Eine Studie von GoStudent zeigt: 88 Prozent der Lehrkräfte in Österreich erhalten keine Schulung zum Umgang mit künstlicher Intelligenz. Das ist der höchste Wert unter allen sechs untersuchten Ländern (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Vereinigtes Königreich, Österreich). Kein anderes Land schneidet schlechter ab. Gleichzeitig nutzen 86 Prozent der Schüler:innen bereits KI-Tools. Österreich droht den Anschluss zu verlieren. [...]
Das Bildungssystem muss reformiert werden. Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich rasant, doch Schulen halten nicht Schritt. Heimische Lehrkräfte schlagen nun Alarm: 88 Prozent geben an, nicht im Umgang mit KI geschult zu sein und erreichen damit den höchsten Wert in Europa. Befähigen wir Schüler:innen, ihr Potenzial zu entfalten, oder lassen wir sie zurück?
Ein neuer Bericht des Nachhilfe- und Bildungsanbieters GoStudent hat 5.859 Eltern und deren Kinder im Alter von 10 bis 16 Jahren sowie 300 Lehrkräften aus sechs europäischen Ländern befragt. Das Resultat: Das Bildungssystem in Österreich hinkt hinterher. Lediglich 52 Prozent der Lehrkräfte fühlen sich fähig, KI-Kenntnisse zu unterrichten, da es an Schulungen, Materialien und Zeit fehlt.
Nur 44 Prozent der Lehrkräfte glauben, dass KI eine zentrale Rolle im Berufsleben der Schüler:innen spielen wird
Die Vermittlung von KI-Kompetenzen ist heute unverzichtbar, doch Lehrkräfte in Österreich scheinen nicht ausreichend vorbereitet. Nur 44 Prozent sind der Meinung, dass Künstliche Intelligenz ein zentraler Bestandteil der beruflichen Zukunft ihrer Schüler:innen sein wird. Auch unter den Kindern überwiegen Zweifel: Lediglich 36 Prozent glauben, dass die Schule ihnen die Fähigkeiten vermittelt, die sie für ihren Traumberuf brauchen.
Der Einsatz von KI-basierten Lernmethoden ist in Österreich noch kaum verbreitet: Nur 29 Prozent der Schüler:innen haben damit Erfahrung, obwohl 51 Prozent Interesse zeigen. Gleichzeitig fühlen sich nur 52 Prozent der Lehrkräfte ausreichend dazu qualifiziert, entsprechende Kompetenzen zu vermitteln – der niedrigste Wert in Europa. Zum Vergleich: Spanien liegt bei 86 Prozent und Deutschland bei 72 Prozent.
Besonders alarmierend: Nur noch 2 von 10 Kindern haben Zugang zu KI-Tools im Unterricht. Im Vorjahr waren es noch vier. Somit bildet Österreich zusammen mit Frankreich und Spanien die Schlussgruppe in Europa.
Zukunftsunterricht: deutsche Lehrkräfte wollen Kompetenzen priorisieren, Österreich hingegen Werte
Während deutsche Lehrkräfte vor allem Cybersicherheit (40 Prozent), Kommunikation (34 Prozent) und Finanzkompetenz (34 Prozent) als zentrale Zukunftskompetenzen sehen, setzen ihre österreichischen Kolleg:innen andere Schwerpunkte: Hier stehen ethische und moralische Bildung (66 Prozent) sowie Nachhaltigkeit und Klimawissen (46 Prozent) ganz oben. In Österreich dominieren Wertevermittlung und Umweltverantwortung die Bildungsagenda.
Lehrkräfte wollen KI einsetzen, fühlen sich aber alleingelassen
In Österreich fehlen die nötigen Ressourcen: 88 Prozent der Lehrkräfte erhalten laut eigenen Angaben keinerlei Schulung zum Thema KI, obwohl mehr als zwei Drittel (68 Prozent) angeben, dass sie gerne geschult werden möchten.
Trotz dieser Lücken ist die Sorge vor den Folgen erstaunlich gering: Nur 20 Prozent der Lehrkräfte glauben, dass Schüler:innen ohne Zugang zu KI langfristig im schulischen Lernen benachteiligt werden. Auch die Angst, selbst überflüssig zu werden, teilen nur wenige. Lediglich 10 Prozent befürchten, dass fehlende KI-Kompetenz ihre Rolle gefährden könnte.
Ein Blick nach Deutschland zeigt ein anderes Bild: Dort schätzen 64 Prozent der Lehrkräfte die Risiken für Schüler:innen ohne KI-Zugang als hoch ein, und fast die Hälfte (46 Prozent) sorgt sich um die eigene Relevanz innerhalb des digitalen Wandels.
Auch Eltern in Österreich sprechen sich klar dafür aus, dass Lehrkräfte besser auf die KI-Zukunft vorbereitet werden müssen. 63 Prozent sagen, dass Schulen die Verpflichtung tragen, ihren Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit KI-Tools beizubringen.
Eltern sind überfordert, Lehrpläne hinken hinterher, TikTok erklärt den Rest
In Österreich warten Schüler:innen nicht darauf, dass die Schule nachzieht. 50 Prozent glauben, dass KI und smarte Roboter bis 2030 zum Unterrichtsalltag gehören werden. 43 Prozent erwarten, dass ihr späterer Beruf direkt mit Technologie zu tun haben wird.
Schon heute nutzen 86 Prozent der Schüler:nnen KI-Tools. Allerdings wünschen sich 52 Prozent der Kinder, dass ihre Lehrer:innen und 42 Prozent, dass ihre Eltern mehr über KI wissen. In Österreich wenden sich viele Kinder zunächst an andere Quellen: 30 Prozent lernen von ihren Freunden, 20 Prozent von ihren Eltern und jeweils 28 Prozent von Lehrkräften und sozialen Medien.
„Wenn Schüler:innen sich KI selbst beibringen müssen, sind sie den Risiken allein ausgesetzt. Unsere Studie zeigt, dass 20 Prozent nicht wissen, was Deepfake-Videos sind und 10 Prozent, dass KI Bilder erstellen oder verfälschen kann. Ohne Aufklärung werden diese Kinder im digitalen Raum verwundbar”, warnt Felix Ohswald, CEO und Mitgründer von GoStudent.
Während ein Fünftel der Kinder von den Eltern an KI herangeführt wird, fühlen sich viele Eltern überfordert. 36 Prozent der Eltern geben zu, sie seien nicht in der Lage, ihrem Kind die nötigen KI-Fähigkeiten zu vermitteln. In ländlichen Regionen sind es sogar 55 Prozent, die sich nicht dafür gewappnet fühlen, im Vergleich zu nur 32 Prozent in Städten.
KI bleibt ohne Empathie nur ein Werkzeug, erst Lehrkräfte machen daraus echtes Lernen
Die Bildung der Zukunft lässt sich nicht durch den Einsatz neuer Tools auf Basis von alten Strukturen lösen, sondern nur durch einen Wandel in der Art, wie wir lehren, lernen und unterstützen.
In Österreich glauben 38 Prozent der Lehrkräfte, dass Schüler:innen in den nächsten zwei Jahren Zugang zu generativen KI-Tools wie ChatGPT oder Schreibassistenten wie Grammarly benötigen werden. Und obwohl die Technologie vorhanden ist, fehlt es an einer gezielten Integration im Unterrichtsalltag.
27 Prozent der Lehrkräfte, die mit Schüler:innen mit Förderbedarf arbeiten, sehen KI als eine Chance für individualisierte Unterstützung. Besorgniserregend ist jedoch, dass 88 Prozent von ihnen keine Schulung erhalten, um dieses Potenzial zu nutzen. Personalisierte KI-Lösungen könnten gezielt fördern, Wissenslücken erkennen und besonders jenen helfen, die im aktuellen System oft übersehen werden.
„Die Kreativität von Lehrkräften hilft Kindern, ihr volles Potenzial zu entfalten“, sagt Felix Ohswald. „Ihr pädagogisches Verständnis und ihre Ideen sind entscheidend dafür, wie Schüler:innen erfolgreich mit KI lernen können. Deshalb haben wir Tools wie GoStudent Learning und unseren KI-Tutor GoMigo by GoStudent entwickelt, um die Rolle der Lehrkraft in der Bildungserfahrung auf ein Podest zu stellen. Diese Werkzeuge reduzieren Verwaltungsaufwand und bieten personalisierte Unterstützung für Schüler:innen, sodass Lehrkräfte sich auf das konzentrieren können, was wirklich zählt: die nächste Generation zu inspirieren. Schulen können diesen Wandel nicht allein stemmen. Das System bewegt sich zu langsam, deshalb helfen wir, diese Lücke zu schließen.“
Die Tools sind da. Die Schüler:innen nutzen sie längst. Die Lehrkräfte sind bereit. Die Frage bleibt: Wann zieht das System endlich nach?
Den vollständigen Bericht mit allen europäischen Ergebnissen finden Sie hier.

Be the first to comment