IT-Budgets sollen wieder deutlich steigen

Capgemini und Gartner gehen davon aus, dass im kommenden Jahr in der DACH-Region und weltweit mehr für die IT ausgegeben wird – nach einem verhaltenen Krisenjahr 2020. [...]

Laut der neuesten Prognose von Gartner werden die weltweiten IT-Ausgaben im Jahr 2021 voraussichtlich 3,8 Billionen US-Dollar betragen. (c) Natalia Merzlyakova - Fotolia
Laut der neuesten Prognose von Gartner werden die weltweiten IT-Ausgaben im Jahr 2021 voraussichtlich 3,8 Billionen US-Dollar betragen. (c) Natalia Merzlyakova - Fotolia

Trotz Corona-Pandemie und ungewisser Konjunkturaussichten steigen die IT-Budgets im kommenden Jahr weiter an, wenn auch etwas schwächer als im Vorjahr. Die Prognosen für 2022 sind ebenfalls positiv, jedoch für beide Jahre unsicherer als vor zwölf Monaten. Fast neun von zehn Organisationen konzentrieren sich aktuell darauf, die Digitalisierung auszubauen und priorisieren sie für 2021. Das zeigen Vorab-Ergebnisse der IT-Trends-Studie von Capgemini, an der im September und Oktober 2020 144 IT- und Fachverantwortliche von Großunternehmen und Behörden aus Österreich, Deutschland und der Schweiz teilnahmen.

Fast die Hälfte der Befragten (48,4 Prozent) gab an, dass ihr Unternehmen eine Erhöhung des IT-Budgets für 2021 plant; zwölf Monate zuvor beabsichtigten noch 63,1 Prozent, mehr Geld auszugeben. Bei rund 27 Prozent bleiben die IT-Budgets für 2021 auf dem Vorjahresniveau. Das sind gut 5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Nur knapp 15 Prozent der Befragten werden die IT-Ausgaben reduzieren. Dieser Anteil ist unverändert, die Kürzungen fallen allerdings drastischer aus als zuvor. Betroffen sind vor allem Branchen, die derzeit Beschränkungen unterliegen oder vor grundlegenden Herausforderungen stehen. 9,4 Prozent der Studienteilnehmer enthielten sich der Angabe.

Damit wirkt sich die Corona-Pandemie nur bedingt negativ auf die IT-Ausgaben aus. Denn 87 Prozent der Unternehmen und Behörden nehmen sie zum Anlass, die Digitalisierung auszubauen. Nach dem abgeflauten Interesse im Vorjahr steht sie erneut auf Platz eins der Prioritätenliste für 2021, gefolgt von Effizienzsteigerung, Kostenreduzierung und der Entwicklung neuer IT-Produkte und -Services. Die Ausrichtung an den Bedürfnissen der Endkunden ist für viele Organisationen wichtiger geworden und steht jetzt auf Platz fünf.

Projekte gestoppt oder verschoben

Auf die unsichere wirtschaftliche Situation reagierten fast 55 Prozent der Befragten mit Budget-Umschichtungen. Rund 25 Prozent haben IT-Projekte gestoppt, 42 Prozent den Start von Vorhaben in die Zukunft verschoben. Fast drei Viertel der verschobenen Projekte sollen im kommenden Jahr anlaufen. Von den gestoppten Projekten wird voraussichtlich knapp die Hälfte im kommenden Jahr weitergeführt. 18 Prozent der Studienteilnehmer haben IT-Vorhaben vorgezogen. Davon soll allerdings fast ein Drittel nicht beendet werden.

Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini in Österreich, dazu: „Unternehmen und Behörden mussten schnell auf die neue Situation reagieren, um den Betrieb trotz Lockdowns aufrecht zu erhalten. Sie mussten Arbeit im Homeoffice sowie kontaktlosen Service und Online-Vertrieb ermöglichen oder ausbauen, also zügig weiter digitalisieren. Im Zuge dessen stieg auch die Bedeutung der Informationsauswertung und -nutzung, die Verkürzung der Release-Zyklen und des Aufbaus von Partnernetzwerken, während Flexibilität und Effizienz weniger wichtig wurden.“

Ausgaben für System-Erhalt nach wie vor hoch

Im Durchschnitt investieren CIOs 27 Prozent ihres Budgets in Modernisierungen und rund 26 Prozent in neue Anwendungen und Systeme. Die Ausgaben für den Erhalt des Bestands sind mit knapp 47 Prozent weiterhin hoch. Großkonzerne haben in diesem Bereich die niedrigsten Kosten, mittelständische Unternehmen die höchsten. Der Mittelstand bezieht anteilig weniger Services aus Anbieter-Clouds, was möglicherweise zu höheren Fixkosten führt. Ein weiterer Faktor könnte der im Vergleich zu Konzernen geringere Umfang an Automatisierungen in den letzten 12 Monaten sein. Im Ergebnis kann der Mittelstand derzeit prozentual weniger Geld in Modernisierungen und Neuentwicklungen stecken als Konzerne.

„Das Verhältnis von Ausgaben für Bestands-IT zu Investitionen in Neues hat sich über die vergangenen Jahre kaum verändert, obwohl die IT-Budgets fast permanent gestiegen sind. Innovationen wie Automatisierung können auch dazu beitragen, die Kosten für den Bestand zu senken. Das verschafft finanziellen Spielraum, um sehr schnell auf Marktveränderungen – wie die aktuellen Kontaktbeschränkungen durch COVID-19 – reagieren zu können oder proaktiv Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln“, kommentiert Thomas Heimann, Enterprise Architect Director bei Capgemini und Co-Autor der IT-Trends-Studie. Die Umsetzung des Prinzips Kostensenkung durch Innovation gelingt derzeit aber nur einzelnen Organisationen oder Branchen.

Vier Prozent Wachstum

Laut der neuesten Prognose von Gartner werden die weltweiten IT-Ausgaben im Jahr 2021 voraussichtlich 3,8 Billionen US-Dollar betragen, was einem Anstieg von vier Prozent gegenüber 2020 entspricht. Die IT-Ausgaben werden im Jahr 2020 voraussichtlich 3,6 Billionen US-Dollar erreichen – ein Rückgang von 5,4 Prozent gegenüber 2019.

„In den 25 Jahren, in denen Gartner die IT-Ausgaben prognostiziert hat, hat es noch nie einen Markt mit so viel Volatilität gegeben“, sagte John-David Lovelock, Forschungs-Vizepräsident bei Gartner. „Während allen Branchen im Zuge der fortschreitenden Pandemie einzigartige Stressfaktoren auferlegt wurden, geht es den Unternehmen, die bereits stärker digitalisiert in die Krise gegangen sind, besser und sie werden bis ins Jahr 2021 weiter florieren“.

Bei der Unternehmenssoftware wird für 2021 der stärkste Aufschwung erwartet (7,2 Prozent), da die Unternehmen ihre Digitalisierungsbemühungen beschleunigen, indem sie Arbeitskräfte aus der Ferne unterstützen, virtuelle Dienste wie Fernunterricht oder Telemedizin anbieten und die Hyperautomation nutzen, um sicherzustellen, dass die pandemiebedingten Anforderungen erfüllt werden. 

Die Ausgaben für Rechenzentrums-Systeme werden im Jahr 2021 mit 5,2 Prozent das zweithöchste Wachstum verzeichnen, da Hyperscaler den Aufbau globaler Rechenzentren beschleunigen und reguläre Unternehmen ihre Pläne zur Rechenzentrumserweiterung wieder aufnehmen und es den Mitarbeitern ermöglichen, wieder physisch vor Ort zu sein.

Trotz des Anstiegs der Cloud-Aktivität im Jahr 2020 werden sich die Cloud-Ausgaben von Unternehmen erst 2021 in der Buchhaltung der Anbieter niederschlagen.

„Die Verlangsamung der Ausgaben, die ungefähr von April bis August dieses Jahres stattfand, zusammen mit den ‚Try before you buy‘-Programmen der Anbieter von Cloud-Diensten, verschiebt die Cloud-Einnahmen aus dem Jahr 2020“, so Lovelock. 


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