Rechenmodell von Refurbed und Fraunhofer generiert Ökobilanzdaten von Elektronikgeräten

Refurbed, ein bekannter Online-Marktplatz für refurbished Produkte, hat zusammen mit Fraunhofer Austria ein weltweit einzigartiges Rechenmodell entwickelt, das eine seriöse Ökobilanz-Berechnung für rund 10.000 Smartphones, Laptops und Tablets möglich macht. [...]

Peter Windischhofer (Refurbed; links im Bild) und Paul Rudorf (Fraunhofer Austria) präsentierten heute auf einer Pressekonferenz die Ökobilanzdaten für rund 10.000 Elektronikprodukte. (c) Refurbed
Peter Windischhofer (Refurbed; links im Bild) und Paul Rudorf (Fraunhofer Austria) präsentierten heute auf einer Pressekonferenz die Ökobilanzdaten für rund 10.000 Elektronikprodukte. (c) Refurbed

2023 beauftragte refurbed die Fraunhofer Austria Research GmbH mit der Berechnung wissenschaftlich fundierter Ökobilanzdaten für fünf ausgewählte elektronische Referenzprodukte und konnte so erstmals die ökologische Kostenwahrheit auf Produktebene beziffern. Dabei umfasste die Erhebung der Daten 2023 den gesamten Impact der Produkte in der ersten Nutzungsphase (Neukauf) und der zweiten Nutzungsphase (Refurbishment). Berechnet wurden die Daten für das Apple iPhone 11, das Samsung Galaxy S20 FE, das Apple iPad Pro 4 2020, das Apple MacBook Air 2017 13,3 sowie für das Lenovo Thinkpad T460 i5. Basierend auf den Erkenntnissen dieser letztjährigen Pilotstudie hat Refurbed, ein bekannter Online-Marktplatz für refurbished Produkte zusammen mit Fraunhofer Austria das eingangs erwähnte Rechenmodell entwickelt. Das für refurbed entwickelte und von einem unabhängigen Dritten gemäß ISO 14040/44 verifizierte Rechenmodell liefert ab sofort wissenschaftlich abgesicherte Ökobilanzdaten für aufbereitete Elektronikgeräte.

„Wir wollten zeigen, dass ökologische Transparenz jetzt möglich ist“ 

„Wir haben refurbed gegründet, um Konsumenten und Konsumentinnen die Möglichkeit und die Entscheidungsgrundlagen zu bieten, nachhaltiger zu konsumieren. Diesem Ziel sind wir heute ein großes Stück nähergekommen“, so Refurbed Co-Founder Peter Windischhofer zur Veröffentlichung des Rechenmodells. „Wir haben nun die Möglichkeit, jene Transparenz herzustellen, von der alle sagen, sie wäre zwar wünschenswert, aber nicht möglich.“

Mit dem Rechenmodell ist Refurbed ab sofort in der Lage, als erster Marktplatz der Welt, unabhängig verifizierte Kennzahlen zum ökologischen Fußabdruck von rund 10.000 elektronischen Produkten für seine Konsumenten und Konsumentinnen zur Verfügung zu stellen. Dazu Peter Windischhofer weiter: „Die geplanten Maßnahmen der Politik, wie zum Beispiel die Einführung des digitalen Produktpasses, der Transparenz bringen wird, sind zwar begrüßenswert, werden aber bis zu deren endgültiger Einführung noch Jahre dauern. Wir wollten zeigen, dass ökologische Transparenz jetzt möglich ist.“

Rechenmodell liefert ökologische Kennzahlen für jedes elektronische Produkt

Ähnlich wie bei der Pilotstudie im vergangenen Jahr wurden für das von Fraunhofer Austria im Auftrag von refurbed entwickelte Rechenmodell auf wissenschaftlich fundierter Basis drei ökologische Kennzahlen für elektronische Produkte generiert: 

  1. CO2-Ausstoß bei der Neuerzeugung vs. beim Refurbishment eines Produktes
  2. Wasserverbrauch bei Neukauf vs. Refurbishment-Prozess eines Produktes
  3. Einsparung von Elektroschrott durch Refurbishment statt Neukauf

Das Rechenmodell ermöglicht es, diese ökologischen Kennzahlen für eine Vielzahl an elektronischen Produkten transparent und verifiziert nach ISO 14040/44 zu berechnen. Das Rechenmodell kann dabei als eine Art „intelligenter Taschenrechner“ verstanden werden: Eine komplexe Ermittlungsmethodik berechnet sämtliche Treibhausgas-Emissionen, die während des gesamten Produktlebenszyklus entstehen (d.h. von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung) und vergleicht sie mit jenen Emissionen, die bei demselben Produkt im zweiten Produktlebenszyklus (also durch Refurbishment und die anschließende Wiedernutzung) entstehen. 

Die dem Rechenmodell zugrundeliegende Methodik, die es ermöglicht – basierend auf konkreten Referenzprodukten – eine seriöse Berechnung für rund 10.000 Modelle am Markt durchzuführen (unabhängig vom Hersteller oder davon, welcher Refurbisher die Generalüberholung durchgeführt hat), wurde von der Zertifizierungsgesellschaft GUTcert auditiert und erhielt am 13. März 2024 die Verifizierung gemäß ISO 14040/44 für Ökobilanzen. „Einmal erstellt, können wir nun mittels Rechenmodell mit verhältnismäßig geringem Aufwand eine Vielzahl von Bewertungen durchführen und so den Konsumenten und Konsumentinnen detailliert Auskunft über die ökologische Wirkung ihrer Produkte geben“, so der Projektverantwortliche Paul Rudorf von Fraunhofer Austria zu der bedeutenden Neuerung.

Das Rechenmodell von Fraunhofer Austria ist gemäß ISO 14040/44 zertifiziert. (c) Refurbed

Rekord-Einsparung: 102,6 kg CO2 beim iPhone 11 Pro Max (512 GB) und 872,9 kg CObeim Dell Latitude 5420 Rugged

Am Beispiel des iPhone 11 Pro Max (512 GB) zeigt sich das Einsparungspotenzial bei Smartphones – welches durch Refurbishment als Konsumform möglich wird – am eindrucksvollsten: Wer sich dieses Smartphone refurbished statt neu anschafft, spart mit dieser Entscheidung stolze 102,6 kg CO2 ein. Bei den Laptops bringt der refurbished Spitzenreiter, der Dell Latitude 5420 Rugged (14″ | 16 GB) ein Einsparungspotenzial von 872,9 kg CO2 im Vergleich zum Neukauf auf die Waage. Und bei den Tablets wird die Liste des Einsparungspotenzials vom Huawei MediaPad T5 10 (10.1″ | 2 GB | 32 GB) angeführt, durch dessen Refurbishment sich ebenfalls beachtliche 221,5 kg CO2 gegenüber dem Neukauf einsparen lassen. „An diesen Werten kann man deutlich erkennen, wie viel Einfluss individuelle Kaufentscheidungen auf unsere Umwelt haben. Allein bei diesen drei Geräten ist eine Einsparung von mehr als 1,2 Tonnen gegenüber Neukauf möglich“, so Windischhofer.

Nachhaltigkeitspotenzial von Refurbishment noch höher als angenommen 

Vergleicht man die Ökobilanzdaten der Produktmodelle aus der Pilotstudie 2023 mit den Ergebnissen des neuen Rechenmodells für dieselben Produkte, lässt sich feststellen, dass selbst die ursprünglich berechnete Einsparung bei CO2-Emissionen, Wasser und E-Waste durch Refurbishment teilweise noch höher ausfallen, als im letzten Jahr ausgewiesen. Bei Smartphones sind sogar alle drei Ökobilanzzahlen deutlich besser (iPhone 11: CO2-Einsparung 81 Prozent statt 78 Prozent, Wasser-Einsparung 88 Prozent statt 86 Prozent, E-Waste 79 Prozent statt 71 Prozent). Den Grund dafür fasst Paul Rudorf zusammen: „Wir sind bei der Berechnung der ökologischen Kennzahlen im vergangenen Jahr besonders konservativ vorgegangen und haben im Zweifelsfall immer die impactstärksten Werte dem Refurbishment zugerechnet. Mittlerweile können wir noch verlässlicheres Datenmaterial generieren und so ein noch detaillierteres Bild zum Einsparungspotenzial von Refurbishment zeichnen. So kommen wir jetzt z. B. für ein iPhone 11 (64 GB) statt einer CO2-Einsparung von 78 Prozent sogar zu einer ISO 14040/44 -verifizierten Kennzahl von 81 Prozent gegenüber dem Neukauf.“ 

Datenbasierte Transparenz als eine von vier Säulen der Nachhaltigkeit bei refurbed

Im selben Maße, wie refurbed seit der Gründung 2017 gewachsen ist und sich als der am schnellsten wachsende Online-Marktplatz für nachhaltige Produkte im deutschsprachigen Raum etabliert hat, hat sich auch die Nachhaltigkeitsstrategie des Scale-ups weiter ausdifferenziert und findet sich in vier Unternehmensbereichen wieder: 

  1. Ausbau der Kreislaufwirtschaft durch das refurbed Geschäftsmodell
  2. Engagement auf politischer Ebene (national und EU), um europäische Prozesse, wie das Recht auf Reparatur, voranzutreiben
  3. diversifiziertes Impact-Investment in Umweltprojekte für Kohlenstoffreduktion, Elektroschrott-Recycling und Landscape Restoration
  4. Schaffung und transparente Veröffentlichung von wissenschaftlichen Kennzahlen zum ökologischen Fußabdruck unseres Konsumverhaltens

Die ermittelten ökologischen Kennzahlen für all jene elektronischen Produkte, die bei Refurbed erhältlich sind, sind bereits jetzt auf https://nachhaltigkeit.refurbed.at öffentlich einzusehen.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*