IT-Prioritäten 2022: Technische Schulden und Cloud-Maßnahmen im Fokus

Die über 140 befragten Enterprise Architekten einer internationalen Studie von LeanIX sehen den Abbau technischer Schulden an oberster Stelle der Prioritätenliste. [...]

IT-Organisationen müssen heute an verschiedenen Stellen gleichzeitig aktiv werden und stehen dabei einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. (c) Unsplash
IT-Organisationen müssen heute an verschiedenen Stellen gleichzeitig aktiv werden und stehen dabei einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. (c) Unsplash

Der Abbau technischer Schulden und die Modernisierung von Legacy-Systemen sollte 2022 die höchste Priorität für die IT haben: In dieser Bewertung sind sich 41 Prozent der Enterprise Architekten internationaler Unternehmen einig. Die Cloud-Migration und der Ausbau der Cloud-Infrastruktur rangieren mit 24 Prozent auf dem zweiten Platz der Prioritätenliste, danach folgt die Weiterentwicklung der IT-Sicherheit (16 Prozent). Der nähere Blick auf die Bereiche möglicher IT-Investments offenbart, dass 60 Prozent der Unternehmen die Cloud-Migration der wichtigsten Applikationen noch nicht abgeschlossen haben und diese Aufgabe deshalb ganz oben auf der Liste der Cloud-Maßnahmen für 2022 steht. Bei der Frage nach Initiativen für mehr IT-Sicherheit betonen drei Viertel der Enterprise Architekten, die Fähigkeiten zur Risikobewertung verbessern zu müssen. Ebenso viele Befragte streben an, die Zusammenarbeit mit den Entwickler-Teams im Unternehmen auszubauen. Deutlichen Nachholbedarf gibt es hingegen beim Thema IT-Nachhaltigkeit: Nur die Hälfte der untersuchten Unternehmen unternimmt Schritte in dieser Richtung. Das sind einige der Kernergebnisse der heute veröffentlichten LeanIX EA & IT Strategy Survey 2022.

Für die vorliegende Studie wurden im Dezember 2021 und Januar 2022 verantwortliche Enterprise Architekten und IT-Führungskräfte aus über 140 Unternehmen des internationalen LeanIX-Kundenportfolio zu ihren EA- und IT-Strategien für dieses Jahr befragt. 71 Prozent der Studienteilnehmer kommen aus Europa und weitere 23 Prozent aus den USA, wobei sich die untersuchten Firmen auf unterschiedliche Branchen verteilen.

Ob in Europa oder den USA: Der Umgang mit technischen Schulden ist für alle Befragten von großer Bedeutung – das zeigt nicht nur die Spitzenposition des Themas auf der Prioritätenliste für 2022, sondern auch die Tatsache, dass 96 Prozent der befragten Unternehmen mindestens eine Maßnahme in diesem Bereich auf der Agenda haben, so eine Presseaussendung.

Cloud-Migration zentraler Anwendungen noch nicht abgeschlossen

Welche Priorität haben verschiedene Cloud-Initiativen in den Unternehmen? Ganz oben auf der Liste steht für 2022 die Cloud-Migration zentraler Applikationen – was zugleich bedeutet, dass selbst die Migration der wichtigsten Anwendungen in Firmen keinesfalls abgeschlossen ist. Über 40 Prozent der Befragten geben an, dass auch die Steigerung des SaaS-Anteils im Portfolio in diesem Jahr hohe Priorität hat. Fast genauso wichtig ist es den Befragten, die Übersicht und Kontrolle über die Cloud-Ausgaben zu verbessern. Bemerkenswert ist, dass 51 Prozent die Unterstützung der SAP S/4HANA Transformation nicht als wichtig erachten, obwohl diese mit Sicherheit in zahlreichen Unternehmen ansteht. Das passt zu einem früheren Studienbefund, dass sich nur die Hälfte der Enterprise Architekten ausreichend in dieses Transformationsvorhaben eingebunden fühlt – ihr Potenzial als Spezialisten für die Software-Landschaft im Unternehmen bleibt offenbar häufig ungenutzt.

Technische Schulden spielen in mehreren IT-Bereichen eine Rolle

Ob Cloud-Migration oder der stärkere Einsatz von SaaS-Applikationen: Die beiden wichtigsten Cloud-Initiativen für 2022 sind eng mit der Thematik technischer Schulden verknüpft. Denn richtig durchgeführt, erfordert eine Migration die Optimierung der jeweiligen Applikation für die Cloud. Technische Schulden können dieser Optimierung im Weg stehen, so dass der Umgang mit ihnen ein notwendiger Bestandteil jeder erfolgreichen Cloud-Strategie ist. On-Premises-Software oder selbst entwickelte Systeme durch SaaS-Applikationen abzulösen, ist hingegen eine bewährte Methode, um diese Schulden zu reduzieren.

Auch bei der IT-Sicherheit spielen technische Schulden eine bedeutende Rolle. Wenn ihr volles Ausmaß nicht bekannt ist, stellen sie ein zentrales Risiko für Unternehmen dar. Drei Viertel der Befragten geben an, dass es in diesem Jahr besonders wichtig ist, die Fähigkeiten zur Risikobewertung zu verbessern – wozu eine umfassende Transparenz notwendig ist. Die hohe Relevanz des Themas wurde den Firmen durch die Log4Shell-Sicherheitslücke noch einmal deutlich vor Augen geführt.
Es liegt nahe, dass auch die zweitwichtigste Sicherheitsmaßnahme von einem aktuellen Thema geprägt ist: Die starke Zunahme von Remote-Arbeitsplätzen durch die Pandemie trägt vermutlich dazu bei, dass zwei Drittel der Befragten die Einführung von mehr Zero-Trust-Technologien als besonders relevant erachten, bei denen im Gegensatz zur klassischen Netzwerk-Sicherheit jeder Zugriff eine Authentifizierung erfordert.

Enterprise Architekten plädieren für enge Zusammenarbeit mit Entwicklern

Software ist inzwischen in fast allen Branchen zum Wettbewerbsfaktor geworden, so dass Unternehmen ihren Fokus auf die Softwareentwicklung richten, um innovative Lösungen für Kunden und interne Stakeholder zur Verfügung stellen zu können. Auch die Enterprise Architekten blicken verstärkt auf die Entwicklerteams: Knapp drei Viertel stimmen zu, dass sie eine engere Verbindung mit ihnen eingehen und die Zusammenarbeit ausbauen sollten. Ebenso viele Befragte halten es für wichtig, sich mit den geschäftlichen Auswirkungen der Softwareentwicklung zu befassen, also deren Geschäftswert zu messen. Dabei kann Value Stream Management eine wichtige Rolle spielen, um mit Hilfe von Metriken die Effizienz in der Softwareentwicklung zu fördern und den Prozess vom Code bis zum Kunden nachvollziehbar zu machen. So werden auch technische Schulden an ihrem möglichen Ursprung bekämpft.

Nur die Hälfte der Unternehmen plant Maßnahmen für IT-Nachhaltigkeit

Spricht man über die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen, stellt sich auch für IT-Organisationen die Frage nach einer Nachhaltigkeitsstrategie. Die vorliegende Untersuchung zeichnet ein ernüchterndes Bild: Nur 52 Prozent der Befragten können konkrete Vorhaben für mehr Nachhaltigkeit in der IT im Jahr 2022 nennen. In den USA fällt dieser Anteil mit 45 Prozent sogar noch geringer aus als der in Europa (54 Prozent). Wenn überhaupt Maßnahmen geplant sind, so werden von der IT vor allem Reports erstellt (61 Prozent), Daten gesammelt und ausgewertet (48 Prozent) sowie die Nachhaltigkeit von Anbietern überprüft (42 Prozent). Doch kein einziges der befragten Unternehmen unternimmt konkrete Aktivitäten, um den eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren.

IT-Verantwortliche müssen mehrere Schwerpunkte zugleich setzen

Die Ergebnisse der LeanIX EA & IT Strategy Survey machen deutlich: IT-Organisationen müssen heute an verschiedenen Stellen gleichzeitig aktiv werden und stehen dabei einer Vielzahl von Herausforderungen gegenüber. Was all diese Anstrengungen miteinander verbindet, ist Innovation. Innovation ist erforderlich, um im Wettbewerb zu bestehen, sich durchzusetzen und zukünftig erfolgreich zu sein. Für die Innovationsfähigkeit müssen technische Schulden überwunden, die Cloud-Nutzung optimiert und die kontinuierliche Softwareentwicklung unterstützt werden. Das erfordert Transparenz und die Bewältigung von Risiken. Und schließlich sollten Unternehmen ihre Geschäftsmodelle nicht nur so umgestalten, dass sie agil und widerstandsfähig, sondern auch nachhaltig sind.

Der Schlüssel dazu ist eine verlässliche Informationsquelle über die gesamte Software-Landschaft mit all ihren Abhängigkeiten. Unternehmen benötigen umfassende Transparenz über alle Bereiche – von den Business Capabilities bis hin zum Cloud-Deployment. Ein solches Maß an Transparenz kann mit einem manuellem Vorgehen nicht mehr erreicht werden. Es ist an der Zeit, dass die IT auch für sich selbst alle vorhandenen technologischen Lösungen ausschöpft. Nur so lassen sich die Komplexität der bestehenden und zukünftigen Software-Landschaft bewältigen und alle strategischen Maßnahmen erfolgreich umsetzen.


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