Internet der Dinge: 3 Methoden für erfolgreiche IoT-Projekte

Dr. Sebastian Heger nennt drei gängige Herangehensweisen, die sich in der Praxis für den erfolgreichen Start von IoT-Projekten bewährt haben. [...]

Die Definition eines eindeutigen Zielbildes ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für jedes IoT-Projekt (c) pixabay.com

Nützliche Innovationen zu entwickeln, die einen echten Mehrwert für Kunden und ihre Anwendungsfälle bieten, ist aufgrund von fehlendem Zugang zu Wissen über potenzielle Kunden und deren Bedürfnisse schwierig. Das vorhandene Wissen und der Reifegrad einer Produktidee können sehr unterschiedlich sein – von nicht vollständig ausgefeilten Ideen bis hin zu gesammelten Erfahrungen aus vorangegangenen Projekten. Deshalb ist ein breites Methodenspektrum für verschiedene Herangehensweisen an IoT-Projekte sehr wichtig, um aus jeder Ausgangssituation optimal starten zu können. 

Ideen entwickeln: der Exploration Sprint

IoT-Projekte sind anfänglich unorganisiert. Die Verantwortlichen haben viele Ideen aber keine klare Vorstellung von der Umsetzung. Es gibt keine konkrete Roadmap, die Ziele definiert und die nächsten Schritte festlegt. Mit der Methode des „Exploration Sprint” können Verantwortliche Ideen zu datenbasierten Produkten und Services besser formulieren. Bei dieser Herangehensweise wird sowohl ein qualitativer als auch ein quantitativer Ansatz verfolgt.

In einer interdisziplinären Runde werden durch bestimmte Kreativtechniken wie „Story Mapping“ oder „Silent Writing“ Ideen gesammelt und eine Priorisierung festgelegt. Solche Kreativmethoden können bei Einbindung aller Ebenen – Geschäftsführung, Fachexperten, Projektmanagern sowie Sales und Marketing – interessante Erkenntnisse liefern. Durch gut strukturierte Interviews mit ausgewählten, repräsentativen Unternehmenskunden werden dann potenzielle Nutzer zu bestimmten Ideen und Szenarien befragt und daraus nächste Schritte abgeleitet.

Das Besondere hierbei ist, dass die Ideen direkt datenbasiert validiert werden können. Datenanalysten können einschätzen, ob Synergien für neue IoT-Anwendungen deutlich werden. Sie können ableiten, ob sich vorhandene Daten beispielsweise für vorausschauende Wartung oder angestrebte Reportings eignen. Die Ergebnisse der Interviews und die Datenanalyse helfen dem Team, unternehmensrelevante Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Aus der Frage „Was?“ wird dann ein „Wie?“. Diese neue Sichtweise kann erste Ansätze für eine konkrete Roadmap liefern. Die validierten Daten lassen Rückschlüsse auf neue Potenziale und notwendige Anpassungen zu.

Mehrwerte definieren: die Working-Backwards-Methode

Meistens gibt es zu Beginn von IoT-Projekten bereits eine erste Produktvision. Um Kundenbedürfnissen gerecht zu werden, liefert die Methode Working Backwards einen guten Ansatz. Dieser Innovationsprozess basiert auf vorhandenem Wissen, Stift und Papier. Die Methode bildet die Mehrwerte für Kunden ab und zeigt die Erfolgschancen auf dem Markt. Im ersten Schritt erstellt das Team eine Pressemeldung an potenzielle Nutzer der zu entwickelnden IoT-Lösung. Die Nachricht enthält den Namen der Lösung, die anvisierte Zielgruppe und darüber hinaus den Mehrwert für die Nutzer. Darüber hinaus bietet eine solche Meldung die Möglichkeit, fiktive FAQs mit einzubinden, um die Produktvision aus Nutzersicht zu präzisieren.

Durch das Verfassen einer Pressemitteilung vermeidet das Team unnötigen Ressourceneinsatz zur Erstellung von Präsentationen, die das Management überzeugen sollen. Und auch das Design im Innovationsprozess können die Verantwortlichen mit weniger Aufwand umsetzen. Interdisziplinäre Mitarbeiter und die Führungsebene prüfen den Text vor Projektbeginn. Durch den gewählten Stil der Pressemitteilung kann sich der Leser unmittelbar in die Lage des Kunden hineinversetzen und für sich selbst entscheiden, ob dessen Bedürfnisse mit der neuen Lösung erfüllt werden. Außerdem sorgt dieses Vorgehen dafür, dass alle Beteiligten ein einheitliches Verständnis entwickeln, gemeinsam an einem Strang ziehen und mit dem gleichen Zielbild an den Spezifikationen arbeiten können.

Ziele festlegen: der Business-Objective-Workshop

Die Definition eines eindeutigen Zielbildes ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für jedes IoT-Projekt. Das Ziel stellt Anforderungen an die Lösung dar und trägt dazu bei, dass alle Projektteilnehmer den gleichen Fokus beibehalten. Die Methode des Business Objective Canvas (BoC) beinhaltet einen Workshop zur effizienten Konzeption und Umsetzung der Lösung und minimiert auf diese Weise Kommunikationsprobleme. An einem BoC-Workshop nimmt neben allen Projektbeteiligten auch ein breites Spektrum an Mitarbeitern teil. Der Kern der gemeinsamen Arbeit ist die Frage nach dem Ziel.

Alle Teilnehmer formulieren ihr eigenes Verständnis der Zielsetzung und diskutieren danach, warum diese wichtig ist. Dabei spielen einige zentrale Fragen eine wichtige Rolle: Welchen Mehrwert wollen die Beteiligten mit dem Projekt erreichen? Geht es um die Neugestaltung des gesamten Business-Modells oder lediglich um kleinere Veränderungen? Wie groß ist das Risiko, dass das Vorhaben scheitert und wie kritisch sind die Konsequenzen? Wovon hängt der Erfolg ab? Welche Hürden kennt das Team schon jetzt? Welche Kompetenzen und Ressourcen brauchen wir, um voranzukommen? Ein solcher Workshop dauert aufgrund der zahlreichen Aspekte und des Diskussionspotentials häufig einen ganzen Tag. Doch das ist gut investierte Zeit, denn das am Ende des Prozesses entwickelte Objective kann das Team für eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Produkt und den zukünftigen Kunden nutzen. 

Fazit

Planung und Organisation spielen eine essenzielle Rolle für den Erfolg von IoT-Projekten. Eine Umsetzung ohne klar definiertes Ziel ist nicht möglich. Manager und Projektverantwortliche brauchen ein klares Zielbild, um kundenorientiert smarte Produkte entwickeln zu können. Viele Methoden können dabei helfen, Ideen und Gedanken zu sortieren und eine Struktur zu schaffen. Dabei geben die jeweiligen Ausgangssituationen die optimale Lösung vor. Unternehmen müssen sich flexibel an aktuelle Marktbedürfnisse anpassen und entsprechend handeln. Ein breites Methodenset ist dazu die ideale Basis.

*Dr. Sebastian Heger ist Solution Specialist bei tresmo. Er begleitet Unternehmen im Zuge der Konzeption, Umsetzung und Etablierung zukunftsfähiger IoT-, Cloud- und App-Lösungen. Zuvor sammelte er als Projekt- und Teamleiter bei der Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik FIT weitreichende Erfahrungen an der Schnittstelle von Forschung und Praxis. Sebastian Heger hat Wirtschaftsinformatik an der Universität Augsburg studiert und zur Gestaltung soziotechnischer Informationssysteme promoviert.


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