Neuer CIO-Posten – Wie man das IT-Team für sich gewinnt

Sie übernehmen die Leitung eines IT-Teams? Hier erfahren Sie, wie Sie einen langfristigen Erfolg sicherstellen können. [...]

(c) pixabay.com

Die ersten Wochen, die der CIO mit einem neuen IT-Team verbringt, sind kritisch und herausfordernd zugleich. Die jüngsten Ereignisse haben diese Aufgabe nicht einfacher gemacht: Internationale Spannungen, eine Pandemie, digitale Disruption und „The Great Resignation“ haben dazu geführt, dass es für einen neuen CIO schwieriger denn je ist, sich auf sein neues Team einzulassen und die Weichen für den zukünftigen Erfolg zu stellen. „Es erfordert ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen und Team-Engagement, was viele CIOs in der Vergangenheit als weniger wichtig empfunden haben“, sagt Kim Bozzella, Global Leader des Bereichs Technologieberatung bei Protiviti.

Sich in ein neues Team einzufügen und es erfolgreich zu leiten, kann auf eine langjährige professionelle und persönliche Erfolgsspur führen. Das ist die gute Nachricht. Um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, finden Sie im Folgenden Ansätze, die Ihnen den Start erleichtern.

Seien Sie offen und ehrlich

„Beginnen Sie damit, eine offene und ehrliche IT-Abteilungskultur zu fördern, in der sich alle zu Spitzenleistungen verpflichten“, fordert Zachary Rossmiller, CIO an der University of Montana. Er rät, Einblicke in den aktuellen Status der Abteilung zu teilen und um Unterstützung bei der Gestaltung der Zukunft zu bitten. „Ich schließe als CIO gegenüber dem Team das Versprechen ab, dass ich kontinuierlich an der Verbesserung des Umfelds arbeiten werde, in dem wir alle tätig sind.“

Achten Sie jedoch als Führungskraft darauf, nicht zu viel zu versprechen und zu wenig zu halten. „Wenn das Vertrauen zerstört ist, ist es schwer, es wieder aufzubauen“, warnt Rossmiller. „Außerdem sollten Sie nicht respektlos gegenüber einem Team sein, indem Sie Ihre Autorität ausnutzen, um Weichen zu stellen, ohne die Zeit und Energie aufzubringen, die für eine fundierte Entscheidung erforderlich sind.“

Konzentrieren Sie sich auf die Abteilungsleiter

Ein Team für sich zu gewinnen, beginnt von oben nach unten. „In den meisten Fällen wird der CIO ein IT-Führungsteam übernehmen, das bereits enge Beziehungen zur IT-Organisation unterhält und von dieser unterstützt wird“, sagt Bozzella.

„Die Zustimmung dieser Gruppe zur neuen Vision wird dazu beitragen, im gesamten IT-Team den richtigen Ton zu treffen und die Organisation für sich zu gewinnen.“ Umgekehrt besteht die Gefahr, dass der Austausch des alten IT-Führungsteams durch Manager, die vom neuen CIO eingestellt werden, die Vertrauensbildung behindert. Bei jedem Führungswechsel sollte man dieses Risiko sorgfältig abwägen, warnt Bozzella. „Eine frühzeitige Tour zu jedem Teammitglied, um Fragen zu stellen und zuzuhören – das ist ein guter erster Schritt auf dem Weg.“

„Ermächtigen Sie die einzelnen Führungskräfte und konzentrieren Sie sich darauf, sie in die Lage zu versetzen, ihre Aufgaben erfolgreich zu erfüllen“, rät Chris Mattmann, CTIO am Jet Propulsion Laboratory der NASA. „Machen Sie sich klar, dass Sie nicht derjenige sind, der etwas ausführt, sondern dass Sie durch Ihre Qualitäten anführen, während Ihr Team und Ihre Organisationen etwas ausführen.“

Bewerten und dann die Richtung vorgeben

Um eine solide IT-Strategie und eine Roadmap zu erstellen, müssen Sie die Gesamtstrategie des Unternehmens genau kennen. Nehmen Sie sich etwas Zeit, um sowohl die kurz- als auch die langfristigen Ziele zu analysieren und zu verinnerlichen. „Planen Sie ein oder zwei Monate ein, um eine vollständige Bewertung der aktuellen IT-Landschaft vorzunehmen – des Teams, des Technologie-Stacks, der Programme, der Infrastruktur und der wichtigsten Lieferanten“, empfiehlt Jamshid Rezaei, CIO beim TK-Hersteller Mitel. „Auf dieser Grundlage können Sie gemeinsam mit Ihren direkten Mitarbeitern und dem erweiterten Team die IT-Strategie und den entsprechenden Fahrplan festlegen.“

In der Zwischenzeit sollten Sie die bestehende IT-Strategie des Unternehmens nicht kritisieren oder sogar verunglimpfen. Rezaei vergleicht einen neuen CIO mit einem neuen Fußballtrainer. „Als Coach sollte man seine Spieler nicht so behandeln, als seien sie nicht gut genug“, sagt er. Vergessen Sie die Vergangenheit: „Fangen Sie bei Null an; verstehen Sie, was vorhanden ist, wo die Lücken sind, und schenken Sie Ihren Teams Vertrauen.“

Seien Sie neugierig

Stellen Sie Fragen – viele Fragen, rät Scott Caschette, CIO bei Schellman, einem unabhängigen Unternehmen für die Bewertung von Sicherheit und Datenschutz. „Selbst wenn Sie die Antwort kennen, formulieren Sie sie in Form einer Frage“, empfiehlt er. „Und klopfen Sie ruhig mal auf den Busch.“ Stellen Sie Fragen, die offensichtlich erscheinen, und fordern Sie die Teammitglieder auf freundliche Art und Weise heraus. „Je interaktiver und dynamischer, desto besser“, sagt Caschette.

Bringen Sie die Kreativität der Mitarbeiter in Schwung, indem Sie gelegentlich absurde oder überzogene Fragen stellen. Es gehe nicht unbedingt darum, Antworten zu erhalten, sondern darum, Gespräche in Gang zu bringen, Barrieren abzubauen und Vertrauen zu schaffen, merkt er an.

Seien Sie auftragsorientiert und spezifisch

Erfolgreiche CIOs konzentrieren sich in erster Linie auf ihre Aufgabe. „Sobald Sie sich um Ihren persönlichen Ruhm sorgen, haben Sie das Vertrauen Ihres Teams verloren“, sagt Naveen Zutshi, CIO beim Softwareplattform-Entwickler Databricks. „Es ist wichtig, dass Sie sich mit Ihrem neuen Team über Ihre IT-Vision im Klaren sind und darüber, was Sie vom Team erwarten, um diese Vision umzusetzen.“ Dabei kommt es darauf an, so konkret wie möglich zu sein.

„Befähigen Sie das IT-Team, indem Sie genau darlegen, wie diese neue Vision ihrem Wachstum zugutekommen wird, welche Erfahrungen sie wahrscheinlich sammeln werden und auf welche andere Weise es ihnen finanziell und beruflich helfen wird“, fügt er hinzu.

Ein aufgabenorientierter Ansatz gibt den Teams ein klares Ziel vor und fordert sie heraus, mehr zu schaffen als das, was sie für möglich hielten. Zutshi ist außerdem der Meinung, dass diese Technik die Loyalität und Bindung des Teams erhöht. „Indem Sie sich auf individuelle und Teamerfolge konzentrieren und diese belohnen, zeigen Sie außerdem, dass Sie sich als Führungskraft dafür einsetzen, jedes Mitglied Ihres Teams zu unterstützen und ihm zu helfen, beruflich erfolgreich zu sein“, merkt er an.

Engagieren Sie sich und sprechen Sie mit allen Teammitgliedern

Nehmen Sie sich Zeit, um die interne Dynamik des neuen Teams zu beobachten – die Art und Weise, wie die Mitarbeiter arbeiten und miteinander umgehen. „Ein großer Fehler ist es, nur auf die lauteste Person im Raum zu hören“, warnt Robin Bell, CIO beim Sicherheitstechnologieanbieter Egress. „Nehmen Sie sich die Zeit, mit allen Teammitgliedern zu sprechen und sich ein umfassendes Bild von der Situation zu machen, bevor Sie Entscheidungen treffen.“

Wenn man versucht, die Loyalität eines neuen Teams zu gewinnen, kann es verlockend sein, individuelle Freundschaften zu schließen. Es gibt jedoch einen großen Unterschied zwischen Freundlichkeit und Freundschaft. Starke Verbindungen sind zwar vorteilhaft, aber es ist wichtig, dass man es mit den individuellen Beziehungen nicht übertreibt.

„Besonders wenn es darum geht, schwierige Gespräche mit Teammitgliedern zu führen, kann dies die Dinge komplizierter machen, als sie sein sollten“, so Bell. „Streben Sie an, dass Mitarbeitende sich wohl fühlen, wenn Sie ihnen ihr Feedback mitteilen, aber wahren Sie gleichzeitig eine angemessene Distanz.“

Seien Sie geduldig

Widerstehen Sie dem Drang, sofort massive Änderungen an der Teamdynamik, den Regeln oder den Verfahren vorzunehmen, sagt Rich Temple, Vizepräsident und CIO des Deborah Heart and Lung Center. Der neue CIO muss sich darüber im Klaren sein, dass die Dinge zwar anders gemacht werden müssen, der aktuelle Status der Abteilung aber aus einem bestimmten Grund besteht.

Die derzeitigen Verfahren sollten erst dann verworfen werden, wenn der neue CIO vollständig verstanden hat, warum die Dinge so eingerichtet wurden, wie sie sind. „Es wird zwar erwartet, dass ein neuer CIO neue Ideen und Perspektiven in die Arbeit einbringt, aber für die Teammitglieder kann es beängstigend und verwirrend sein, wenn sie zusätzlich zu dem gerade erfolgten Führungswechsel auch noch größere Veränderungen in ihrem täglichen Leben erleben“, sagt Temple.

Die Teammitglieder sind in der Regel immer nervös, wenn ein neuer Chef kommt. Das gilt nicht nur im Hinblick auf die Qualität ihres Arbeitsalltags, sondern auch bezüglich ihrer langfristigen Arbeitsplatzsicherheit. „Der neue CIO muss sich das Vertrauen des Teams verdienen, dass er nicht einfach seinen Willen durchsetzen wird und nicht vorhat, das Team nach dem Prinzip der Brandrodung zu behandeln“, so Temple.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation cio.com

*John Edwards ist freier Autor.

**Moritz Iversen ist freier Journalist in München.


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