Der "Living Standards Award" ist der bedeutendste österreichische Preis für Standardisierung und Innovation. Er zeichnet Erfolgsgeschichten rund um innovative Lösungen, exportfähige Ideen und Zukunftstechnologien aus fünf Kategorien aus. [...]
Das Ziel des „Living Standards Award“ ist, den Erfolgsgeschichten rund um die Anwendung und Entwicklung von Standards mehr Sichtbarkeit zu verleihen. Der Award wird dieses Jahr bereits zum sechsten Mal von Austrian Standards vergeben wird un hat bisher 22 Erfolgsgeschichten ins Rampenlicht gerückt. Die Preisverleihung fand am Donnerstag, den 23.1. Austrian Standards Meeting Center vor rund 150 Personen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politikstatt.
Fünf Award-Kategorien decken Bandbreite der Standardisierung ab
„Der in Standards enthaltene Wissensschatz liefert Unternehmen einen entscheidenden Vorsprung für den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Produkte und Dienstleistungen. Zusätzlich wird damit ermöglicht, dass Österreich bei globalen Herausforderungen wie Klimaschutz, Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz gut Schritt halten kann“, sagte Elisabeth Stampfl-Blaha, Direktorin von Austrian Standards. In insgesamt fünf Award-Kategorien wurden Best-Practice-Beispiele ausgezeichnet, welche die vielfältigen Anwendungsgebiete von Standards erkennen lassen. Die fünf Kategorien sind:
- „Enabling Solutions“: Standards helfen dabei, die Qualität von Produkten bzw. Dienstleistungen zu verbessern, wichtige Schnittstellen zu erzeugen und Produktions- bzw. Arbeitsabläufe sicherer sowie Prüfungsmethoden & Messverfahren effizienter zu gestalten.
- „Reaching International Markets“: Standards helfen dabei, österreichische Produkte oder Dienstleistungen auf neuen Märkten verfügbar zu machen und stellen gleichzeitig deren Kompatibilität für internationale Märkte sicher. Auch die Zusammenarbeit mit internationalen Lieferanten vor Ort wird verbessert.
- „Developing Future Technologies“: Standards sind Motor für Innovationen und Brücke zum Markt. Mit ihrer Hilfe werden Entwicklungszeiten verkürzt und Forschungsergebnisse schneller in innovative Produkte umgesetzt sowie insgesamt Forschungs- und Innovationsprozesse gefördert.
- „IEEE-Standards“: IEEE (Institute of Electrical and Electronics Engineers IEEE) als weltweit größte technische Berufsorganisation von Ingenieuren und Wissenschaftlern in der Elektrotechnik und Elektronik ist heuer erstmals Partner des „Living Standards Award“ und vergibt einen Preis für die innovative Anwendung eines IEEE-Standards.
- „GS1-Standards“: Bereits zum zweiten Mal vergibt GS1 Austria in Kooperation mit Austrian Standards einen Preis für ein Unternehmen, das Supply Chains schneller, sicherer und effizienter macht.
Die Preisträger des Living Standards Award 2020
„Die Beispiele unserer Preisträger zeigen den hohen Nutzen, den Standards für unser modernes Leben haben. Standards werden im Dialog zwischen Herstellern, Anwendern, Behörden und Forschern erarbeitet und laufend weiterentwickelt. Sie spiegeln wider, was Produkte oder Dienstleistungen sicher und fortschrittlich funktionieren lässt“, freut sich Stampfl-Blaha.
Kategorie „Enabling Solutions“ – Sauberes Grundwasser für den Klimaschutz : Gummiabrieb, Mineralöl, Schwermetalle und weitere Problemstoffe landen auf Österreichs Straßen und versickern bis ins Grundwasser. Ein Gemeinschaftsprojekt des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), der Universität für Bodenkultur (Department für Wasser, Atmosphäre und Umwelt) und der Mall GmbH untersuchte in einer Studie, welches Filtermaterial sich zum Schutz des Grundwassers eignet, und definierte Grenzwerte. Die Ergebnisse flossen in die ÖNORM B 2506-3 ein, die Anforderungen und Prüfmethoden zur Reinigungsleistung von Filtermaterialien in Wasserentsorgungsanlagen festlegt. Indem sichergestellt wird, dass ablaufendes Regenwasser beim Eindringen in den Untergrund gereinigt wird, leistet die ÖNORM B 2506-3 einen wertvollen Beitrag zur Erreichung von UN-Nachhaltigkeitszielen. Das Gemeinschaftsprojekt zeigt, wie durch Standardisierung Forschungsergebnisse rasch und zum Vorteil von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt in der Praxis genutzt werden können.
Kategorie „Reaching International Markets“ – Kampf dem Elektroschrott: Ein wichtiger Aspekt von Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft ist, die Lebensdauer von Produkten zu verlängern. Das Reparatur- und Servicezentrum R.U.S.Z im 14. Bezirk in Wien ist die größte unabhängige Reparaturwerkstätte für Elektro- und Elektronikgeräte in Österreich. Techniker des R.U.S.Z haben ihre jahrzehntelange Erfahrung und ihr technisches Know-how in die Entwicklung einer Richtlinie für langlebige und reparaturfreundlich konstruierte Geräte eingebracht, die ONR 192102: 2014 („Gütezeichen für langlebige, reparaturfreundliche Elektro- und Elektronikgeräte“). Diese wurde im Komitee JTC 10 von CEN/CENELEC als Grundlage für die Europäische Norm EN 45554 („Energieverbrauchsrelevante Produkte – Materialeffizienzaspekte für Ökodesign“) herangezogen. Derzeit ist das R.U.S.Z Teil eines Konsortiums, das im Rahmen des Horizon-2020-Projekts „PROMPT“ unabhängige Testmethoden entwickelt, um die Lebensdauer von Elektro- und Elektronikgeräten bereits vor dem Markteintritt einheitlich bewerten zu können. Das soll helfen, vorzeitige Überalterung von Geräten zu verhindern. Die Ergebnisse werden in die Ökodesign-Richtlinie einfließen, die ab 2025 sicherstellt, dass kurzlebige Elektrogeräte in der EU nicht mehr angeboten werden dürfen.
Kategorie: „Developing Future Technologies“ –Ladetechnologie für das smarte Leben: 2019 wurden in Österreich mehr als 9.000 Elektro-PKW neu zugelassen, Tendenz steigend. Das Grazer Unternehmen Easelink hat mit Matrix Charging eine innovative Ladestation für E-Autos entwickelt, die aus zwei Teilen besteht: Sobald ein Auto über einem sogenannten Ladepad geparkt wird, wird dieses mit dem im Unterboden des Fahrzeugs installierten Matrix-Ladeanschluss verbunden. Nachdem Ladepads bündig in die Fahrbahn integriert werden können, eignet sich die Technologie für den Einsatz auf öffentlichen Parkplätzen genauso wie für die eigene Garage zu Hause. Um die Funktionalität und Sicherheit zu gewährleisten, waren Standards wie der weltweit gültige Sicherheitsstandard ISO 26262 („Funktionale Sicherheit elektrischer/elektronischer Systeme in Straßenfahrzeugen“) eine wichtige Grundlage im Entwicklungsprozess. Damit diese innovative Ladetechnologie in Zukunft herstellerübergreifend und überall eingesetzt werden kann, braucht es standardisierte Schnittstellen. Easelink wird einen solchen Standard auf internationaler Ebene maßgeblich mitgestalten.
Kategorie „IEEE-Standards“ – Wohnung der Zukunft im Smart Living Lab: Die Fachhochschule Technikum Wien beschäftigt sich seit zehn Jahren mit Smart Homes und unterstützenden Technologien, die sowohl älteren Menschen als auch Menschen mit besonderen Bedürfnissen ein hohes Maß an Autonomie im Alltag ermöglichen. Seit Mai 2019 bietet das neue Smart Living Lab der FH Technikum Wien auf mehr als 250 Quadratmetern Nutzfläche eine vollständige Wohnung samt Smart-Home-Technologien für Beleuchtung, Heizung und Klimatisierung. So kann etwa mit einem Eye-Tracker oder einem Tablet das Licht ein- und ausgeschaltet oder die Tür geöffnet werden. Auch Serviceroboter und E-Health-Technologien wurden integriert. In F&E-Projekten können die Mitarbeiter der Abteilung Benutzertests in einem typischen Zuhause durchführen. Darüber hinaus können neue offene Standards und Technologien zur Bewertung in die häusliche Umgebung integriert werden.
Kategorie: „GS1-Standards“ – Wie Codes helfen, den Durchblick zu behalten: Die LOGICDATA Electronic & Software Entwicklungs GmbH mit Sitz in Deutschlandsberg in der Steiermark entwickelt intelligente Systemlösungen für elektronisch verstellbare Wohn- und Büromöbel. Als international tätiges Unternehmen mit einem Netzwerk von weltweit über 200 Lieferanten und sechs Produktionsstandorten setzt LOGICDATA im Logistikbereich auf GS1-Standards. Auf Außenverpackungen werden mit der GS1 DataMatrix alle wichtigen Informationen verschlüsselt angebracht. Darüber hinaus sind die Endprodukte des Unternehmens mit einer unverwechselbaren Identifikationsnummer (GTIN) sowie einem standardisierten Strichcode gekennzeichnet. Da alle Partner in der Wertschöpfungskette die gleiche Art der Identifikation und Datenstruktur verwenden, sind eine hundertprozentige Rückverfolgbarkeit der Produkte, Prozessverbesserungen und -Stabilität sowie eine reproduzierbare Qualität der Leistungen und logistischen Abläufe möglich.
100 Jahre Austrian Standards
Die Verleihung des „Living Standards Award“ bildete gleichzeitig die Auftaktveranstaltung zum 100-Jahr-Jubiläum von Austrian Standards. „Vertrauen, Sicherheit, Innovation und Diversität – das sind als zeitlose Werte unsere Erfolgsfaktoren“, sagte Walter Barfuß, Präsident von Austrian Standards. Vor allem Diversität, so Barfuß, sei ein zentraler Faktor, wenn es darum geht, neue und komplexe Probleme zu lösen: „Die vielfältigen wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sowie unterschiedliche Betrachtungsweisen finden bei Austrian Standards zusammen: Mehr als 4.200 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Behörden, Forschung und NGOs arbeiten im internationalen Netzwerk gemeinsam an innovativen Lösungen.“
Im Anschluss an die Preisverleihung konnten die Gäste des diesjährigen „Living Standards Award“ im Rahmen einer Vorpremiere einen Blick auf erste Exponate der Jubiläumsausstellung werfen. Diese wurde in Kooperation mit Ars Electronica konzipiert und soll Standards einer breiten Öffentlichkeit auf innovative und zukunftsweisende Art näherbringen und „erlebbar“ machen. Die komplette Ausstellung wird ab April 2020 bei Austrian Standards (www.austrian-standards.at) in der Heinestraße im zweiten Bezirk zu sehen sein.
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