Geschäftschancen in virtuellen Welten

Wie Unternehmen sich auf die nächste Internetrevolution vorbereiten sollten. com! professional bringt Ihnen das Thema näher. [...]

Der Hype ums Metaverse

Virtuelle 3D-Welten wie Decentraland, aber auch Sandbox oder Axie Infinity werden als „Metaversen“ bezeichnet, ein Begriff, der bereits in den 1990er-Jahren vom Science-Fiction-Autor Neal Stephenson in seinem Roman „Snow Crash“ geprägt wurde.

In diesen virtuellen Welten können Menschen sogenannte Non-Fungible Tokens (NFTs) kaufen oder erschaffen, die Gegenständen, Land oder Immobilien entsprechen, und mit diesen Schätzen Geld verdienen.

„Es werden visuelle Umgebungen kreiert, in denen Nutzer miteinander in Interaktion treten können – eine Real Life Experience“, erklärt Maria Levina, Customer Experience Manager bei Fujitsu, das Konzept. Einen ersten Metaverse-Hype gab es schon 2003 mit der virtuellen Welt „Second Life“.

Obwohl die anfängliche Begeisterung für Second Life schnell abebbte, bezeichnet der Anbieter Linden Lab das Metaverse heute immer noch als die „größte und erfolgreichste von Nutzern kreierte 3D-Welt“.

„Unternehmen sollten nicht das Metaverse in den Mittelpunkt ihrer Strategie stellen, sondern den Aufbau von Communities.“

Prashant Kelker – Chief Strategy Officer ISG

Einen besonderen Schub bekam das Thema, als Mark Zuckerberg im Oktober 2021 die Umfirmierung von Facebook zu Meta und die Entwicklung eines eigenen Metaverse bekannt gab. In der Folge explodierten die Suchan­fragen nach „Metaverse“.

Google Trends verzeichnet in Deutschland im Oktober vergangenen Jahres einen Anstieg um fast das 25-Fache. Mittlerweile flaut das Interesse aber wieder deutlich ab.

Arbeiten im Metaverse
(Quelle: Microsoft)

ISG-Analyst Prashant Kelker hält die Euphorie ohnehin für übertrieben: „Web 3 ist das Betriebssystem, das Metaverse nur die Benutzeroberfläche“, sagt er. „Utopische Vorstellungen einer Verschmelzung von Realität und virtuellen Welten sollte man Hollywood überlassen.“

Entscheidender als die Entwicklung virtueller Welten sei für Unternehmen, Kunden zu Fans ihrer Produkte und Services zu machen, so Kelker: „Unternehmen sollten nicht das Metaverse in den Mittelpunkt ihrer Strategie stellen, sondern den Aufbau von Communities.“

Die acht Komponenten des Metaverse

Diese Bereiche sind für die Entwicklung immersiver virtueller Welten entscheidend.

  • 1. Hardware: Um immersive virtuelle Welten erzeugen und erleben zu können, braucht es die entsprechende Hardware. Dazu zählen Brillen für Virtual und Augmented Reality (VR/AR), haptische Handschuhe und Anzüge, 3D-Kameras und -Scanner, Tracker und Sensoren.
  • 2. Netzwerke: Hohe Bandbreiten, Echtzeitübertragung und stän­dige Verfügbarkeit sind auf Netzwerkseite Voraussetzungen, damit das Metaverse funktioniert. Laut Citi GPS sind für eine immersive Metaverse-Erfahrung Latenzen von weniger als 12 Millisekunden nötig.
  • 3. Rechenleistung: Damit im Metaverse realistische Umgebungsbedingungen und Interaktionen möglich sind, müssen physische Parameter wie Beleuchtung und Schwerkraft, Strukturen, Bewegungen und Nutzerinteraktionen in Echtzeit berechnet werden. Das erfordert neben enormer Rechenleistung den massiven Einsatz Künstlicher Intelligenz. Raja Koduri, Senior Vice President bei Intel, glaubt, dass dafür die Effizienz von Rechnersystemen um den Faktor 1000 verbessert werden muss.
  • 4. Plattformen: Die virtuellen Welten des Web 3 werden sich nicht nur technologisch von aktuellen Gaming- und Social-Plattformen unterscheiden, sondern auch strukturell und ökonomisch. Statt eines Anbieters wird es große Ökosysteme von Entwicklern und Produzenten geben, die den größten Teil der Funktionen und Inhalte einer Plattform erstellen und auch den Großteil der Ein­nahmen erzielen.
  • 5. Werkzeuge und Standards für den Datenaustausch: Um virtuelle Welten miteinander verbinden zu können, braucht es einheitliche Formate und Protokolle. Organisationen müssen deshalb Standards entwickeln, die einen Austausch von Informationen und Gegenständen zwischen den Metaversen ermöglichen.
  • 6. Zahlungssysteme: Digitale Zahlungsprozesse müssen den Umtausch von Fiatgeld wie Dollar oder Euro in Kryptogeld wie Bitcoin oder Ether erlauben, den Handel mit digitalen Währungen unterstützen und weitere Finanzdienstleistungen ermöglichen. Dabei sind Aspekte wie der Schutz vor Betrug und Manipulation, Nachvollziehbarkeit und Rechtskonformität zu beachten.
  • 7. Inhalte, Dienstleistungen und Vermögenswerte: Dieser Bereich umfasst alle von Nutzern kreierten Werte, deren Verkauf, Speicherung oder Verwaltung. Plattformbetreiber und Gesetzgeber müssen für den Handel mit virtuellen Gütern faire Wettbewerbsbedingungen sicherstellen und das Eigentum der Nutzer vor Diebstahl und Betrug schützen.
  • 8. Nutzerverhalten: Die zunehmende Verbreitung und Nutzung von Metaversen wird das Verhalten von Verbrauchern und Unternehmen verändern. Diese Verhaltensweisen erscheinen zunächst als „Trends“, werden aber eine dauerhafte globale gesellschaft­liche Bedeutung erlangen, wenn sich Milliarden von Menschen in virtuellen Räumen begegnen und austauschen.

Mehr Artikel

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

News

Risiken beim Einsatz von GenAI in vier Schritten senken

Die Themen Datenschutz und Modellverwaltung sind in der Datenwissenschaft zwar nicht neu, doch GenAI hat ihnen eine neue Dimension der Komplexität verliehen, die Datenschutzbeauftragte vor neue Herausforderungen stellt. Die Data-Science-Spezialisten von KNIME haben die Potenziale und Risiken der KI-Nutzung beim Einsatz bei der Datenarbeit zusammengefasst und empfehlen vier Schritte zur Risikominimierung. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*