Wie Unternehmen sich auf die nächste Internetrevolution vorbereiten sollten. com! professional bringt Ihnen das Thema näher. [...]
Lesen, schreiben, besitzen“ – so beschreibt Prashant Kelker, Chief Strategy Officer bei der Information Services Group (ISG), die Entwicklungsstufen des Internets. Während Anwender im „Web 1“ hauptsächlich vorgefertigte Texte konsumierten, spielt im aktuellen Web 2 das Verfassen eigener Inhalte, der User-generated Content, eine große Rolle. Die Interaktion findet jedoch überwiegend auf einigen wenigen Plattformen statt, die in der westlichen Welt von den „Big Five“ Google/Alphabet, Amazon, Facebook/Meta, Apple und Microsoft (GAFAM) kontrolliert werden.
Sie monetarisieren nicht nur die intellektuellen und kreativen Leistungen der Nutzer, sondern verkaufen zum Teil auch deren persönliche Daten an Werbetreibende, Parteien, Geheimdienste und andere Interessenten. „Das heutige Internet ist eine sehr zentralisierte Welt“, sagt Prashant Kelker. „Alles, was Nutzer heute kreieren, gehört wenigen Konzernen.“
Die nächste Evolutionsstufe, das Web 3, könnte die Nutzer mithilfe von Blockchain-Technologien aus den Fängen des Internet-Oligopols befreien. „Blockchain ermöglicht es Anwendern, wirklich Besitzer ihrer Daten und Inhalte zu werden“, erklärt Kelker, „selbst wenn ein Unternehmen wie Facebook den Account eines Anwenders löschen oder gar vom Markt verschwinden sollte, bleiben die Informationen auf der Blockchain erhalten.“
Die Nutzung von Blockchains als Informationsspeicher gibt Anwendern aber nicht nur die Hoheit über ihre Daten zurück, sie ermöglicht auch eine dezentrale Identitätsverwaltung. Wer heute Amazon, Facebook, Instagram & Co. nutzen möchte, muss einen User-Account anlegen und sich mit den dort hinterlegten Daten einloggen.
Oft verlangen die Anbieter in ihren Geschäftsbedingungen, dass man dafür seinen echten Namen, seine Adresse, sein Geburtsdatum und andere sensible Informationen angeben muss. Das ist nicht nur aus Datenschutzsicht ein Problem, sondern stellt auch ein enormes Sicherheitsrisiko dar, denn User-Daten werden im großen Stil gestohlen.
Die Website „Have I been pwned?“ listet aktuell fast zwölf Milliarden Account-Diebstähle auf, bei denen Nutzerinformationen entwendet wurden.
Im Web 3 könnte dieses personalisierte Login der Vergangenheit angehören. Stattdessen genügt es, sich über eine Blockchain-basierte Identität anzumelden, um eine Plattform zu nutzen. Der Betreiber weiß nur, dass es sich um eine legitime Identität handelt, aber nicht, wer dahintersteckt – die Macht der Internetgiganten würde schwinden.
Virtuelles Leben im Decentraland
Eine der bekanntesten Web-3-Plattformen trägt dieses Konzept der Dezentralisierung sogar im Namen: Decentraland (siehe auch Tabelle). Die 3D-Welt basiert auf der Blockchain Ethereum. Um alle Funktionen nutzen zu können, müssen sich Teilnehmer über ihre Ethereum-Wallet mit der Plattform verbinden, es besteht aber auch die Möglichkeit, Decentraland als Gast zu betreten.
Für Smart Contracts gibt die Plattform das eigene Token MANA heraus, das auf Kryptobörsen wie Coinbase, Huobi oder Binance erworben werden kann.
Mit MANA können die Einwohner von Decentraland Kleidung (WEAR), oder Parzellen (LAND) kaufen, um darauf eigene Gebäude zu errichten. Decentraland wird als DAO (Dezentrale Autonome Organisation) verwaltet. Jeder, der MANA-Token hält oder Land besitzt, hat bei Änderungen im Protokoll ein Stimmrecht.
Einer der Nutzer im Decentraland ist das Auktionshaus Sotheby’s. Es hat dort eine virtuelle Repräsentanz seiner Zentrale in der Londoner New Bond Street eröffnet. „Wir sehen Orte wie Decentraland als die kommende Schnittstelle für digitale Kunst, über die Künstler, Sammler und Betrachter gleichermaßen von jedem Ort der Welt aus miteinander in Kontakt treten und Kunst präsentieren können“, sagt Michael Bouhanna, Leiter der Verkaufsabteilung bei Sotheby‘s.
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