Mehr Geld für Digitalisierung

Die Digitalisierung hat sich als wichtiges Instrument für die Krisenbewältigung bewährt - so das Fazit einer Studie, die Arthur D. Little in Kooperation mit CISCO und dem Wirtschaftsministerium im September durchgeführt hat. Jetzt soll es für Digitalisierung auch mehr Geld geben. [...]

Bei der Präsentation der Studie: (v.l.) Karim Taga/Arthur D. Little, Margarete Schramböck und Hans Greiner/Cisco (c) Wahlmüller

Um auch in Zukunft die Krisenfestigkeit Österreichs weiter zu steigern, müssen daher die Hebel verstärkt bei der Digitalisierung angesetzt und genutzt werden. „Die Corona-Krise ist weltweit ein Test für die Krisenfähigkeit. Unsere wirtschaftliche Resilienz hängt dabei stark davon ab, ob wir in der Lage sind, unseren Wirtschaftsstandort Österreich so aufzustellen, dass wir stärker aus der Krise kommen“, sagte Wirtschafts- und Digitalisierungsministerin Margarete Schramböck gestern bei der Präsentation und versprach einiges an Investments: über eine Milliarde Euro soll für das Thema „Digitalisierung“ zur Verfügung stehen. Allein 235 Mio. Euro sollen in den Bereich „digitaler Unterricht und digitale Bildung“ fließen, der im Wirtschaftsministerium (BMDW) neu eingerichtete „DigiFonds“ soll laut Schramböck mit 160 Mio. Euro dotiert sein. Als nächste Projekte im Public Sektor kündigte Schramböck die E-ID (elektronischer Identitätsnachweis) und den digitalen Führerschein an.

Um die Erfahrungswerte der Corona-Krise dafür zu nutzen, Österreich krisenfester zu machen, hat das BMDW mit dem Digitalen Aktionsplan Austria „Digitalisierung nützen und krisenfest wachsen“ bereits eine Vorgabe geschaffen. Hier sind in sieben Aktionsfeldern konkrete, digitale Maßnahmen festgelegt.

In der Studie wurden die Auswirkungen der Covid-19-Krise auf Österreich sowohl in Bezug auf Wirtschaft als auch Digitalisierung näher beleuchtet, um die im Digitalen Aktionsplan identifizierten Maßnahmen zu konkretisieren. Der Maßnahmenkatalog des BMDW wurde um Einschätzungen von über 50 interviewten, österreichischen Top-Führungskräften und Stakeholdern (etwa von ÖBB, Verbund, OMV, Infineon, Strabag oder KTM) sowie durch internationale Best Practices ergänzt.

Home Office, Cyber Security, digitale Geschäftsmodelle

Die wichtigsten Fakten der Studie: 90 Prozent der befragten Unternehmen haben ihre Mitarbeter innerhalb weniger Tage ins Home Office gebracht. Videokonferenzen waren an der Tagesordnung, ihr Einsatz wurde massiv gesteigert. 75 Prozent sehen Cyber Security jetzt als Top-Priorität und wollen Initiativen vorantreiben, das betrifft Technologien und Schulungs-Maßnahmen. „Wir haben ganz stark auf Awareness Kampagnen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesetzt“, bekräftigt etwa Andreas Roth, CIO der OMV. 70 Prozent der befragten Unternehmen haben Digitalisierungsprojekte aufgrund der COVID-19-Krise vorgezogen oder mussten notgedrungen rasch reagieren, wie ewa Kulturinstitutionen. „Wir haben voll auf Distribution über Streaming gesetzt und so mehr als fünf Mio. zusätzliche Zuschauer erreicht“, berichtete Lukas Crepaz, Kaufm. Leiter der Salzburger Festspiele.

„Die Interviews in der Studie bestätigen: Die Digitalisierung ist ein wesentliches Element zur Krisenbewältigung. Man mag sich gar nicht vorstellen, welche Auswirkungen die Einschränkungen durch die Pandemie noch vor 20 Jahren gehabt hätten. Gleichzeitig sehen wir in Österreich in den letzten Monaten einen enormen Digitalisierungsschub. Der Haupttreiber hierfür war gerade in der Akutphase der Pandemie die Aufrechterhaltung der Geschäftstätigkeit. So beschleunigten Unternehmen die Digitalisierung von Geschäftsprozessen, viele stiegen in kürzester Zeit auch auf Home Office um. Dies hat vielerorts erstaunlich gut funktioniert und die kritische Infrastruktur in Österreich hat der außergewöhnlichen Belastung standgehalten. Es hat sich auch gezeigt, dass Organisationen, die auf vorhandene, etablierte Digitalisierungsinitiativen aufbauten, einen klaren Vorteil in der Krisenbewältigung hatten. Wichtig ist nun, Entscheidungen, die kurzfristig getroffen wurden, in langfristige Digitalisierungsstrategien umzuwandeln, und zwar weit über Home Office hinaus. Digitalisierung war noch nie so wichtig wie heute“, stellte Hans Greiner, General Manager von Cisco für Österreich, Kroatien und Slowenien, fest.

Drei Handlungsfelder wichtig

Die interviewten Führungskräfte identifizierten drei von sieben Handlungsfelder als zentral, um Wachstum und die weitere Steigerung der Krisenfestigkeit und die Stärkung des Wirtschaftsstandort Österreich voranzutreiben. Die Handlungsfelder sind: das regulatorische Umfeld agiler gestalten, Infrastruktur- und Technologieentwicklung und digitale Kompetenzen fördern. Karim Taga von Arthur D. Little resümiert: „Die Studie zeigt das Gesamtbild zum Status der digitalen Transformation der österreichischen Wirtschaft. Man sieht, dass viele Unternehmen rasch die sich bietende Gelegenheit erkannt, bestehende Barrieren überwunden, Prozesse agiler gestaltet und neue Geschäftsmodelle gestartet und sich als krisenfester Gewinner positioniert. Um Österreich jedoch gesamtheitlich als digitalen Vorreiter zu positionieren, gibt es noch die sprichwörtliche ‚Luft nach oben‘.“ Hier seien drei Erfolgsfaktoren entscheidend, sagte Taga: die Rahmenbedingungen, das Mindset der Akteure – also die positive Einstellung, die vorhandenen Technologien aktiv zu nutzen – sowie hohes technologisches Wissen und Kompetenz.“

Die Studie steht hier kostenlos zum Download zur Verfügung.


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