IT Management: CIO und CTO rücken zusammen

Die Grenzen zwischen CIOs und CTOs verschwimmen. Sind Kompetenzen und Aufgaben klar geregelt, können beide entscheidend zum Unternehmenserfolg beitragen. [...]

Viele Unternehmen haben sowohl einen CIO als auch einen CTO. Dabei ist es wichtig, dass die beiden harmonisch zusammenarbeiten (c) pixabay.com

Die meisten Rollen und Zuständigkeiten im Topmanagement sind ziemlich eindeutig definiert: CFOs sind für alle Finanzoperationen verantwortlich, COOs überwachen das Tagesgeschäft und CEOs leiten das gesamte Unternehmen.

Bei CIOs und CTOs verschwimmen diese Verantwortungsbereiche jedoch zunehmend. Die Tatsache, dass sich Technologien und die Art und Weise, wie Unternehmen sie nutzen, so schnell ändern, macht die Sache nicht einfacher. Dennoch haben viele Unternehmen sowohl einen CIO als auch einen CTO. Dabei ist es wichtig, dass die beiden harmonisch zusammenarbeiten, um den Nutzen eingesetzter Technologie zu maximieren.

CIO versus CTO: Definition der Rollen

Die täglichen Aufgaben des CIO und des CTO überschneiden sich je nach Unternehmen und dessen Struktur. In den meisten Fällen ist es jedoch der CIO, der die interne IT und ihren strategischen Wert beaufsichtigt. Der CTO hingegen hält sich und das Unternehmen über neue Technologien auf dem Laufenden. Er erstellt Richtlinien und Verfahren, die Technologie zum Verbessern von Produkten und Dienstleistungen nutzen.

„Ich sehe die Rolle des CIO als eine umfassendere, insbesondere hinsichtlich der Abstimmung von IT- und Geschäftsstrategien“, erklärt James Rinaldi, leitender IT-Berater im Forschungs- und Entwicklungszentrum Jet Propulsion Laboratory der NASA. Der CIO trage die Gesamtverantwortung für Automatisierung, Prozessmodernisierung und Data-Architecture. Die Rolle des CTO wiederum sei dann am effektivsten, wenn es darum gehe, neue Technologien zu bewerten und sie im Unternehmen zu etablieren. Darüber hinaus evaluiere der CTO Trends und suche den Vergleich zu anderen Betrieben.

Ein CTO konzentriert sich in der Regel darauf, „großartige Erlebnisse und Angebote für die Kunden und Partner eines Unternehmens zu schaffen“, sagt Vishal Gupta, der beim Druckerhersteller Lexmark sowohl CTO und CIO als auch Senior Vice President of Connected Technology ist.

CTOs müssen effektiv mit den Vertriebsteams zusammenarbeiten, damit sie Zugang zu strategischen Kunden und Partnern erhalten. Oft geht es dabei darum, Innovationen für die Zukunft zu entwickeln. An für CTOs typischen Tagen steht die Zusammenarbeit mit vier wichtigen Stakeholdern im Mittelpunkt: Marketing und Vertrieb, Kunden und Partner, interne Technologie-Teams und das externe Ökosystem.

Darüber hinaus müssen CTOs ihre Unternehmen beim Erstellen einer Innovations-Roadmap unterstützen. Dazu sollten sie auch mit Führungskräften aus verschiedenen Geschäftsbereichen sowie mit dem Vorstand zusammenarbeiten. Auch strategische Partnerschaften mit anderen CTOs und wichtigen Anbietern der Branche sind unabdingbar.

„Der CIO legt die Vision fest und arbeitet mit dem CTO zusammen, um diese Vision zu verwirklichen“, beschreibt Ash Athawale, Senior Managing Director für die Executive Search Practice Group bei Robert Half, eine häufige Form der Arbeitsteilung. In Unternehmen, die sowohl einen CIO als auch einen CTO haben, verfügt der CTO laut dem US Bureau of Labor Statistics (BLS) in der Regel über mehr technisches Wissen und Erfahrung. Wenn ein Unternehmen keinen CIO habe, liege es oft allein am CTO, die Technologiestrategie zu bestimmen.

„In gewissem Sinne hat ein CIO viel mit Operational Leadership zu tun“, meint Ozgur Aksakal, Präsident des Global CTO Forum, einer unabhängigen Organisation für Technologieexperten. „Die Person, die dem CIO in einem Unternehmen am nächsten kommt, ist der COO. Dessen Ziel ist es, das Unternehmen effizient zu führen.“ Bei der Rolle des CTO gehe es dagegen mehr um die Umsatzgenerierung für das Unternehmen. „Von einem CTO erwartet man, dass er Wettbewerbsvorteile entwickelt, die das eigene Unternehmen auf dem Markt differenzieren“ so Aksakal. „Man sieht den CTO nicht als Cost Center sondern als Profit Center. Dabei arbeitet er mit der Produktentwicklung, dem Marketing, der Technik und dem Vertrieb zusammen, um das Unternehmen erfolgreicher zu machen.“

CTOs können vor allem in Marktsegmenten wie FinTech, InsurTec und LegalTech, in denen der Schwerpunkt auf der Entwicklung von Tools zur Verbesserung der Abläufe in diesen Branchen liegt, den Unterschied machen und erfolgreich sein. „In Bereichen wie FinTech geht es um die Entwicklung von Produkten durch die Skalierung von Technologie“, betont Aksakal. „Die führenden Unternehmen jeder Branche sind allesamt technologiegetrieben. Und blickt man hinter die Kulissen, stellt man fest, dass es der CTO war, der den Erfolg erst möglich gemacht hat.“

Synergien zwischen CIO und CTO

Die Titel CIO und CTO werden immer austauschbarer, beobachtet Craig Stephenson, Managing Director der North America Technology Officers Practice beim Beratungsunternehmen Korn Ferry. „Wir sehen Szenarien, in denen Unternehmen den Wandel durch einen Titelwechsel vermitteln“, so der Experte. „In einigen Fällen kann sich der CTO weiterhin auf die Infrastruktur konzentrieren, in anderen kann der CTO aber auch die strategische Leitung der Technologie übernehmen“.

Die Beziehungen zwischen CIO und CTO sind in den letzten Jahren laut Gupta enger geworden. Infolgedessen seien CITOs häufiger anzutreffen, also Personen, die beide Funktionen innehaben. Um die Transparenz im Unternehmen zu verbessern, hielt es beispielsweise Lexmark für sinnvoll, seine IT-, Software-Forschungs- und Entwicklergruppen unter einem einzigen Manager zusammenzufassen, der im Grunde die CIO- und die CTO-Rolle kombiniert. „Wir wollten gemeinsame Kompetenzen in Bereichen wie Design Thinking, Data Science und Cloud-Plattformen schaffen, um schneller zu Ergebnissen zu kommen“, berichtet Gupta.

Auch die digitale Transformation trägt nach seiner Einschätzung zur Konvergenz von CIO– und CTO-Funktionen bei. Denn Unternehmen könnten neue Lösungen, die Technologien wie Internet of Things (IoT), Cloud und künstliche Intelligenz (KI) nutzen, oft nicht für ihre Kunden bereitstellen, ohne sie auch intern einzusetzen. Nur so könnten sie verstehen, wie die Technologien funktionieren und welche Vorteile und Herausforderungen sie mit sich bringen.

Engere Zusammenarbeit von CIO und CTO

Einig sind sich Experten darin, dass CIOs und CTOs wann immer möglich eng kooperieren sollten, um den Nutzen von Technologien für das Unternehmen zu steigern. Am besten gelinge das, wenn die Führungskräfte ihre unterschiedlichen Rollen verstünden und ihre Stärken ausbalancierten, betont Wendy Pfeiffer, CIO beim Softwareunternehmen Nutanix.

CTOs sind oft technische Ingenieure – sie nutzen Technologie, um Produkte zu entwickeln. Ihre Teams funktionieren am besten, wenn die Mitglieder produktiv und ohne Einschränkungen arbeiten können. CIOs hingegen werden häufig eher als Betriebsingenieure gesehen: Sie nutzen Technologie, um Business Services bereitzustellen und die Produktivität der Mitarbeiter zu optimieren. Ihre Teams funktionieren am besten, wenn die Mitglieder besonders effizient und effektiv sind.

Um eine engere Beziehung zwischen CIO und CTO aufzubauen, können Unternehmen verschiedene Wege einschlagen. Einer davon ist, die Kommunikationslinien offen zu halten. „Um erfolgreich zu sein, müssen sich CIOs, CTOs und ihre Teams regelmäßig treffen, um Vertrauen aufzubauen und ein tieferes Verständnis dafür zu entwickeln, was die andere Seite erreichen will“, erläutert Gupta. „Eine offene und transparente Kommunikation sowie gemeinsame Town Halls helfen beiden Organisationen, mehr Empathie und Zusammenarbeit zu erreichen.“

NASA-Berater Rinaldi beobachtet, dass sich zwischen beiden Rollen häufig bereits ein Vertrauensverhältnis entwickelt hat, bei dem sich der CIO darauf verlassen könne, dass der CTO die technischen Möglichkeiten mit den Plänen des CIO in Einklang bringt. Sein Rat lautet: CIO und CTO sollten sich gemeinsam mit Benchmarks beschäftigen und Trends beobachten, um festzustellen, inwieweit sie für das Unternehmen relevant sein könnten

Wichtig ist nach Rinaldis Erfahrung auch, dass CIO und CTO potenzielle Konflikte vermeiden, indem sie etwa weitreichende Entscheidungen über den IT-Einsatz und größere Technologieinvestitionen gemeinsam steuern: „Der CIO und der CTO sollten keine Konkurrenzbeziehung eingehen, sondern versuchen, als Partner voneinander profitieren“

Mit Material von IDG News Service

*Bastian Seebacher ist freier Mitarbeiter der Redaktionen CIO und COMPUTERWOCHE.


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