Die Gewinner des renommierten Houskapreises der B&C Privatstiftung stehen fest. Die Preisverleihung fand gestern abends, am 24. September, live und Corona-gerecht statt. Die Gewinner kommen aus Graz und Wien. [...]
Der Houskapreis wird in zwei Kategorien vergeben und ist insgesamt mit 500.000 Euro dotiert. In der Kategorie „Hochschulforschung“ holte Prof. DI Dr. Harald Plank vom Institut für Elektronenmikroskopie und Nanoanalytik der Technische Universität Graz mit seinem Forschungsprojekt „3D-Nanoprinting“ den Hauptpreis. In der Kategorie „Forschung & Entwicklung in KMU“ konnte das Wiener Unternehmen Macro Array Diagnostics mit dem Projekt „Allergy Explorer – der Schlüssel zur Allergiediagnose“ die Fachbeiräte sowie die Jury überzeugen und die goldene Trophäe mit nach Hause nehmen. Beide erhalten je 150.000 Euro Preisgeld. Der restliche Betrag wird auf die anderen acht nominierten Projekte aufgeteilt. Insgesamt wurden 60 Projekte eingereicht. Der Houskapreis ist Österreichs größter Preis für anwendungsnahe Forschung
Bei der Preisverleihung gestern abends befragt, warum die B&C Privatstiftung sich trotz der verschärften Corona-Situation doch zur realen Live-Preisverleihung entschlossen hatte, sagte Mariella Schurz, Generalsekretärin der B&C Privatstiftung: „Wir stehen für Unternehmertum, da braucht es auch einen Mut. Wir glauben daran, dass Forschung und Entwicklung dieses Land vorantreiben.“
Siegerprojekte im Detail
Die Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Harald Plank an der TU Graz entwickelten eine neuartige 3D-Nanodruck-Technologie, die sogenannte FEBID-Technologie (Focused Electron Beam Induced Deposition), zur Fertigung von komplexen, dreidimensionalen Objekten im Nanobereich. Diese neue Methode soll für die Industrie neue Anwendungsbereiche erschließen, die mit herkömmlichen 3D-Druckverfahren bisher nicht möglich waren. Mit diesem Druck-Verfahren konnten bereits elektrisch leitfähige 3D-Hochauflösungs-Nanosonden hergestellt werden, die bereits in Rasterkraftmikroskopen von Industriepartnern eingesetzt werden. Zukünftige Nanosonden ermöglichen eine simultane Analyse von elektrischen, magnetischen, chemischen und optischen Oberflächeneigenschaften, wobei die Leistungsfähigkeit deutlich höher ist als jene von alternativen, kommerziell erhältlichen Produkten.
Das Wiener Unternehmen MacroArray Diagnostics (MADx) hat einen Allergietest entwickelt, der annähernd 100 Prozent aller global relevanten Allergene in einem einzigen Schritt bestimmen kann und somit mehrere Einzeltests ersetzt. Der Allergy Explorer-Test – kurz ALEX – basiert auf der vom Unternehmen patentierten Nano-Partikel-Technologie, die es ermöglicht, eine hohe Anzahl von Parametern individuell zu optimieren und gleichzeitig die technische Leistung auf dem Niveau einer Einzel-Testung zu halten. Für den Test ist nur ein Tropfen Blut notwendig, daher eignet sich diese wenig invasive Methode auch sehr gut für Kleinkinder. Für den ALEX-Test wurden spezielle Analysegeräte entwickelt. Die Software zur Auswertung der Ergebnisse liefert zusätzlich eine Interpretation und Wissensbasis für den behandelnden Arzt. Damit steht ein schneller, zuverlässiger und umfassender Test für Allergiker zur Verfügung.
Den zweiten Platz des Houskapreises 2020 mit einem Preisgeld in Höhe von 60.000 Euro gewann Dr. Megan J. Cordill vom Erich-Schmid-Institut für Materialwissenschaft (ESI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Leoben, Steiermark, in der Kategorie „Hochschulforschung“ mit dem Projekt „Unzerbrechliche, flexible Elektronik“. In der Kategorie „Forschung & Entwicklung in KMU“ konnte das Klagenfurter Unternehmen Bitmovin mit dem Projekt „PROMETHEUS – die Videostreaming-Infrastruktur der Zukunft“ den zweiten Platz für sich entscheiden.
Der dritte Platz bzw. Publikumspreis mit einem Preisgeld in Höhe von insgesamt 20.000 Euro wurde heuer erstmals mittels Online-Votings von der Öffentlichkeit entschieden. In der Kategorie „Hochschulforschung“ überzeugte Projektleiter Univ.-Prof. DI Dr. Peter Ertl vom Institut für Angewandte Synthesechemie an der Technischen Universität Wien mit dem Projekt „Parkinson-on-a-Chip: Erfassung neurodegenerativer Prozesse in einem Mittelhirn-on-a- Chip-Modell“, in der Kategorie „Forschung & Entwicklung in KMU“ das Unternehmen UrbanGold GmbH aus Leoben mit dem Projekt „Effizientes und umweltverträgliches E-Schrott-Recycling“.
Die Einreichungen zum Houskapreis 2020 kamen aus den unterschiedlichsten Wissenschaftsdisziplinen, wie Materialwissenschaft, Medizin, IT- und Multimedia sowie der Angewandten Physik und Chemie. Hochrangig besetzte Fachbeiräte und eine anerkannte sechsköpfige Jury (Markus Hengstschläger, Sabine Herlitschka, Anke Kaysser-Pyzalla, Regina Prehofer, Alexander Schwartz und Peter Skalicky) wählten die nominierten Projekte pro Kategorie in einem zweistufigen Verfahren aus. Diese sollten im Rahmen der Jubiläums-Gala am 23. April 2020 in Wien gekürt werden. Corona-bedingt wurde die Preisverleihung auf den Herbst verschoben. Alle zehn nominierten Projekte erhalten Preisgelder. Während die Sieger mit 150.000 Euro bedacht werden, erhalten die Zweitplatzierten je 60.000 Euro, die Drittplatzierten wurden vom via Publikums-Voting bestimmt und erhalten je 20.000 Euro. Die restlichen Nominierten bekommen immerhin noch ein Preisgeld von jeweils 10.000 Euro.
Forschungsprojekte aus vier Bundesländern im Finale
Unter den fünf nominierten Projekten der Kategorie „Hochschulforschung“ waren heuer je zwei Einreichungen aus der Steiermark und Wien sowie eine aus Salzburg. In der Kategorie „Forschung & Entwicklung in KMU“ wurden je zwei der fünf nominierten Projekte ebenfalls aus der Steiermark und Wien sowie eines aus Kärnten eingereicht. Informationen über alle nominierten Projekte gibt es auf der Website zum Houskapreis.
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