Infrarot-Device: Identitätsklau wird zum Kinderspiel

Forscher der chinesischen Fudan University haben eine Baseball-Kappe entwickelt, die Infrarotlicht nutzt, um Gesichtserkennungssysteme auszutricksen. Die neue Technologie erzielt bei Versuchen Trefferquote von 70 Prozent. [...]

Baseballkappe mit drei Infrarotlichtern auf der Unterseite.
Baseballkappe mit drei Infrarotlichtern auf der Unterseite. (c) Fudan University

Das System, das die Forscher der Fudan University entwickelt haben. projiziert Infrarotlicht auf das Gesicht und täuscht somit die Gesichtserkennungssoftware. Damit könnte das Gesicht einer anderen Person auf das eigene projiziert werden. Dies macht den Zugriff auf Geräte möglich, die durch Gesichtserkennung geschützt sind.

Unauffällige Attacke

Infrarotlicht ist für das menschliche Auge unsichtbar. Dennoch lassen sich Gesichtserkennungssysteme dadurch beeinflussen. Den Forschern zufolge kann nicht nur die eigene Identität verschleiert, sondern auch eine fremde angenommen werden. „Wir präsentieren hier eine völlig neue Art der Attacke gegen Gesichtserkennungssysteme. Der Täter kann hier nicht nur Überwachungskameras hinters Licht führen“, erklärt Zhe Zhou von der Fudan University.

Ein Angreifer könne die Identität seines Opfers übernehmen und damit rollenbasierte Identifikationssysteme aufs Glatteis führen. „Eine solche Attacke kann von Menschen in der unmittelbaren Umgebung auch nicht beobachtet werden, da das Infrarotlicht für das bloße Auge nicht zu erkennen ist. Das Device, um das es sich hierbei handelt, ist zudem sehr klein“, fügt Zhou hinzu.

Mithilfe eines statischen Bildes ist das Gerät in Tests in der Lage gewesen, das passende Licht auf das Gesicht jener Person zu projizieren, welche die fremde Identität verkörpern sollte. Dadurch sind jene Bilder, die durch das Gesichtserkennungssystem erfasst wurden, verfälscht worden. Kameras erfassen für gewöhnlich rotes, grünes und blaues Licht. Infrarotlicht ändert die Art und Weise, wie diese Signale verarbeitet werden. Um die Technologie zu testen, haben die Forscher Fotos von vier verschiedenen Personen, einschließlich des amerikanischen Musikers Moby, genutzt. Solange der Imitator mit dem Opfer auch nur eine geringe Ähnlichkeit hatte, lag die Trefferquote der Technologie bei 70 Prozent.

Richtlinien erforderlich

„In Zukunft werden Gesichtserkennungssysteme immer häufiger Einsatz finden und Personen nicht nur identifizieren, sondern auch deren Stimmung einschätzen können. Aber viele Bürger werden dies skeptisch sehen und sich lieber anonym durch Straßen, in Geschäfte, Restaurants oder auf Veranstaltungen bewegen wollen“, prognostiziert Zukunftsforscher Ulrich Reinhardt von der BAT Stiftung für Zukunftsfragen.

Entsprechend würden daher auch technische Entwicklungen einen Durchbruch erfahren, die genau solch eine Identifikation verhindern beziehungsweise zumindest erschweren. „Ob dies nun eine Baseballkappe, eine Brille oder eines Tages ein ganz anderes Gerät ist, bleibt abzuwarten. Fakt ist jedoch, dass Themen wie Datenschutz und persönliche Freiheit auf der einen und Überwachung und Sicherheit auf der anderen Seite stehen. Wichtig werden daher rechtlich einwandfreie Richtlinien sein, die das Leben der Bevölkerung lebenswerter machen“, resümiert Reinhardt.


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