Fachkräftemangel flaut ab

Die Trendwende scheint sich langsam abzuzeichnen: Der Bedarf an Fachkräften ging letztes Jahr in allen Bundesländern gegenüber 2018 zurück. Besonders im zweiten Halbjahr 2019 waren verfügbare Jobs in der Technik, im Finanz- und Rechnungswesen, Verkauf und Personal Mangelware. [...]

Im Vergleich zu 2018 wurden 2019 um vier Prozent weniger freie Stellen ausgeschrieben. (c) vegefox.com - stock.adobe.com

Die jüngste Auswertung des Fachkräfteatlas von StepStone Österreich, für den Stellenausschreibungen in 22 Printmedien und 21 Jobbörsen analysiert wurden, zeigt ein klares Bild: Bundesweit waren 2019 im Vergleich zu 2018 vier Prozent weniger Jobs ausgeschrieben.

Wien besonders betroffen

Somit waren 2018 noch 455.819 Jobs verfügbar; 2019 nur mehr 438.715. Besonders hart traf der Stellenrückgang die Bundeshauptstadt, wo ein Minus von acht Prozent registriert wurde. Kein Bundesland verzeichnete vergangenes Jahr einen Anstieg an verfügbaren Stellen gegenüber 2018.

„Die Situation ist nicht dramatisch, aber es zeichnet sich eine Trendwende am Arbeitsmarkt ab. Umschulungen und Weiterbildungen dürften jedenfalls in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen“, kommentiert StepStone-Studienleiterin Barbara Oberrauter-Zabransky.

Größter Verlierer: Technische Berufe

Empfindlich ging 2019 die Nachfrage nach Fachkräften in den technischen Berufen zurück. Die Anzahl der freien Jobs verringerte sich hier gegenüber 2018 um 14 Prozent. Waren also 2018 noch 70.323 technische Positionen ausgeschrieben, reduzierte sich diese Zahl 2019 um 9.853 Stellen auf 60.470 vakante Positionen.

Wesentlich besser entwickelte sich der Jobmarkt für Verkaufskräfte im Einzelhandel, wo ein Viertel mehr Jobs, das sind 7.297 Stellen, gegenüber 2018 ausgeschrieben wurden. Oberrauter-Zabransky: „Die Umsatzzuwächse im Einzelhandel haben sich 2019 offensichtlich sehr positiv auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt. Dennoch wissen wir, dass der Einzelhandel immer noch sehr weiblich geprägt ist und eine hohe Zahl an Teilzeitkräften beschäftigt“.

Erstes Halbjahr 2019 besser als zweites

Im Detail zeigt die Entwicklung 2019 vor allem zwei Auffälligkeiten: eine positivere Arbeitsmarktentwicklung im ersten Halbjahr und im Bundesländervergleich ein Plus an Stellenausschreibungen im zweiten Halbjahr lediglich in Tirol und Vorarlberg. Die Anzahl der vakanten Positionen ging vom ersten zum zweiten Halbjahr 2019 um drei Prozent zurück.

Dabei verzeichneten vor allem die technischen Berufe (minus 3.572 Stellen), Finanz- und Rechnungswesen (minus 3.006 Stellen), der Verkauf (minus 2.275 Stellen) und Personalstellen (minus 813) einen Rückgang. Lediglich im Pflegebereich wurde im zweiten Halbjahr ein Zuwachs um 473 Stellen gegenüber dem ersten verzeichnet.

Fachkräftemangel im Pflegebereich

„Die sozio-demographische Entwicklung wird in den nächsten Jahren zu einem noch deutlicheren Zuwachs an freien – und möglicherweise schwer zu besetzenden – Stellen im Pflegebereich in allen Bundesländern führen“, so Oberrauter-Zabransky. „Umso wichtiger also, sich auf diesen Bedarf rechtzeitig vorzubereiten – aus Sicht der Wirtschaftstreibenden und der Gesellschaft“.

Der Bundesländervergleich zeigt, dass mit Ausnahme von Tirol und Vorarlberg, die jeweils einen Anstieg an freien Stellen aufwiesen, alle Bundesländer in der zweiten Jahreshälfte weniger Jobs ausgeschrieben haben. Den signifikantesten Rückgang beklagten dabei die Steiermark (minus zehn Prozent), Oberösterreich (minus acht Prozent) und Wien (minus fünf Prozent).


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