Das österreichische Patentamt hat heute den Jahresbericht für 2022 veröffentlicht. Demnach verzeichnetes das Patentamt 2.231 Erfindungsanmeldungen, wobei AVL List erneut die Spitzenplatz hält. Bei Zukunftstechnologien belegt Österreich den achten Platz in der EU. [...]
Weltweit haben Österreicher und Österreicherinnen 10.816 Patente angemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Rückgang um knapp 2 Prozent, wobei die letzten Jahre für fast alle europäischen Länder schwache Patentjahre waren. Einige Länder wie Frankreich, Schweden oder auch Dänemark haben aber bereits eine Trendwende geschafft und meldeten zuletzt wieder mehr Patente an. Deutschland ist, so wie Österreich, noch auf Krisenniveau.
„Österreich ist nach wie vor ein Land toller Erfinderinnen und Erfinder“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, in deren Zuständigkeit Patente und Innovationen fallen. „Zwar haben wir bei den Patentanmeldungen leicht nachgelassen, aber wir liegen in Europa auf Platz 3, wenn es um die Ausgaben für Forschung und Entwicklung geht“ fährt Gewesner fort. „Genauso erfreulich ist, dass Österreich bei Zukunftstechnologien weiter stark wächst. Hier landen wir EU-weit auf Platz 8.“ Besonders auf den Gebieten Künstliche Intelligenz, 3D-Druck und Drohnen wird hierzulande besonders viel patentiert.
Beim Österreichischen Patentamt wurden 2022 insgesamt 2.231 Erfindungen angemeldet. Das Bundesland Nummer eins ist weiterhin Oberösterreich – mit 470 Erfindungen. Platz zwei und drei belegen die Steiermark mit 436 und Wien mit 345 Erfindungen. Eine Erfinderin oder einen Erfinder trifft man am ehesten in Vorarlberg – es liegt auf Platz eins bei der Anzahl an Erfindungen pro Einwohner. Der größte Patentanmelder beim Österreichischen Patentamt ist AVL List mit 189 angemeldeten Erfindungen, gefolgt von Julius Blum mit 79 und Engel und Siemens mit je 26 Erfindungsanmeldungen.
Neue Ära: Einheitspatent ab Juni
Die Voraussetzung, mit der eigenen Erfindung groß durchzustarten, sind 2023 besonders gut. „Ab Juni wird das europäische Einheitspatent Realität. Es läutet eine neue Ära ein, auf die Europa seit fünfzig Jahren hinarbeitet: Die EU-Mitgliedstaaten rücken noch näher zusammen und schaffen einen gemeinsamen, einheitlichen Patentraum“, so Gewessler. „Das ist wie die Einführung der Einheitswährung Euro, nur für Patente“, ergänzt Patentamtspräsidentin Mariana Karepova.
Mit dem Einheitspatent können Unternehmerinnen und Unternehmer, mit nur einer Anmeldung, nur einer Gebühr, nur einer Übersetzung beim Europäischen Patentamt den Schutz in 17 Mitgliedsstaaten der EU erlangen. Und damit KMU bei diesem großen Wurf sichergehen können, dass es auch klappt, hat das Patentamt ein besonderes Angebot. „Wenn Sie Ihr Patent in Österreich anmelden, dann geben wir Ihnen kostenlos eine Recherche vom Europäischen Patentamt mit auf den Weg. Damit wissen Sie, was das Europäische Patentamt von Ihrer Erfindung hält, noch bevor Sie dort anmelden. So gewinnen Sie Zeit und Sicherheit. Das ist wie eine Wettervorhersage für Ihr europäisches Patent – nur stimmt‘s immer“, so Karepova. Dieses Angebot gilt für das klassische europäische Patent wie auch für das EU-Einheitspatent. Vor allem kleinere und jüngere Firmen sollen von dem Einheitspatent profitieren, weil sie mit einem Schlag die wichtigsten Märkte mit weniger Aufwand und geringeren Kosten abdecken können.
Diese gerade im Ministerrat beschlossenen Patentrechtsnovelle wurde auch genutzt, um das bestehende Verbot von Biopatenten zu schärfen und Schlupflöcher zu schließen, die in den letzten Jahren immer häufiger von den Konzernen der Agrar- oder Lebensmittelindustrie ausgenutzt wurden.
Große Unternehmen mit immer mehr Patenten
Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der heimischen Patente gehen auf das Konto von großen Unternehmen – Tendenz steigend. Unter den neuen Kunden beim Patentamt sind die Start-ups am besten im Rennen. Laut Start-up-Monitor haben rund ein Viertel der österreichischen Start-ups eigene Patente und knapp 55 Prozent machen Markenanmeldungen. Österreichische Spin-Offs aus Universitäten oder Forschungseinrichtungen fallen dabei besonders auf. Von ihnen haben sogar 50 Prozent ein Patent. Die Zahl der Patente von Neueinsteigern oder Unternehmen, die selten Patente anmelden, ging in der Krise zurück.
Zukunftstechnologien: Patente wachsen stark
Die Patentzahlen zeigen, dass Österreicherinnen und Österreicher bei Zukunftstechnologien besonders viel zu künstlicher Intelligenz, 3D-Druck und Robotik forschen und entwickeln. Bei deren industrieller Anwendung, der vierten industriellen Revolution, haben sich seit 2010 die Patentanmeldungen mehr als verdreifacht. Auf manchen Gebieten, zu denen auch die Technologien zur Energieeinsparung, Datenmanagement und Robotik zählen, haben sich die Patentanmeldungen aus Österreich seit 2010 sogar versechsfacht. So viele Patente auf Gebieten der Industrie 4.0 stimmen Gewessler zuversichtlich. Das zeige vor allem, so die Klimaschutzministerin, „unsere Förderstrategien tragen Früchte. Diese beeindruckende Performancesteigerung in einem sehr kurzen Zeitraum verdanken wir unseren industriellen Flaggschiffprogrammen Produktion der Zukunft, IKT der Zukunft, aber auch den Forschungsarbeiten in den einschlägigen COMET-Zentren wie dem Austrian Center for Digital Production, dem Linz Center of Mechatronics oder Pro2Future – Products and Production Systems of the Future.“
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