Markt für InsurTech wächst rasant

Das Beratungsunternehmen everis hat zusammen mit NTT DATA zum dritten Mal den InsurTech Outlook veröffentlicht. Die Investitionen konzentrieren sich demnach auf Startups, die auf Cloud-Technologien und mobile Anwendungen zurückgreifen, gefolgt von Big Data, Artificial Intelligence, Internet of Things und Blockchain. [...]

Der stationäre Handel kann durch Kundenkarten schon heute auf einen riesigen Datenschatz zugreifen. (c) NTT DATA

Der Outlook 2019 hebt insbesondere die Bedeutung exponentieller Technologien für die Wertschöpfungskette im Versicherungssektor hervor. In diesem Zusammenhang spielen Startups eine grundlegende Rolle bei der Entwicklung von Lösungen für die Bedürfnisse der Branche. Verbesserte Kundenbindung, neue Einkommensquellen und mehr betriebliche Effizienz sind einige der Vorteile, die InsurTech-Startups zu attraktiven Partnern für Versicherer machen.

Im Zeitraum von 2016 bis 2018 stieg laut Report das Investitionsvolumen im InsurTech-Bereich auf insgesamt 11,2 Milliarden Dollar, mehr als doppelt so viel wie zwischen 2010 und 2015 (5,5 Milliarden Dollar). Während die Mehrheit der Versicherer in reifere InsurTech-Unternehmen investiert, gibt es auch eine breite Gruppe von Führungskräften, die Early-Stage-Investments bevorzugen.

Fokus liegt auf Cloud, Big Data und KI

Startups, deren Angebote auf Cloud-Technologien und mobilen Anwendungen basieren, stehen laut Report im Fokus der Investoren. Im Vergleich zu anderen Technologien erleichtern diese Lösungen die Wertschöpfung besonders und ziehen Investoren an, die sich für neue Geschäftsmodelle interessieren. Auf Cloud und App-Technologien folgen laut Ranking Big Data & Backend, Künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things und Blockchain.

Der Bericht zeigt aber auch, dass Startups, die mit KI arbeiten, das höchste Wachstum verzeichnen konnten: zwischen den Zeiträumen 2010-2015 und 2016-2018 wuchsen sie allein um 665 Prozent. Investitionen in KI werden vor allem für die zunehmende Datenverarbeitung wichtig, die wiederum notwendig ist, um personalisierte Angebote zu erstellen, Kunden zu gewinnen und binden sowie effizientere Prozesse in allen Geschäftsbereichen umzusetzen.

Auch mobilen Anwendungen kommt laut Ranking eine große Bedeutung zu und es wird erwartet, dass diese in den kommenden Jahren noch zunimmt. Gründe dafür sind u.a. die Personalisierungsmöglichkeiten sowie die Ausrichtung auf Aggregations- und Vergleichsplattformen. Im E-Commerce-Bereich spielt dagegen das Thema Cybersecurity eine wichtige Rolle. Grund dafür ist die gestiegene Risikowahrnehmung.

„Für alle Branchen, die sich durch die Digitalisierung gerade im Umbruch befinden, ist es ungemein wichtig, die Entwicklungen von Start-ups im Auge zu behalten“, unterstreicht Dieter Loewe, Geschäftsführer und Chief Client Officer von NTT DATA. „Besonders innovative Technologien stehen für uns immer im Fokus, wenn es um die Förderung von jungen Unternehmen geht. So haben wir gerade bei unserem jährlichen Open Innovation Contest wieder die innovativsten Startups aus Deutschland, der Schweiz und Österreich eingeladen, ihre Ideen und Technologien vorzustellen und bei unserem globalen Wettbewerb anzutreten.

Wettbewerb oder Kollaboration?

Versicherungsunternehmen arbeiten zunehmend mit InsurTechs zusammen, um sich technologischen Herausforderungen zu stellen und neue Möglichkeiten zu eröffnen. Der Blick in die Zukunft fällt aber nicht immer positiv aus: Neun von zehn Versicherern betrachten die InsurTech-Aktivitäten als Risiko für ihr laufendes Geschäft. Start-ups hingegen schätzen die Möglichkeit, enger mit den traditionellen Versicherern zusammenzuarbeiten. Sie erhalten dadurch Zugang zu etablierten Kundendatenbanken und können regulatorische Fragen, die für die Skalierung ihrer Geschäfte entscheidend sind, gemeinsam lösen.

„Der Umbruch in der Versicherungsbranche macht eine enge Zusammenarbeit zwischen etablierten und neuen Playern unabdingbar“, so Dieter Loewe. „Als Technologieberater und Experten in der Branche verstehen wir uns als Bindeglied zwischen Versicherern und Start-ups und fördern Innovationen sowie Co-Creation-Projekte. Dazu zählt nicht zuletzt unsere enge Kooperation mit dem Münchner InsurTech Hub, die dazu dienen soll, die digitale Transformation in der Versicherungsbranche weiter voranzutreiben.“

Etablierte Technologieunternehmen steigen in den Markt ein

Technologiefirmen wie Amazon, Alibaba, Apple, Baidu, Facebook und Google wollen ebenfalls an Innovationen im Versicherungssektor arbeiten. Dazu planen sie, mit disruptiven Start-ups zusammenzuarbeiten, um beispielsweise in den Kranken- oder Small- und Mid-Cap-Versicherungsmarkt einzusteigen. Im Fokus stehen dabei Versicherungsprodukte, die an neue, moderne Lebensgewohnheiten angepasst sind, zum Beispiel Smart Home oder autonomes Fahren. Diese Produkte sollen über bestehende Plattformen angeboten werden und so auch das Vertriebsmodell von Versicherungen verändern. Der Umfrage zufolge werden die großen Technologieunternehmen in den kommenden Jahren auch auf dem Versicherungsmarkt an Bedeutung gewinnen, insbesondere für den Vertrieb.

Bruno Abril, globaler Partner und Head of Insurance bei everis: „Große Versicherungsunternehmen bestätigen uns, dass die Fragmentierung der Wertschöpfungskette durch InsurTechs ein wichtiger Punkt auf ihrer strategischen Agenda ist. Um ihre Relevanz auf dem Markt zu erhalten, müssen die etablierten Player deshalb ein offenes Innovationsmodell fördern.“


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*