Wir zeigen Ihnen zwölf vielversprechende Startups, die Sie 2021 in Sachen Enterprise-Technologien im Auge behalten sollten. [...]
Den Marktforschern von Gartner zufolge sollen die weltweiten IT-Ausgaben 2021 um 6,2 Prozent wachsen, was Gesamtausgaben in Höhe von 3,9 Billionen Dollar zur Folge hätte. Der enorme Schub für die digitale Transformation der Unternehmen hat die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die IT-Budgets wieder ausgeglichen.
Crunchbase berichtet davon, dass das Volumen für Venture Funding weltweit in der ersten Jahreshälfte 2020 um mehr als sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen ist. Mit 130 Milliarden Dollar wurde das niedrigste Investitionsvolumen seit 2017 gemessen. Nichtsdestotrotz haben sich im Laufe der Pandemie neue Funding-Hotspots hervorgetan, beispielsweise in den USA, Indien, Indonesien, Israel, Australien, Neuseeland, Frankreich, Belgien und Brasilien.
„COVID-19 hat das Techquilibrium etlicher Unternehmen verschoben“, sagt John-David Lovelock, Distinguished Research Vice President bei Gartner. „Die Digitalisierung von internen Prozessen, Lieferketten, Kunden und Partnerinteraktionen sowie Service Delivery wird 2021 weiter voranschreiten und die IT vom Business Enabler zum Business transformieren. Die maßgebliche Frage wird in diesem Jahr sein, wie die IT finanziert wird – nicht mit welcher Summe.“
Im Folgenden haben wir zwölf „heiße“ Startups zusammengetragen, die Software und Services für Großunternehmen anbieten.
Cockroach Labs
Das Softwareunternehmen Cockroach Labs entwickelt kommerzielle Datenbank-Management-Systeme. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2015 von drei ehemaligen Google-Mitarbeitern. Das bekannteste Produkt der Firma ist CockroachDB, eine cloud-native SQL-Datenbank.
Im Corona-Jahr 2020 konnte Cockroach Labs seinen Umsatz mehr als verdoppeln – den steigenden Cloud-Adoptionsraten sei Dank. Für 2021 rechnet das Startup mit ähnlichem Wachstum: Bis Ende 2021 will das Jungunternehmen seine Mitarbeiterzahl von 200 auf 400 verdoppelt haben.
Finanzierung: Cockroach Labs absolvierte ein 160 Millionen Dollar schweres Series E Funding am 12. Januar 2021. Die Finanzierungsrunde kommt nur acht Monate nachdem das Startup erfolgreich ein Series D Funding abgeschlossen hat. Derzeit liegt der Unternehmenswert bei circa zwei Milliarden Dollar.
Cohesity
Viele Faktoren machen Cohesity zu einem „heißen“ Startup, darunter die besondere Technologie, der Gründer Mohit Aron, der zuvor Nutanix mitgegründet hatte, und eine nachhaltige Finanzierung durch SoftBank.
Ursprünglich präsentierte sich das Startup als günstige Alternative für Unternehmen im Enterprise-Umfeld, um „sekundäre Daten“ (zum Beispiel Backups, Test- oder Analytics-Daten) auf einer einzelnen Cloud-Plattform zu monitoren. Seitdem hat Cohesity weitere Felder des Enterprise Data Management erschlossen, etwa Analytics, Security und Rapid Recovery.
Finanzierung: Im April 2020 schloss Cohesity eine Series-E-Finanzierungsrunde erfolgreich ab (250 Millionen Dollar). Das Finanzierungsvolumen liegt damit aktuell bei 660 Millionen Dollar, der Unternehmenswert wird auf 2,5 Milliarden Dollar beziffert.
Confluent
Die Gründer der Open-Source-Software Apache Kafka stecken auch hinter der kommerziellen Variante Confluent. Die Software des gleichnamigen Unternehmens hilft Softwareentwicklern dabei, Systeme und Applikationen zu managen und nutzt dazu auch Echtzeitdaten.
Kafka kommt bei zahlreichen namhaften Unternehmen zum Einsatz: LinkedIn nutzt die Technologie für Aktivitätsdaten und betriebliche Metriken, Netflix für Echtzeit-Monitoring und seine Event-Processing Pipeline und Spotify hat Apache Kafka in sein Log-Delivery-System eingebunden. Um die Vorteile der quelloffenen Software zu erschließen, ist in der Regel allerdings auch entsprechende Entwickler-Power vonnöten. Confluent richtet sich an Unternehmen, die damit nicht aufwarten können.
Finanzierung: Das Startup hat im April 2020 eine Series-E-Finanzierungsrunde (250 Millionen Dollar) angekündigt. Das Finanzierungskapital stieg damit auf 456 Millionen Dollar, der Unternehmenswert auf geschätzte 4,5 Milliarden Dollar.
Front
Die Gründer von Front konnten zuvor Erfahrungen beim Silicon-Valley-Startup Accelerator Y Combinator sammeln. Die Software des Unternehmens ist für jede Art von Team geeignet, das sich eine E-Mail-Inbox teilt. Besonders Kundensupport, Sales und PR können davon profitieren, weil sich E-Mails mit Hilfe der App bestimmten Teammitgliedern zuweisen lassen und die Teams selbst in einer geteilten Umgebung zusammenarbeiten können. Das soll in deutlich gesteigerten Antwort- beziehungsweise Reaktionszeiten resultieren.
Nachdem das Startup eine intensive Finanzspritze erhalten hat, will es künftig die E-Mail-Experience aller Büroarbeiter transformieren.
Finanzierung: Front absolvierte Anfang 2020 eine Series-C-Finanzierungsrunde (59 Millionen Dollar), die sowohl von namhaften Software-Gründern wie Atlassian-Mitbegründer Mike Cannon-Brookes und Okta-Mitbegründer Ferederic Kerrest, als auch von Investmentgruppen wie Sequoia und Anthos Capital getragen wurde.
Funnel
Das schwedische SaaS-Startup Funnel hat sich darauf spezialisiert, Marketing- und Werbedaten zu bereinigen und zu kombinieren – unabhängig davon, wo diese vorgehalten werden. Das Ziel: Bessere Insights über das Kundenverhalten. Die Software wird in einem Stufenmodell angeboten, dessen Preise sich nach den monatlichen Werbeausgaben richten. Los geht’s ab 499 Dollar pro Monat. Zu den Referenzkunden des Jungunternehmens gehören unter anderem Elektronikriese Samsung und der Computerspiele-Hersteller Ubisoft.
„Visualisierung lässt sich mit bestehenden Business Intelligence Tools sehr gut umsetzen, wenn die Daten einmal ordentlich vorbereitet sind“, meint Funnel-Mitbegründer und CEO Fredrik Skantze im Gespräch mit TechCrunch. „Dahin zu kommen kann allerdings ein äußerst schwieriges Unterfangen darstellen. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, darin die Nummer Eins zu werden. Das haben wir auch geschafft – wenn es nach dem Feedback unserer Kunden geht.“
Finanzierung: Funnel hat im Januar 2020 eine Series-B-Finanzierungsrunde absolviert (47 Millionen Dollar), die von Eight Road Ventures und F-Prime Capital angeführt wurde. Das Unternehmen plant, demnächst in die USA zu expandieren.
GitLab
Bei GitLab handelt es sich um einen quelloffenen Git-Repository-Manager, der von Dmitriy Zaporozhets und Valery Sizov entwickelt wurde. Mit dem Entwicklercode-Repository GitHub hat dieses US-Startup nichts zu tun. In den letzten Jahren konnte GitLab stark vom DevOps-Trend profitieren.
GitLab ist dem reinen Git Repository inzwischen entwachsen und bietet eine CI/CD-Funktionalität, die Developer dabei unterstützt, Programmcode zu managen, zu tracken und im Team zu bearbeiten.
Finanzierung: GitLab absolvierte im September 2019 eine Finanzierungsrunde über 268 Millionen Dollar – angeführt von den Investoren Goldman Sachs und Iconiq Capital. Der Unternehmenswert wurde im Januar 2021 auf rund sechs Milliarden Dollar geschätzt.
Graphcore
Das britische Startup Graphcore entwickelt Prozessoren für KI-Workloads – sogenannte Intelligent Processing Units (IPUs). Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2016 in Bristol. Im gleichen Jahr produzierte Graphcore die weltweit erste Graph Tool Chain für Machine Intelligence namens Poplar Software Stack. Ein Jahr später fügte man den Colossus G2 Chip zum Produktportfolio hinzu.
Im Juli 2020 enthüllte das Startup die zweite Generation des Prozessors, GC200. Dabei handelt es sich um einen integrierten Schaltkreis mit 59 Milliarden Transistoren, 1472 Rechenkernen und 900 MB lokalem Speicher.
Finanzierung: Graphcore absolvierte im Dezember 2020 eine Series-E-Finanzierungsrunde über 222 Millionen Dollar. Das Finanzierungsvolumen beträgt damit mehr als 700 Millionen Dollar.
Hopin
Das in London ansässige Startup Hopin konnte 2020 als Erfolgsjahr verbuchen. Kein Wunder, schließlich hat sich das im Juni 2019 gegründete Jungunternehmen zum Ziel gesetzt, „virtuelle Events von Grund auf neu zu denken und zum Mainstream zu machen“. Investoren und Kunden glauben gleichermaßen daran, dass Hopin dieses Ziel bereits erreicht hat, nachdem es 2020 die viertgrößte Series-B-Finanzierungsrunde in Europa absolviert hat.
Ohne Zweifel war die Corona-Pandemie dem Erfolg von Hopin zuträglich: im November 2020 zählte das Startup (nach eigenen Angaben) 3,5 Millionen Nutzer aus mehr als 50.000 Organisationen, darunter die United Nations und die NATO. Auch die Mitarbeiterzahl ist in den letzten zehn Monaten beträchtlich gewachsen – von anfangs 23 auf 215.
Finanzierung: Hopin absolvierte 2020 eine Series-B-Finanzierungsrunde von 125 Millionen Dollar und wird derzeit auf 2,1 Milliarden Dollar geschätzt. Inzwischen konnte das Unternehmen bereits 170 Millionen Dollar Investmentgeld einsammeln und ist damit eines der am stärksten wachsenden Startups in Europa. Zu den Investoren gehören Tech-Schwergewichte wie Slack und Salesforce.
Snyk
Seit seiner Gründung 2015 hat es Snyk weit gebracht: Das britische Startup wird inzwischen mit einer Milliarde Dollar bewertet. Was auch daran liegt, dass es die immer beliebten Buzzwords Open Source und Security kombiniert. Die Software hilft Entwicklern dabei, Code-Schwachstellen automatisiert aufzuspüren.
Finanzierung: Snyk konnte im September 2019 eine Finanzierungsrunde über 200 Millionen Dollar abschließen. Im Jahr 2020 folgten weitere 150 Millionen Dollar.
Tanium
Das Cybersecurity-Unternehmen Tanium wurde bereits 2007 vom Vater-Sohn-Duo David und Orion Hindawi gegründet. Diese verkauften ihr erstes Unternehmen – BigFix – im Jahr 2010 an IBM. Mit BigFix hatten die Gründer Erfahrung darin gesammelt, komplexe Netzwerke zu mappen und zu managen. Mit Tanium fokussierten sie sich auf die Absicherung von Enterprise-Netzwerken und den darin befindlichen Devices.
Statt auf Firewalls und vorgefertigte Security Software setzt das Startup auf einen Network-First-Ansatz: Die Endpunkte im Netzwerk werden gemappt und anschließend auf Datenlecks überprüft.
Finanzierung: Nach einer 200 Millionen Dollar schweren Fundraising-Runde im Oktober 2018 waren sämtliche IPO-Pläne für Tanium erst einmal vom Tisch. In den Folgejahren absolvierte das Startup weitere Finanzierungsrunden – insgesamt konnte bislang mehr als eine Milliarde Dollar Kapital eingesammelt werden. Zu den Investoren gehört zum Beispiel Salesforce Ventures.
Tessian
Vormals bekannt als CheckRecipient unterstützt das britische Startup Tessian Unternehmen dabei, Risiken durch auffälligen oder gefährlichen E-Mail-Verkehr automatisch zu minimieren. Dazu analysiert die Plattform Millionen von Datenpunkten im E-Mail-Netzwerk eines Unternehmens und warnt vor potenziellen Phishing-Angriffen oder Datenverlusten. Hat der Machine-Learning-Algorithmus Erfolg, wird der Absender um nochmalige Überprüfung gebeten, bevor er eine Nachricht öffnet oder eine auffällige Mail auf den Weg bringt.
Zu den Kunden von Tessian gehören zum Beispiel Schroders, Man Group, Dentons und mehr als 70 britische Anwaltskanzleien.
Finanzierung: Tessian konnte im Februar 2019 eine Series-B-Finanzierungsrunde über 42 Millionen Dollar abschließen. Das Kapital soll die weltweite Expansion des Unternehmens treiben.
TripActions
Das im Jahr 2015 gegründete Startup TripActions hat sich zum Ziel gesetzt, das neue Expedia (oder Kayak) für Geschäftsreisen zu werden. Dazu bietet es seinen Kunden eine Plattform, auf der Reisebuchungen nach hinterlegten Regeln und Schwellenwerte möglich sind, etwa wenn es um Buchungsklassen oder Hotelkategorien geht. Mitarbeiter, die ihrem Unternehmen beim Sparen helfen, dürfen sich zudem über Amazon-Geschenkgutscheine freuen.
Finanzierung: Ende Januar 2021 absolvierte das Silicon-Valley-Startup eine Series-E-Finanzierungsrunde über 155 Millionen Dollar. Derzeit wird TripActions mit fünf Milliarden Dollar bewertet.
*Scott Carey ist Redakteur bei unser IDG-Schwesterpublikation Computerworld in Großbritannien. Der IT-Journalist mit dem Schwerpunkt auf Unternehmensanwendungen moderiert auch Branchenveranstaltungen. Besonders interessieren ihn die großen IT-Player und Cloud-Service-Anbieter. Er hat ein Diplom in Journalistik an der Universität Cardiff in Wales erworben. In seiner Freizeit treibt er Sport, reist viel und beschäftigt sich intensiv mit der Medienlandschaft in Großbritannien.
**Charlotte Trueman schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld. Sie beschäftigt sich unter anderem mit den Themenbereichen Collaboration und Nachhaltigkeit.
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