Interdisziplinäre Teams: Konflikte in Innovationskraft wandeln

Interdisziplinäre Teams lösen komplexe Probleme mit hohem Leistungspotenzial. Aber nur selten läuft die Zusammenarbeit ohne Differenzen ab. [...]

Heterogenität ist ein zweischneidiges Schwert, denn hohe Leistung geht nicht selten mit großem Konfliktpotenzial einher. (c) ProStockStudio / shutterstock.com

Bereits Carl Gustav Jung, Begründer der analytischen Psychologie, erkannte, dass Unterschiede und Gegensätze das wahre Potenzial von Menschen ans Tageslicht bringen: „The greater the contrast, the greater the potential. Great energy only comes from a correspondingly great tension of opposites.“ Überträgt man das nun auf die heutige Unternehmenswelt, können wir mit Sicherheit sagen, dass Vielseitigkeit Unternehmenserfolg bedingt. Vor allem interdisziplinäre Teams erreichen überdurchschnittliche Leistungen und zählen nicht ohne Grund zu den prädestinierten Problemlösern unserer Zeit. Die unterschiedlichen Stärken sowie verschiedene Bildungshintergründe der einzelnen Teammitglieder ermöglichen differenzierte Problemanalysen und kreative Lösungsansätze. Schnelligkeit und Flexibilität sind im Umgang mit Problemen Standard.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit – ein Konflikt kommt selten allein

Konflikte entstehen meistens aufgrund unterschiedlicher Paradigmen, Fachsprachen und persönlicher Differenzen. Oft geht ein Sachkonflikt auch mit einem Beziehungskonflikt einher. Das eine bedingt dementsprechend das andere. Insbesondere Beziehungskonflikte stellen Teams vor große Herausforderungen, denn unausgesprochene Probleme finden früher oder später immer einen Weg an die Oberfläche. Und dies endet meist in einer unausweichlichen Konfrontation, die selten sachlich bleibt.

Konflikt muss nicht zwingend negativ sein. Er kann sich auch positiv auswirken, wenn er in einem agilen Team konstruktiv zur Anwendung kommt.
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Vor allem für interdisziplinäre Teams sind ungelöste Beziehungskonflikte folgenschwer, denn sie sind kreativitätsvernichtend. Die Erklärung ist einfach. Kreativität braucht verschiedene Perspektiven und Ideen, um entstehen zu können. Interdisziplinäre Teams profitieren dabei von ihren unterschiedlichen Experten. Diese wiederum neigen oft dazu, ihr eigenes Wissen und ihre Sichtweise in den Vordergrund zu stellen. Sie sehen sich als wichtigsten Ideengeber und lassen andere Meinungen außen vor. Konflikte sind also vorprogrammiert. Kommt es nun zu keinem gleichwertigen Austausch, leidet die Kreativität darunter.

Gibt es nun den ein oder anderen Beziehungskonflikt, greifen Manager oft auf Team-Building-Maßnahmen zurück. Doch die Wirkung solcher Spaßveranstaltungen ist meist nicht von langer Dauer. Schon nach kurzer Zeit sind die Teams in ihrem alten Fahrwasser zurück, denn die Ursache des Konflikts wurde nicht gelöst.

Interdisziplinäre Teams – 5 Schritte zum Erfolg

Interdisziplinäre Teams funktionieren dann am besten, wenn sie lernen mit Konflikten effektiv und nachhaltig umzugehen. Persönliche Differenzen haben jedoch nicht nur Nachteile, sondern können im Gegenzug auch Innovationskraft und Wachstum beflügeln. Wie man einen negativen Konflikt in einen positiven Wachstumsfaktor verwandelt ist simpel. Die Lösung besteht aus fünf Schritten:

1. Gelassenheit durch Vorbereitung

Um Konflikte erfolgreich zu bewältigen, muss man diese zunächst als normal und selbstverständlich annehmen und Lösungsmethoden zur Hand haben. Indem ein Team mit Konflikten rechnet und sich potenzieller Konfliktquellen in den unterschiedlichen Projektphasen bewusst ist, kann es gegensteuern. Typische Konfliktherde sind beispielsweise:

  • vage Projektziele
  • unterschiedliche Prioritäten in der Umsetzung
  • unterschiedliche Arbeitsstile oder Wertesysteme

Außerdem müssen die verschiedenen Charaktere im Team und deren Beziehungsgeflecht klar sein. In diesem Zusammenhang werden einzelne Emotionen oft zu gefährlichen Brandbeschleunigern. Dem kann man mit gezielter Vorbereitung zuvorkommen und sich anbahnende Konflikte rechtzeitig deeskalieren.

Konfliktfreies Teambuilding: Teammitglieder sollten sich bereits kennengelernt und miteinander gearbeitet haben. Es wäre kontraproduktiv, die Teambuilding-Phase mit einem konstruktiven Konflikt zu beginnen.
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2. Offene Ansprache

„Houston, wir haben ein Problem“ – Nennen Sie das Kind beim Namen. Wenn ein Konflikt spürbar ist, muss dieser angesprochen werden. Ignorieren, verdrängen oder leugnen bringt einem der Lösung nicht näher. Im Gegenteil. Im Hintergrund brodelnde Konflikte intensivieren oft die Spannungen und verstärken Emotionen. Wenn die Teammitglieder wissen, wie sie professionell mit Emotionen umgehen können, dann wird auch der Konflikt schneller gelöst. Frustration, Ärger oder Enttäuschung beim Namen zu nennen, entschärft emotionsgeladene Diskussionen.

3. Analyse von Bedürfnissen, Wünschen

So wie im ersten Schritt unterschiedliche Charaktere bewusst sein müssen, kommt es im dritten Schritt darauf an, deren Werte, Bedürfnisse und Wünsche herauszuarbeiten. Denn Werte und Bedürfnisse stehen hinter den jeweiligen Standpunkten oder Positionen. Respekt, Anerkennung und Wertschätzung sind nur drei Beispiele, die ein Gespräch oder das Handeln einer Person maßgeblich beeinflussen.

Barrieren für freie Meinungsäußerung im Team müssen identifiziert und beseitigt werden: irrationale Harmoniebedürftigkeit, zu starke Konsensorientierung, starke Meinungsmacher, Lagerbildung, autoritäre Projektleiter oder Product Owner, Null-Fehler-Toleranz etc.
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4. Gegenseitiges Verständnis

Wenn ich weiß, dass mein Gegenüber viel Wert auf Anerkennung und Wertschätzung legt, kann ich bei gut geleisteter Arbeit auch mal ein „Vielen Dank, hervorragend“ fallen lassen. Versteht man warum sein Gegenüber wie handelt, ist es einfacher darauf einzugehen. Gemeinsamkeiten schaffen Verständnis, Vertrauen, und Bindung. Während die unterschiedlichen Positionen der Teammitglieder diese einerseits weit voneinander entfernen, verbinden die gemeinsamen Bedürfnisse und das gegenseitige Verständnis sie andererseits wieder.

Einen qualifizierten Konsens suchen: Für Situationen in denen das Team zu keiner Übereinkunft kommt, müssen Regeln definiert werden. Zum Beispiel ruft das Team einen unabhängigen Experten oder der Projektleiter oder der Product Owner entscheiden.
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5. Stärke durch Vielseitigkeit

Probleme zu lösen ist das Spezialgebiet interdisziplinärer Teams. Nachdem die persönlichen Differenzen aus der Welt geschafft worden sind, können sie auch wieder auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten. Die Vielseitigkeit der einzelnen Teammitglieder und die Akzeptanz dieser Heterogenität führt zu langfristigem Erfolg.

Gemeinsame Ziele als Nordstern: Debatten können Teilnehmer eines agilen Teams leicht weiter voneinander entfernen. Gemeinsames Verständnis des Ziels und der Mission des Teams schafft das Gegenteil und wirkt balancierend.
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Kommt es trotz dieser Schritte zu keiner Einigung, kann Mediation durch einen neutralen Mediator eine weitere Lösungsvariante sein. Der gelöste Konflikt öffnet nun Raum für lösungsorientierte Diskussionen und Innovationskraft, die wie Gustav Jung schon sagte, genau dann am größten ist, je unterschiedlicher wir sind.Kind beim Namen. Wenn ein Konflikt spürbar ist, muss dieser angesprochen werden. Ignorieren, verdrängen oder leugnen bringt einem der Lösung nicht näher. Im Gegenteil. Im Hintergrund brodelnde Konflikte intensivieren oft die Spannungen und verstärken Emotionen. Wenn die Teammitglieder wissen, wie sie professionell mit Emotionen umgehen können, dann wird auch der Konflikt schneller gelöst. Frustration, Ärger oder Enttäuschung beim Namen zu nennen, entschärft emotionsgeladene Diskussionen.

* Stefanie Krauss ist Inhaberin von Tech Mediation Krauss. Sie ist spezialisiert auf die Optimierung der Arbeits- und Kommunikationsprozesse in der IT.


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