Gestohlene Passwörter, ausgespähte Computer, gehackte Datenbanken – um die Bevölkerung stärker für Datenschutz zu sensibilisieren, hat der Europarat den 28. Jänner zum Europäischen Datenschutztag ausgerufen. Aus diesem Anlass hat Integral in einer aktuellen Online-Studie gefragt: Wie wichtig ist den Österreichern der Schutz ihrer Daten? Was tut die Bevölkerung, um persönliche Informationen zu schützen? Und: Was ist wertvoller – Privatsphäre oder öffentliche Sicherheit? [...]
66 Prozent der Befragten bezweifeln, dass ihre persönlichen Informationen innerhalb und außerhalb des Internets ausreichend geschützt sind. Fast genauso viele (60 Prozent) haben das Gefühl, keine Kontrolle über ihre Daten im Internet zu haben. Gleichzeitig sind sich so gut wie alle Österreicher (92 Prozent) einig, dass der Schutz persönlicher Daten sehr oder eher wichtig ist. Nur 27 Prozent glauben, dass dem Datenschutz mittlerweile eine zu hohe Wichtigkeit beigemessen wird.
Die Verantwortung für den Datenschutz wird aber gerne abgegeben: So finden nur 47 Prozent, dass der Nutzer selbst hauptsächlich für den Schutz der persönlichen Daten verantwortlich ist. Nach der gewünschten Rolle des Staates gefragt, sprechen sich 84 Prozent dafür aus, dass dieser für Datenschutz sorgen möge.
Die hohe Bedeutungszuschreibung an den Datenschutz legt nahe, dass die Nutzer entsprechende Maßnahmen ergreifen. Doch welche sind das?
Fast alle nutzen online unterschiedliche Passwörter
Online-Accounts mit sicheren Passwörtern zu schützen, gilt als eine wichtige Maßnahme zum Schutz persönlicher Daten. Für Herrn und Frau Österreicher gehört es offensichtlich dazu, ihre Nutzerkonten mit verschiedenen Passwörtern zu versehen: Nur 6 Prozent sichern sie mit demselben Passwort. 89 Prozent nutzen hingegen mindestens zwei verschiedene Kennwörter, 16 Prozent verwenden sogar mehr als zehn verschiedene Passwörter.
Nur etwa die Hälfte der Bevölkerung passt die Grundeinstellungen in ihrem Internet-Browser (54 Prozent) an. Und lediglich ein gutes Viertel (27 Prozent) hat die Nachverfolgung des Surfverhaltens aktiv unterbunden.
Die meisten sichern ihre Social-Media-Profile
Facebook, Twitter & Co gehören für viele zum Alltag. 74 Prozent nutzen mindestens ein Social-Media-Angebot. Um gleichzeitig nicht allzu viel von sich preiszugeben, haben 90 Prozent der Social-Media-Nutzer in zumindest einem Portal die Privatsphäre-Einstellungen ihres Profils angepasst.
Anders hingegen bei in Laptops integrierten Webcams. Nur 31 Prozent der Laptop-Nutzer misstrauen dem elektronischen Auge und haben die integrierte Kamera daher abgeklebt.
Die hier genannten Schutzmaßnahmen setzen eine gewisse Online-Kompetenz voraus. 60 Prozent behaupten von sich, über die wichtigsten technischen Entwicklungen im Internet Bescheid zu wissen. Diese Online-Kompetenz variiert stark mit der Demografie. So fühlen sich Männer (76 Prozent), Personen zwischen 16 und 29 Jahren (73 Prozent) und Befragte aus Wien (70 Prozent) deutlich kompetenter als der Durchschnitt. „Ungeachtet der eigenen technischen Kompetenz fühlt man sich aber beim Thema Datenschutz und Datensicherheit überfordert. Fast alle wünschen sich hier Unterstützung durch einen aktiven Staat“, so Bertram Barth, Geschäftsführer von Integral.
Öffentliche Sicherheit vor Privatsphäre
Öffentliche Sicherheit und Privatsphäre gelten in der öffentlichen Debatte als unvereinbare Gegensätze – aber was ist den Befragten wichtiger? 50 Prozent sprechen sich für mehr öffentliche Sicherheit aus, auch wenn dies weniger Privatsphäre bedeutet. 34 Prozent befürworten auf der anderen Seite mehr Privatsphäre, auch wenn dies weniger öffentliche Sicherheit mit sich bringt. 16 Prozent können sich nicht für eine der beiden Seiten entscheiden.
Sicherheit spielt bei unseren deutschen Nachbarn eine etwas geringere Rolle. Nur 40 Prozent befürworten mehr Sicherheit, 36 Prozent mehr Privatsphäre. Das hat der Integral-Partner Sinus in Kooperation mit YouGov herausgefunden.
Last but not least: Am 25. Mai 2018 tritt nach jahrelangen Verhandlungen die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung in Kraft. Damit wird das Datenschutzrecht innerhalb der EU vereinheitlicht. Damit beschäftigt sich die breite Bevölkerung jedoch kaum: Nur 22 Prozent wissen darüber Bescheid.
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