Produkte und Prozessketten werden immer vernetzter und komplexer. Wer hier den Anschluss verpasst, verliert auch den Produktivitäts- und Wettbewerbsvorsprung. Product Lifecycle Management ist daher der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit für Smart Factories und digitale Wertschöpfungsketten. [...]
Die Digitalisierung stellt Unternehmen vor immer neue Herausforderungen: Produkte werden komplexer, die Vernetzung über das Internet der Dinge nimmt stetig zu. Um hier Schritt zu halten, müssen Firmen ihre Produktdaten und -informationen effizient managen – über den gesamten Lebenszyklus von der Entwicklung bis zum Recycling. Dabei helfen integrierte PLM-Strategien (Product Lifecycle Management). Doch der Weg dorthin ist oft noch steinig, wie ein Blick des Softwareunternehmens Revalize auf aktuelle Trends zeigt.
Status Quo: Diskrepanz zwischen Vision und Realität
Product Data Management (PDM) zur reinen Produktdatenverwaltung und Data Management Systeme (DMS) finden sich zwar längst in nahezu allen Unternehmen – das komplette PLM-Konzept mit durchgängiger Abdeckung aller Phasen von Innovation, Design, Produktion, Service bis zur Entsorgung ist hingegen noch Zukunftsmusik. Gerade in Branchen wie Energie, Hochseeschifffahrt oder Offshore-Industrie klaffen Vision und Realität beim Lifecycle-Management weit auseinander. Vorreiter sind hier vor allem die Automobilhersteller. Angetrieben durch die steigende Produktkomplexität und den Vernetzungsgrad der Fahrzeuge haben sie den Bedarf für integrierte PLM-Lösungen früh erkannt. Andere Branchen sollten jetzt zügig Anschluss finden, denn die Vorteile eines ganzheitlichen Produktmanagements liegen auf der Hand: effizientere Prozesse, Kostensenkung, gesteigerte Produktqualität und Kundenzufriedenheit.
Bislang zögern viele Unternehmen noch mit der Einführung einer unternehmensweiten PLM-Strategie. Zu groß sind oft die Bedenken bezüglich Komplexität, Kosten und Aufwand. Hinzu kommen inhärente Risiken: Prozesse entwickeln sich häufig schneller als sich Systeme anpassen lassen. Bleibt die Pflege und Wartung auf der Strecke, erlahmt die Akzeptanz in der Belegschaft – dann drohen Fehlinvestitionen.
Fünf Trends prägen die PLM-Zukunft
- Digitaler Zwilling: Das nahtlose virtuelle Abbild eines Produkts verbindet Design, Simulation und realen Produktionsprozess. Allerdings gibt es aktuell noch keine einheitliche Definition und viele konkurrierende Lösungsansätze. Die Erwartungshaltung hinkt der Praxistauglichkeit hinterher.
- Cloud-PLM: Hier liegt das größte Marktpotenzial. Cloud-Lösungen schaffen Transparenz sowie unternehmens- und länderübergreifenden Datenzugriff. Die Herausforderung: Hohe Sicherheitsanforderungen deutscher Unternehmen, lokal gehostete IT und zögerliche Akzeptanz der Cloud behindern den Trend.
- KI und Machine Learning: Ob Data Analytics, Compliance Management, Anforderungsengineering oder Unterstützung bei Design und Programmierung: Künstliche Intelligenz verspricht durchgängige Prozessoptimierung und kann Menschen von Routineaufgaben entlasten. Bisher werden diese Optionen jedoch nur selten verfolgt, da ihnen oft die Frage der Datensicherheit gegenübersteht.
- 3D-Visualisierung und AR/VR: Zwar fokussiert sich die Forschung hier stark auf Anwendungsszenarien wie Qualitätskontrolle oder Nutzerakzeptanz. In den Unternehmen tun sich die Verantwortlichen aber noch schwer, den konkreten Nutzen der „Spielereien“ zu erkennen.
- Systemintegration: Die Verknüpfung von PLM-Lösungen mit Enterprise Resource Planning (ERP) und Manufacturing Execution Systemen (MES) birgt enormes Potenzial für die Effizienzsteigerung und Qualitätssicherung. Bislang setzen aber nur wenige Vorreiterunternehmen auf die horizontale Integration.
Erfolgsfaktoren für die PLM-Implementierung
Um die skizzierten Trends zu nutzen und den Weg zur durchgängigen Produktstrategie zu ebnen, sollten Unternehmen einige zentrale Punkte beachten: die Schaffung einer konsistenten, transparenten End-to-End-Durchgängigkeit über alle PLM-Phasen. Ein zentraler, übergreifender Daten-Backbone dient als Basis für sämtliche Prozessschritte. Und nicht zuletzt: Der Blick sollte in die Zukunft gehen, um bei der Digitalisierung nicht abgehängt zu werden.
Die Botschaft ist klar: Auch wenn der Weg zur voll integrierten PLM-Strategie noch steinig ist, führt an der ganzheitlichen Transformation kein Weg vorbei. Produkte und Prozessketten werden immer vernetzter und komplexer. Wer hier den Anschluss verpasst, verliert auch den Produktivitäts- und Wettbewerbsvorsprung. PLM ist der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit in der Smart Factory und digitalen Wertschöpfungskette.
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