Innovationsmanagement: Warum Ihre IT nichts transformiert

IT-Innovationen werden oft durch tiefgreifende, organisatorische Probleme verhindert. Lesen Sie, wie IT-Entscheider gegensteuern können. [...]

Wenn es mit der Innovation nicht klappt, kann das verschiedene Gründe haben. Lesen Sie welche - und was Sie dagegen tun können (c) pixabay.com

Innovation ist für CIOs ein Muss. Inzwischen sehen sich die IT-Führungskräfte auch mehrheitlich als wichtigste Verfechter der digitalen Transformation in ihren Unternehmen. Dennoch gibt es einige Hürden, die CIOs und ihre IT-Teams nehmen müssen, wenn sie die Erwartungen an ihre Innovationskraft erfüllen wollen. Die Herausforderungen, die es dabei zu überwinden gilt, sind zahlreich – und differieren je nach Unternehmen.

Wie Innovationsmanagement nicht geht

Wir haben Profis zu den ihrer Meinung nach häufigsten IT-Innovationshindernissen befragt – und geben Tipps, wie Sie diese überwinden können.

1. IT-Betrieb ineffizient

Legacy-Technologie, technische Schulden und veraltete Prozesse sind nach wie vor die größten Hindernisse für IT-Innovation. Das rührt daher, dass CIOs in diesen Fällen Geld und Personal aufwenden müssen, um ineffiziente Infrastrukturen zu verwalten und zu warten. „Es ist unrealistisch zu glauben, dass Unternehmen all ihre Altlasten abschaffen – egal ob es sich dabei um technische Dinge, veraltete Skills oder nicht mehr zeitgemäße Prozesse handelt. In Fällen, in denen das alles zusammenkommt, werden Sie schnell an eine Innovationsgrenze stoßen“, meint Peter A. High, Präsident des Beratungsunternehmens Metis Strategy.

Geht es nach einer aktuellen Umfrage von McKinsey (PDF), stimmen die CIOs zu: 87 Prozent der befragten Führungskräfte benannten die „Komplexität der bestehenden Infrastruktur“ als wesentliches Hemmnis für die Implementierung von Next Generation Services. „Infolgedessen“, so die Autoren des Berichts, „suchen CIOs Hilfe bei ihren IT-Anbietern, um Legacy-Umgebungen zu vereinfachen und zu rationalisieren. Das wird Ressourcen und Budget für die digitale Transformation freisetzen, die momentan noch gebunden sind, um den Betrieb am Laufen zu halten.“

2. Collaboration unzureichend

Seit Jahren wird CIOs geraten, Partnerschaften mit ihren Führungskräften aufzubauen. Laut Berater High hätten dabei viele IT-Entscheider leider vernachlässigt, ein ähnlich ausgestaltetes Miteinander auch der IT-Abteilung und den Fachbereichen zu ermöglichen: „Die IT muss das Zentrum des Ökosystems sein, weil Technologie heute zentral für jede Art der Innovation ist. Hat die IT keine Möglichkeit, gewinnbringend mit anderen Abteilungen zusammenzuarbeiten, wird das Innovation verhindern.“

Innovationsexperten empfehlen CIOs deshalb sowohl, agile Entwicklungspraktiken einzuführen, als auch eine produktbezogene Denkweise zu fördern und Kompetenzzentren für Innovation einzurichten, um die Collaboration im gesamten Unternehmen zu fördern. „Wenn ein Technologie- oder Business-Team isoliert arbeitet, findet echte Innovation nicht statt. Echter Erfolg stellt sich erst ein, wenn die besten Menschen aus beiden Welten zusammenkommen“, weiß Jeff McCarter, CIO beim Asset-Management-Anbieter Northern Trust.

3. Support-Struktur nicht existent

Die Vernetzung der Mitarbeiter im gesamten Unternehmen ist ein guter Anfang. Die Praxiserfahrung diverser Führungskräfte zeigt allerdings, dass eine nicht vorhandene Struktur, um Verbesserungsvorschläge zu prüfen und zu genehmigen, dazu führen kann, dass coole neue Produkte entstehen – die dem Unternehmen absolut nichts bringen.

Um das zu vermeiden, brauchen Innovationsteams Werkzeuge, um das Potenzial ihrer Ideen zu prüfen, diese zu priorisieren und den Nachweis über Machbarkeit und Nutzwert erbringen zu können. McCarter etwa lässt seine Teams einen Proof of Concept und einen Proof of Value erbringen: „Wir werfen ihnen nicht einfach einen Haufen Geld hin. Sie haben zwar einen gewissen Spielraum, aber müssen den Wert ihrer Ideen nachweisen.“

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4. Kundenbeziehungen Fehlanzeige

Hätte man vor nicht allzu langer Zeit einen CIO gefragt, wer seine wichtigsten Kunden sind, hätte er seine Kollegen genannt. „Keine Sichtweise macht eine Diskrepanz zwischen der Arbeit, die die IT leistet und dem Wert, den das Unternehmen dieser beimisst, deutlicher“, meint High. „In dieser Wahrnehmung arbeitet die IT vor allem effizienzgetrieben und steht nicht auf der Ertragsseite der Gleichung. Der eigentliche Kunde ist derjenige, der die Produkte und Services des Unternehmens kauft.“

CIOs und ihre Mitarbeiter haben in der Regel jedoch nur wenig bis gar keinen direkten Kontakt zu den Unternehmenskunden. Deshalb müssen sie von anderen Abteilungen darüber informiert werden, was die Kunden wünschen und schätzen. Berater High empfiehlt den IT-Entscheidern, sich Zugang zu Kundengesprächen zu verschaffen, um auf direktem Weg zu erfahren, was Sache ist.

5. Perspektive angestaubt

CIOs, die innovativ sein wollen, müssen zunächst beweisen, dass sie ihr Tagesgeschäft einwandfrei führen können. Leider fokussieren sich manche IT-Entscheider jedoch so sehr auf den Aufbau einer gut funktionierenden IT-Einheit, dass der Aufbau von Innovationsfähigkeiten zu kurz kommt.

„Es gibt eine Gruppe von CIOs, die brillante IT-Manager sind. Sie verwalten Budget und Zeit aus dem Effeff und bringen die Maschine zum, beziehungsweise halten sie am Laufen. Dann gibt es eine kleinere Gruppe von CIOs, die in der Lage sind, Veränderungen zu managen. Sie sind kreativ, ermutigen ihre Teams, Ideen zu entwickeln und wissen, wie man Partnerschaften eingeht. Sie sind bereit, Risiken einzugehen und Neues auszuprobieren und inspirieren ihre Mitarbeiter, indem sie das kommunizieren und vorleben“, weiß Bernhard Schaffrik, Principal Analyst bei Forrester.

6. Innovation dauert zu lang

Im Rahmen einer aktuellen Umfrage des Tech-Karriereportals Dice gab einer von drei Befragten an, unter einem Burnout zu leiden. Das ist nicht nur ein Problem für die Personalabteilung, sondern auch für den CIO. Denn gestresste, überlastete IT-Mitarbeiter haben weder die Zeit noch die Energie, um kreativ zu denken und Projekte im Skunkworks-Stil zum Durchbruch zu führen“, meint Joshua Perkins, Field CTO bei der Cloud-Beratung Ahead. „Die Alltagsbelastung ist das größte Hindernis für IT-Innovationen. Viele IT-Entscheider sprechen zwar davon, sich Zeit für Innovationen zu nehmen, tatsächlich tun sie dies aber nur selten.“

Das berichten auch die CIOs selbst: Einer Online-Umfrage unter IT-Führungskräften aus dem Gesundheitswesen zufolge, gehört eine dünn besetzte IT-Abteilung im Jahr 2021 zu den größten Hindernissen, wenn es darum geht, ihre Vorhaben voranzutreiben.

Rom Kosla, Executive Vice President of IT und CIO bei Retail Business Services, hat in seinem Unternehmen spezielle Teams eingerichtet, die dafür sorgen sollen, dass die Innovation in der Hektik des IT-Alltags nicht zu kurz kommt. Eines dieser Teams besteht aus erfahrenen Ingenieuren und Architekten, die zusammen mit Praktikanten von Universitäten an Trendtechnologien forschen: „Das führt zu Ergebnissen, die es uns ermöglicht, Innovationen schneller in den Pilotbetrieb zu überführen.“

7. Unfähigkeit zu skalieren

Die Unfähigkeit, eine Idee von der Machbarkeitsstudie bis zum Unternehmenseinsatz zu bringen, ist laut Walid Negm, Chief Research and Innovation Officer bei Capgemini Engineering, immer noch eines der größten Innovationshemmnisse. Seiner Meinung nach versäumen es zu viele Unternehmen, einen Mechanismus zu entwickeln, wie man Sicherheit, Governance, Integration und andere Ressourcen für Innovationen bereitstellt, die sich in der Testphase bewährt haben und bereit sind, auf breiterer Basis ausgerollt zu werden: „Entweder diese Ideen sind direkt vom Tisch oder sie werden bei der Umsetzung zurückgeschraubt. Beide Szenarien schmälern den Wert, den die Innovation hätte liefern können.“

Andererseits hätten einige CIOs Strukturen geschaffen, die ihren Innovationsteams dabei helfen, Projekte voranzutreiben. Dazu gehören laut Negm Architekturprüfungsausschüsse, die die Technologien festlegen, die das Projekt in seinem Wachstum unterstützen. Auch Business-Inkubatoren, die den Teams dabei helfen einen Business Case zu erstellen und die erforderlichen Ressourcen für die Weiterentwicklung der Ideen zu sichern, nennt der Experte an dieser Stelle.

8. Technologie enteilt

Perkins sieht ein weiteres Hindernis für die Innovation innerhalb der IT: Nämlich, wenn die Mitarbeiter nicht schnell und/oder angemessen geschult werden, um mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten: „Die Teams verstehen das Potenzial der Technologie, aber es fällt ihnen schwer, diese schnell zu verinnerlichen und auf die Zwecke ihres Unternehmens anzupassen. Nur weil jemand in einer Sache technisch kompetent ist, bedeutet das nicht, dass das immer und für alle Bereiche gilt.“

Perkins ist der Meinung, dass CIOs ihren Mitarbeitern Zeit geben sollten, um die erforderlichen Schulungen zu absolvieren. Darüber hinaus empfiehlt er Lernmöglichkeiten für die Mitarbeiter im Rahmen ihrer regulären Tätigkeit.

9. Profis fehlen

Innovation erfordert eine Reihe von Fähigkeiten und jede neue Idee braucht im Regelfall eine ganz eigene Mischung von Spezialisten, um sie umzusetzen. Dabei haben viele Projektleiter Schwierigkeiten, die richtigen Leute mit den richtigen Skills zu finden, wie Negm weiß: „Ich habe auch schon erlebt, dass Nachwuchskräfte mit großartigen Ideen aufwarten konnten, aber in ihren Bemühungen gebremst wurden. Der Grund: Ihnen fehlte die Beziehung zu Führungskräften, die sich für ihre Projekte einsetzen hätten können. Man braucht einen Mechanismus, um den Überblick über die Personen zu behalten, die für Innovation brennen.“

Negm fügt an, dass Unternehmensleiter die verfügbaren Collaboration Tools besser nutzen sollten, um interne Innovationsexperten mit anderen Spezialisten und Enablern im Unternehmen zu verbinden.

10. Kurzfristiges Denken regiert

Kurzfristiges Denken ist laut Negm ein weiteres Hindernis für Innovation. Für Unternehmenslenker sei es einfach, nach Erfolgen zu suchen, um sie bei monatlichen Meetings zu präsentieren oder die Quartalszahlen zu verzieren.

Dieser Fokus könne jedoch die Innovationsbemühungen beeinträchtigen, wenn er auf inkrementelle Gewinne drängt, statt die wirklich transformativen Initiativen zu unterstützen, die oft Monate oder sogar Jahre brauchen, um sich zu entfalten: „Ich glaube an Continuous Integration und Continuous Delivery um neue Elemente zu entwickeln und zu validieren, aber vielleicht braucht Innovation mehr Spielraum.“

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.

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*Mary K. Pratt ist freiberufliche Journalistin in Massachusetts.


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