Eine neue Studie „Wie bewerten wir Fernarbeit nach einem Jahr Pandemie?“ von ClickMeeting beleuchtet die aktuelle Situation im Homeoffice. Andere Studien zeigen, dass die psychische Belastung durch die Homeoffice-Arbeit nicht zu unterschätzen ist. [...]
Homeoffice statt Großraumbüro, einsamer Snack statt geselliger Kantinenbesuch: Die Arbeitswelt hat sich seit dem Frühjahr 2020 in vielen Bereichen deutlich gewandelt. In einer neuen Umfrage von ClickMeeting in der DACH-Region gaben gut zwei Drittel (69 Prozent) der Befragten an, derzeit ganz oder teilweise von zu Hause aus zu arbeiten. Für viele ist dies eine relativ neue Erfahrung. Denn 90 Prozent haben vor der Pandemie zumindest auch im Büro gearbeitet. Die Rückkehr ins Büro scheint dabei in vielen Unternehmen 2021 grundsätzlich fest im Blick zu sein. Allerdings gehen 46 Prozent dabei von einem Hybridmodell aus Homeoffice und Büro aus und lediglich 35 Prozent rechnen mit einer vollständigen Rückkehr zur Präsenzarbeit im laufenden Jahr. Hybride Arbeitsmodelle werden den Alltag also offenbar weiter bestimmen. Überraschend zudem: Immerhin jeder Zehnte kennt die aktuellen Planungen seines Arbeitgebers überhaupt nicht.
Hohes Ausstattungsniveau im Homeoffice
Von der Arbeitsecke in der Küche bis zum eigenen, abgetrennten Arbeitszimmer: Die Bedingungen, unter denen Homeoffice aktuell stattfindet, können sich je nach Wohnsituation drastisch unterscheiden. Die meisten Befragten sind unter dem Strich jedoch zufrieden: 70 Prozent finden mit Blick auf Faktoren wie Räumlichkeiten und Geräuschpegel zuhause ausreichende Bedingungen für ihre Arbeit vor, für die restlichen 30 Prozent gilt dies jedoch nur teilweise oder gar nicht. Während 2020 so manche fürs Homeoffice benötigte Hardware zwischenzeitlich nur noch schwer zu bekommen war, scheint sich das Ausstattungsniveau in Heimbüros inzwischen auf hohem bis sehr hohem Niveau zu bewegen. Eine überwältigende Mehrheit von 88 Prozent gibt an, dass sie zuhause über die entsprechenden Geräte und Möglichkeiten für ihre Arbeit verfügt.
Qualität der Internetverbindung in der Regel ausreichend
Und, allen immer wieder gehörten Klagen von der digitalen „Entwicklungsregion“ Deutschland, Österreich und Schweiz zum Trotze: auch mit der Internetverbindung haben die meisten Beschäftigten im Homeoffice offenbar keine Probleme: 82 Prozent geben an, dass die Qualität ihrer Internetverbindung ausreichend für ihre Homeoffice-Tätigkeiten ist. Was jedoch auch bedeutet, dass rund jeder Sechste (16 Prozent) in seiner Produktivität zumindest hin und wieder durch zu langsames oder instabiles Internet ausgebremst wird.
Homeoffice-Mehrkosten werden meist nicht erstattet – genau dies wäre aber gewünscht
Die Arbeit im Homeoffice verursacht vielfach höhere Kosten – sei es durch einen dafür notwendigen, schnelleren Internetanschluss, die Anschaffung von Geräten oder schon allein durch den zusätzlichen Energieverbrauch. Auf diesen Mehrkosten bleiben vielfach jedoch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sitzen: Mit 48 Prozent gibt fast die Hälfte der Befragten an, dass sie von ihrem Arbeitgeber keine Erstattung erhalten. Vollständig übernommen werden die Kosten nur bei 21 Prozent; 28 Prozent erhalten immerhin einen teilweisen Ausgleich. Genau eine solche Kompensation steht allerdings auf dem „Wunschzettel“ der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ganz weit oben: 44 Prozent hätten gerne einen solchen Zuschuss für typische Mehrkosten wie Büroausstattung, Internet und Stromverbrauch. Ein generell höheres Gehalt im Gegenzug für die Tätigkeit im Homeoffice erwarten hingegen lediglich 19,5 Prozent der Befragten.
Nur einem Prozent wird bislang ein psychologisches Beratungsgespräch angeboten
Mit fortschreitender Dauer der Corona-Pandemie werden auch mögliche psychologische Auswirkungen der Arbeit im Homeoffice vermehrt diskutiert. Immerhin jeder Vierte (25 Prozent) würde sich wünschen, dass sein Arbeitgeber ein freiwilliges Angebot für ein Gespräch mit einem Psychologen unterbreitet. Rund 45 Prozent möchten dies jedoch ausdrücklich nicht. Tatsächlich bereits angeboten wird ein solches Beratungsgespräch erst einem Prozent der Befragten. Sehr eindeutig fällt die Antwort auf die Frage aus, ob Homeoffice klar im Arbeitsrecht berücksichtigt werden sollte: 80,5 Prozent sind dieser Meinung, während sich lediglich 4 Prozent der Befragten dagegen aussprechen.
Soweit die aktuelle Studie „Wie bewerten wir Fernarbeit nach einem Jahr Pandemie?“ des Webinar- und Videokonferenzspezialisten ClickMeeting, die auf einer repräsentativen Online-Umfrage unter 731 Personen in der DACH-Region im April 2021 basiert.
Wie hoch ist die psychische Belastung tatsächlich?
Kristina Regentrop hat dazu zwei Studien zusammengefasst. Oracle hat für die Studie AI@Work rund 12.000 Menschen aus elf Ländern zur Arbeitssituation während der Corona-Pandemie befragt. „Laut der Studie empfanden sieben von zehn Menschen 2020 als das stressigste Arbeitsjahr überhaupt. Mehr als drei Viertel der Befragten (78 Prozent) berichten, dass sie in ihrem psychischen Wohlbefinden beeinträchtigt sind – in Deutschland geben dies gut zwei Drittel (68 Prozent) an. Insgesamt sind vor allem Jüngere am häufigsten betroffen. Rund 41 Prozent der befragten Personen sagten, dass sie täglich am Arbeitsplatz mit Stressfaktoren wie Leistungsdruck oder einem zu hohen Arbeitspensum konfrontiert werden“, so Regentrop.
Laut einer Studie der Technischen Universität (TU) Chemnitz in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse (TK) gaben rund 60 Prozent der Befragten an, dass im Homeoffice die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen. Mehr als jeder Vierte (27 Prozent) empfindet das als Belastung. Dabei seien vor allem berufstätige Frauen im Homeoffice mit kleinen Kindern betroffen, und zwar von in Form einer Doppelbelastung, schreibt Kristina Regentrop in ihrem Beitrag.
Fazit: Auch wenn eine nachhaltige Entspannung der Corona-Krise in Sicht ist, werden viele Unternehmen das Homeoffice-System wesentlich stärker in ihre organisatorischen Strategien einbauen – Stichwort hybride Arbeitsweise. So ist es wichtig, dass der psychologischen Komponente wesentlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Hier sind vor allem die HR-Abteilungen gefordert.
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