt worden sein soll. Behörden in den USA wie in Grossbritannien haben deshalb Ermittlungen eingeleitet. Auch laufen beiderseits des Atlantik parlamentarische Untersuchungen.
Zuckerberg muss Rede und Antwort stehen
Facebook-Chef Mark Zuckerberg willigte ein, am kommenden Mittwoch im US-Kongress zu dem Skandal auszusagen. Seine Anhörung findet vor dem Handelsausschuss des Repräsentantenhauses statt, wie der republikanische Ausschussvorsitzende Greg Walden und der Vertreter der oppositionellen Demokraten, Frank Pallone, mitteilten. Durch die Befragung sollten die US-Bürger besser verstehen, „was mit ihren persönlichen Daten online geschieht“.
Zuckerberg hatte sich in den vergangenen Tagen für den Datenmissbrauch entschuldigt und eine Reihe von Reformen in dem Onlinenetzwerk angekündigt. Die Nutzer sollen sich unter anderem einfacher einen Überblick darüber verschaffen können, welche ihrer persönlichen Daten von Facebook gespeichert worden sind.
Auch soll es ihnen erleichtert werden, solche Daten zu löschen. Ein neues Menü soll es ihnen ermöglichen, rasch die Sicherheit ihres Accounts zu erhöhen. Die Neuerungen sollen nach Angaben von Schroepfer am Montag installiert sein. Die User sollten dann auch in die Lage versetzt werden, Apps zu beseitigen, die sie nicht mehr wollten. Sie würden ausserdem darüber in Kenntnis gesetzt, ob ihre Informationen möglicherweise unerlaubt an Cambridge Analytica gegangen seien.
Die britische Firma hatte die Nutzerdaten mittels einer App mit einem Persönlichkeitstest abgefischt. 270’000 Menschen beteiligten sich an diesem Test. Doch mittels der App erlangte Cambridge Analytica auch Zugriff auf die Daten von Facebook-Freunden der Testteilnehmer, was die enorme Zahl der Betroffenen erklärt. Der Zugriff von Apps auf solche Nutzer, die das Miniprogramm gar nicht selbst heruntergeladen haben, ist seit 2014 bei Facebook nicht mehr möglich. Das Unternehmen räumte jedoch ein, dass Nutzer weiterhin nicht ausreichend gegen missbräuchliche Zugriffe auf ihre Daten geschützt sind.
Der Skandal berührt den Kern des Geschäftsmodells von Facebook und anderen Branchengrössen wie Google oder Twitter, das auf der massiven Sammlung von Daten über seine Nutzer beruht. Unterdessen hat Zuckerberg zu seiner Rolle als Facebook-CEO Stellung bezogen. Er übernehme zwar die Verantwortung für die Weitergabe privater Nutzerdaten – halte sich aber nach wie vor für den Richtigen, um das Unternehmen zu führen. Dies sagte Zuckerberg am Mittwoch auf eine entsprechende Frage von Journalisten. Im Leben gehe es darum, „aus Fehlern zu lernen und herauszufinden, wie man weitermachen kann“. Und weiter:  „Wenn man so etwas wie Facebook aufbaut, das weltweit beispiellos ist, dann gibt es Dinge, die man falsch macht», betonte Zuckerberg. „Ich denke, die Leute sollten uns daran messen, dass wir aus unseren Fehlern lernen.“ Der Facebook-Chef versicherte erneut, „es in Zukunft besser machen zu wollen“. Er räumte aber zugleich ein, dass „keine Sicherheitsmassnahme perfekt“ sei.

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