Gesetz soll EU-weiten Datenraum voranbringen

Die EU-Mitgliedstaaten und das EU-Parlament haben sich auf ein neues Data-Governance-Gesetz geeinigt. Es regelt den Handel mit Daten in der Europäischen Union. [...]

Susanne Dehmel, Mitglied der Geschäftsleitung des Digitalverbands Bitkom, hofft auf neuen "Schwung für die europäische Datenwirtschaft" (c) Bitkom

Mit dem Data Governance Act (DGA) als gesetzliche Grundlage möchte die EU erreichen, dass künftig Daten unterschiedlichster Art nach EU-Regeln auf neutralen Marktplätzen geteilt werden können. Beispielsweise sollen dort Daten des öffentlichen Sektors zu Gesundheit, Landwirtschaft oder Umwelt für Unternehmen und Privatpersonen bereitgestellt werden.

Ein europäischer Datenraum in strategisch wichtigen Bereichen sei das Ziel, heißt es in einer Pressemitteilung. Er solle auch der Energiewirtschaft, der Verkehrsplanung, der Industrie, dem Finanzsektor und der öffentlichen Verwaltung zugute kommen. Die EU verspricht sich außerdem davon, globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel oder Pandemien effektiver entgegentreten zu können.

Data Governance Act soll „vertrauensvollen Datenaustausch“ ermöglichen

Erst im vergangenen Jahr hatte die EU-Kommission damit begonnen, das Gesetz voranzutreiben. Derzeit fehlt die formelle Zustimmung des Rats der Mitgliedstaaten und des EU-Parlaments, doch beides sind nur noch Formalien, da eine inoffizielle Bestätigung bereits vorliegt. Die EU reagiert mit dem Gesetz auf die enormen Fortschritte, die derzeit mit maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz (KI) gemacht werden. Unternehmen und Startups brauchten ein reguliertes Ökosystem, um auf der Basis von strukturierten und unstrukturierten (Trainings-)Daten ihre Geschäftsziele umzusetzen.

Das Gesetz soll sicherstellen, dass Menschen und Unternehmen jederzeit die Kontrolle über ihre Daten behalten, auch wenn sie diese freiwillig zur Verfügung stellen. EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager sagte, es gehe um einen vertrauensvollen Datenaustausch im Einklang mit den Grundrechten und Werten der EU. Daten müssten staaten- und disziplinübergreifend geteilt werden können, dafür brauche es eine sichere Grundlage.

Datenmarktplätze als neutrale Drehscheiben

Wie die CSU-Europaabgeordnete Angelika Niebler gegenüber der Zeit sagte, brauche Europa im Zeitalter von KI Daten, um nicht abgehängt zu werden. Es gehe darum die „gut gefüllten Datensilos“, die es überall in der EU gebe, aufzubrechen und anzuzapfen. Dafür seien Datenmarktplätze als neutrale Mittler vorgesehen. Diese Plattformen ermöglichten beispielsweise den Handel mit Sensordaten für die Landwirtschaft. Sie könnten aber selbst keine Geschäfte mit den Daten der Marktplatzteilnehmer machen.

Der Digitalverband Bitkom lobt den schnellen Abschluss der Data-Governance-Act-Beratungen und sieht gute Chancen dafür, dass das Teilen von Daten in der EU einfacher wird. Susanne Dehmel, Mitglied der Bitkom-Geschäftsleitung, betont: „Mit dem Data Governance Act wird die Bedeutung von Daten der öffentlichen Hand betont und ihre Weiternutzung gefördert. Dies kann dringend notwendigen Schwung für die europäische Datenwirtschaft liefern.“

Der Verband begrüßt besonders, dass Datenvermittlungsdienste als wichtige Akteure für die europäische Digitalwirtschaft anerkannt werden sollen. „Sie können nicht nur die Effizienz beim Teilen von und Handeln mit Daten erhöhen, sie schaffen auch das notwendige Vertrauen“, so die Bitkom-Repräsentantin.

Data Governance Act bringt strikte Regeln mit

Mit dem Data Governance Act werde eine Balance zwischen dem Einsatz und dem Schutz von Daten geschaffen, was ein wichtiger Schritt zu einem datensouveränen Europa sein könne. Der Verband möchte allerdings sichergestellt wissen, dass die „teilweise strikten Regeln des Data Governance Act“ für die Datenvermittlungsdienste keine negativen Auswirkungen auf die gerade erst entstehenden Datenräume in Europa haben. Erfreulich sei, dass der Data Governance Act die Menschen in der EU dabei unterstütze, ihre Daten zum Wohle der Allgemeinheit freizugeben. „Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, wie wertvoll und notwendig Daten für Forschung und Wissenschaft sind“, so Dehmel.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

*Heinrich Vaske ist Editorial Director von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO sowie Chefredakteur der europäischen B2B-Marken von IDG. Er kümmert sich um die inhaltliche Ausrichtung der Medienmarken – im Web und in den Print-Titeln. 


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*