Mehr IT-Ausbildungsplätze etwa an FHs, mehr Förderung für ältere Arbeitnehmer, Frauen und Lehrlinge. Teilnehmer des Computerwelt Roundtables zum Thema „IT-Fachkräftemangl“ machen vor allem politische Rahmenbedingungen für die Krise am IT-Arbeitsmarkt verantwortlich. [...]
Einig ist man sich darüber, dass es viel zu wenig verfügbare Arbeitskräfte am Markt gibt. Die Wirtschaftskammer spricht von rund 10.000 Jobs die nicht besetzt werden können, Unternehmen würden händeringend nach Personal suchen. Dafür herrscht an Ausbildungs-Plätzen ein hohes Interesse – das wiederum nicht derzeit nicht abgedeckt werden kann:
“Wir haben derzeit die Situation, dass wir zwei Drittel der Bewerber ablehnen müssen, weil sie keine finanzierten Studienplätze bekommen”, meint Jochen Hense vom FH Campus Wien. Das Potenzial an Interessenten wäre da, aber die Nachfrage könne nicht erfüllt werden. Laut Zeitungsberichten sei dies auch auf anderen Fachhochschulen so. Hochgerechnet seien dies einige tausend Ausbildungsplätze, welche durch mangelnde Förderungen brachliegen würden.
Nahed Hatahet, Unternehmer und Vorstandsmitglied des Verband der österreichischen Software Industrie (VÖSI), sieht allerdings auch ein Problem bei der Ausbildung. Man bilde junge Menschen für Jobs aus, welche nach dem Abschluss einige Jahre später gar nicht mehr existieren würden. Als Unternehmer würde er zudem auch gerne ältere Menschen einstellen. Dies würde aber von politischen Rahmenbedingungen verhindert, weil der Kollektivvertrag für ältere Arbeitnehmer viel zu hohe Gehälter vorsehe.
Der “Beissreflex” beim Sozialpartner
Martin Puaschitz, Fachgruppenobmann des UBIT Wien sieht dies ebenso als massives Problem, und schlägt eine Ausnahmeregelung für bestimmte Branchen vor, auch auf Zeit. Effektive Änderungen würden aber durch den “Beißreflex auf der Gegenseite” (der Sozialpartner) verhindert.
Lohnnebenkosten und Steuern auf Arbeit seien generell viel zu hoch. Puaschitz schlägt vor allem für die Lehrlinge eine Bresche. In Wien gäbe es derzeit 11.000 IT-Betriebe, wovon ein Viertel Arbeitgeberbetriebe seien. Diese hätten aber nur 420 Lehrlinge, was für eine Stadt wie Wien “überschaubar” sei.
HTL Absolventen wären zudem verzweifelt auf der Suche nach dem dreimonatigen Pflichtpraktikum. Das Problem dabei: Überzogene Arbeitsschutzbestimmungen würden den Unternehmen zu hohe Auflagen auferlegen und die Anstellung auf Zeit uninteressant machen. So dürften die Lehrlinge z.B. gar nicht direkt für Kunden tätig werden, müssten aber mit 50 Prozent des regulären Gehalts entlohnt werden.
Monika Nigl, Leiterin des waff Beratungszentrums für Beruf und Weiterbildung will die Vorwürfe gegen die Politik nicht ganz auf sich sitzen lassen. Ihr zufolge gibt es in Wien ZB das Programm “DigiWinner” mit bis zu 5000 Euro Unterstützung für digitale Ausbildungen von Personen bis maximal 2.500 Euro Monats-Nettoverdienst.
Nicole Scheiblecker, Project Sales Managerin beim Schulungscenter ETC, sieht eindeutig Bedarf an mehr Ausbildung. Sie beobachtet, dass Österreichische Fachkräfte vermehrt in Deutschland tätig würden, weil dort mehr – und adäquater – gezahlt würde. Das ETC kooperiere in der Ausbildung bereits mit waff und AMS, sowie der Wirtschaft, den FHs und Universitäten. Zudem wären auch Personen mit Migrationshintergrund eine interessante Zielgruppe, um mehr IT-Personal ausbilden zu können.
“Auslernen” war gestern
Gesucht werden laut den Diskutanten vor allem Coder und Projektmanager, aber auch Vertriebstechniker und IT-Personal für die Industrie. Laut Nigl geht es dabei nicht nur um Coding und IT-Know-how, sondern auch um Fähigkeiten rund um Kooperation, Kommunikation, Kreativität und vernetztes Denken.
In dieselbe Kerbe schlägt auch Silvia Rathgeb, University Alliances und Next Gen Managerin bei SAP. Ihr Unternehmen würde vor allem nach Menschen suchen, welche eine IT-Affinität aufweisen würden, und offen für Neues seien. SAP gebe viel Geld für die Weiterbildung aus, es gebe zahlreiche kostenlose E-Learning Programme, und auch Kooperationen mit FHs und Universitäten.
Worüber sich schließlich alle einig sind: Der sich schnell verändernde Arbeitsmarkt und die sich rasant entwickelnde IT-Branche verlangt zunehmend ein proaktives, ständiges Weiter-Lernen und vermehrtes Eigeninteresse der Arbeitnehmer. Ein „Auslernen“ wie es noch die Eltern kannten, gibt es grundsätzlich nicht mehr.
Hinweis: Die Zusammenfassung des Roundtables in voller Länge erscheint in der Computerwelt Ausgabe Nr.12 (am 17.07.2019)
Aber bitte was ist das denn für eine an der Realität meilenweit daneben liegende Diskussion und Resultat. Als 59-jähriger DI für Informatik und mit MS Zertifikaten, zahlreichen, mit viel Engagement und IT Begeisterung termin- und kostentreu absolvierten IT Projekten in div. IT Disziplinen kommen bei einer Bewerbungen unmittelbar folgende Absagen:
„Für diese Position sind „so viele Bewerbungen“ bei uns eingelangt, dass wir bereits eine Vorauswahl getroffen haben. Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass wir Sie nicht in die engere Auswahl mit einbeziehen konnten.“
Warum soll es einen IT Fachkräftemangel geben – es gibt einen Mangel an auf indischem Gehaltsniveau bezahlten, aber mit österreichischen Lebenshaltungskosten klarkommenden IT „One Trick Ponies“ …
So spannend und faszinierend IT sein kann, angesichts der Realität würde ich jedem österreichischen Mitbürger raten müssen jedenfalls unter keinen Umständen IT zu lernen und die Unternehmer sollen sich bitte günstige indische IT Mitarbeiter on-, near- oder offshore organisieren damit die notwendige IT Arbeit getan werden kann.