Remote Work: Drei von vier Arbeitsnehmer sind gegen Bürozwang

Eine neue Studie von Okta zeigt, dass Arbeitnehmer selbst wählen möchten, wie sie zukünftig arbeiten; einige glauben jedoch nicht, dass ihr Arbeitgeber ihnen diese Flexibilität gestattet. [...]

Sven Kniest, Regional Vice President Central & Eastern Europe bei Okta (c) Okta
Sven Kniest, Regional Vice President Central & Eastern Europe bei Okta (c) Okta

Mehr als ein Jahr nach dem Beginn des ersten bundesweiten Lockdowns möchten viele Arbeitnehmer nicht mehr zu ihrer früheren Arbeitsweise zurückkehren. Das ergab eine neue Studie von Okta, Anbieter von Cloud-Lösungen für das Identity und Access Management, und Censuswide. Die Studie, an der mehr als 10.000 Büroangestellte teilnahmen, darunter über 2.000 aus Deutschland, zeigt, dass Mitarbeitende sich nach einem Jahr pandemiebedingter Remote Work die Freiheit wünschen, selbst zu entscheiden wo, wann und wie sie arbeiten.

Drei Viertel (75 Prozent) der Befragten in Deutschland wären mit Gesetzesänderungen einverstanden, die es Unternehmen verbietet, sie zu zwingen, vor Ort im Büro zu arbeiten. 43 Prozent wünscht sich Ausnahmeregelungen, z.B. für Personal bei Rettungsdiensten und ein Drittel (33 Prozent) ist der Meinung, dass ein Vorschreiben des Arbeitsortes in allen Fällen gegen das Gesetz verstoßen sollte. Regierungen diskutieren bereits über die Anpassung bestehender Arbeitsrechte zur Erleichterung flexiblerer Arbeitsmodelle. Gleichzeitig plant die Europäische Union Gesetze, wie das “Recht auf Nichterreichbarkeit” außerhalb der festgelegten Arbeitszeiten, um Arbeitnehmerrechte zu stärken.

“Viele Menschen in Deutschland haben mehr als ein Jahr lang von zu Hause aus gearbeitet”, so Sven Kniest, Regional Vice President Central & Eastern Europe bei Okta. “Es zeigt sich deutlich, dass Mitarbeitende sich zukünftig die Freiheit wünschen, selbst zu entscheiden, ob sie ins Büro zurückkehren, Remote arbeiten oder eine Kombination aus beidem bevorzugen. Ob durch eine Änderung der Gesetzeslage oder auch ohne – Unternehmen sollten die Möglichkeit nutzen, Althergebrachtes und Prozesse neu zu bewerten und bessere Arbeitsmethoden zu ermöglichen. Wie dies zu höherer Produktivität, Innovationskraft und Mitarbeiterzufriedenheit führt, machen bereits viele Unternehmen vor und sind so besser für die Zukunft aufgestellt und als Arbeitgeber attraktiver.”

Dynamische Arbeitsmodelle: Nur wenige Angestellte möchten Vollzeit ins Büro zurück

22 Prozent der Büroangestellten in Deutschland möchten fünf Tage pro Woche im Büro arbeiten. In einer vergleichbaren Umfrage, die Okta im Mai 2020 durchführte, gaben noch 30 Prozent der Arbeitnehmer an, dass sie wieder Vollzeit ins Büro zurückkehren möchten. Obwohl in Deutschland im europäischen Ländervergleich der Wunsch, Vollzeit im Büro zu arbeiten noch immer am stärksten ausgeprägt ist, geht der Trend hin zu dynamischeren Arbeitsmodellen. 42 Prozent wünschen sich einen hybriden Ansatz, bei dem sie sowohl Tage im Büro als auch Zuhause verbringen, 18 Prozent wollen dauerhaft von zu Hause arbeiten.

Arbeitnehmer haben individuelle Präferenzen. Diese stimmen jedoch nicht immer mit dem Arbeitsmodell überein, von dem sie erwarten, dass ihr Arbeitgeber es zukünftig umsetzen wird. Für die Zeit nach den Einschränkungen glaubt die Hälfte (51 Prozent) der Befragten in Deutschland, dass ihnen mehr Flexibilität geboten wird, z.B. dass sie nicht mehr an allen Tagen ins Büro müssen. Weitere 29 Prozent vermuten, dass sie Vollzeit an den Büroarbeitsplatz zurückkehren müssen. Bei 16 Prozent haben die Arbeitgeber das Thema Flexibilität am Arbeitsplatz für die Zeit nach den Einschränkungen noch nicht angesprochen.

Büros für die neue Arbeitswelt rüsten

Neben der Umsetzung flexibler Arbeitsmodelle stehen Unternehmen vor der zusätzlichen Herausforderung sicherzustellen, dass die physischen Arbeitsplätze für all jene, die wieder ins Büro zurückkehren möchten, sicher sind. 32 Prozent der Deutschen geben an, sich sicherer zu fühlen, wenn eine geringere Anzahl von Personen gleichzeitig im Büro zugelassen ist.

Weitere Maßnahmen, die zum Sicherheitsgefühl der Mitarbeitenden beitragen laut Studie sind:

  • Maskenpflicht (28Prozent)
  • Social Distancing (26 Prozent)
  • Flexiblere Arbeitszeiten, um die Rushhour beim Pendeln zu vermeiden (19 Prozent)
  • Technologie zur Verbesserung der Sicherheit, wie z. B. Telefone, die helfen, den nötigen Abstand zu halten (16 Prozent)

14 Prozent der Büroangestellten befürworten außerdem verpflichtende Impfpässe, weitere 14 Prozent unterstützen freiwillige Impfausweise. Es wurde bereits bestätigt, dass Impfzertifikate eine Rolle beim internationalen Reisen spielen werden. Außerdem wird diskutiert, ob sie auch bei der sicheren Rückkehr an den Arbeitsplatz unterstützen können.

“Unternehmen sollten auf die Wünsche ihrer Teams reagieren und die notwendigen Maßnahmen treffen, um sie zu unterstützen – ganz egal, wo sie arbeiten”, kommentiert Kniest. “Wenn Mitarbeitende ins Büro zurückkehren wollen, müssen entsprechende Sicherheitsvorkehrungen am Arbeitsplatz getroffen werden. Möchten sie lieber im Homeoffice arbeiten, braucht es eine geeignete technische Ausstattung, die es erlaubt, jederzeit sicher und produktiv zu arbeiten und auf nötige Ressourcen zuzugreifen. In der neuen Arbeitswelt geben die Mitarbeitenden den Ton an. Der Standort hat nicht mehr oberste Priorität und neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden sich für den Arbeitgeber entscheiden, der ihre individuellen Anforderungen und Bedürfnisse am besten erfüllt und berücksichtigt.”

Unternehmen setzen noch immer auf provisorische Sicherheitslösungen

Neben der Vorbereitung der physischen Büroräume, haben Unternehmen auch in puncto Sicherheit noch Aufholbedarf. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Büroangestellten in Deutschland geben an, noch immer Passwörter als einzige Sicherheitsmaßnahme zu nutzen, um sich vor Cyber-Bedrohungen zu schützen. Mehr als in den Niederlanden (23 Prozent), Schweden (29 Prozent) und Frankreich (32 Prozent). Nur im Vereinigten Königreich und in Italien kommen noch häufiger Passwörter zum Einsatz. Knapp ein Drittel (30 Prozent) gibt außerdem an, VPNs zu verwenden, 23 Prozent nutzen Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA) und 16 Prozent wissen nicht, ob ihr Arbeitgeber Sicherheitsmaßnahmen einsetzt.

Kniest: “Es ist positiv, dass bereits einige Mitarbeitende und Unternehmen Technologien wie Multi-Faktor-Authentifizierung zum Schutz von Cyber-Bedrohungen nutzen. Die Tatsache, dass es bisher jedoch noch weniger als ein Viertel sind und viele noch immer allein auf Passwörter oder veraltete Technologien wie VPNs setzen, zeigt aber auch, dass es bei den Sicherheitsmaßnahmen noch viel Verbesserungspotential gibt”, so Sven Kniest. “Zu Beginn der Pandemie mussten Unternehmen schnell auf Remote Work umstellen und haben kurzfristig Maßnahmen ergriffen, um sich zu schützen. Heute, ein Jahr später, sind viele dieser provisorischen Lösungen noch immer in Betrieb. Ein erfolgreiches und sicheres hybrides Arbeitsmodell erfordert die Konsolidierung aller Aspekte der IT. Um dies zu erreichen, brauchen Unternehmen Flexibilität bei der eingesetzten Technologie und einen strategischen Ansatz, wie sie den sicheren Zugriff ihrer Mitarbeiter auf Unternehmensdaten und -informationen verwalten, egal wo sie sich befinden. Denn eines ist sicher: Die Arbeitswelt wird nie wieder so sein, wie wir sie vorher kannten.”

Was speziell die Situation in Österreich betrifft, sagt Sven Kniest gegenüber der COMPUTERWELT folgendes: „Unsere Studie zeigt eines ganz deutlich: Mitarbeitende erwarten in Zukunft Flexibilität und möchten selbst entscheiden, wo und wann sie arbeiten. Österreich hat im April gesetzliche Neuregelungen für das Arbeiten von Zuhause auf den Weg gebracht. Danach basiert Homeoffice weiterhin auf Freiwilligkeit: Weder soll der Arbeitgeber Homeoffice anordnen können, noch besteht ein Rechtsanspruch auf Homeoffice. Dennoch ist das neue Gesetz ein klares Zeichen dafür, dass Remote Work und hybride Modelle in der Arbeitswelt anerkannt und immer wichtiger werden. Unsere Studie hat außerdem ergeben: Insbesondere jüngere Generationen wünschen sich Flexibilität. Um auch zukünftig die besten Talente zu gewinnen, lohnt es sich also für Unternehmen, Homeoffice-Optionen anzubieten und in die gesetzlich vorgeschriebenen „digitalen Arbeitsmittel“ für das regelmäßige Arbeiten im Homeoffice zu investieren – sprich Hardware, aber auch die benötigte Datenverbindung. Sichere und einfache Zugänge zu Unternehmensinhalten und Arbeitsanwendungen schützen den Remote-Arbeitsplatz und wirken sich positiv auf Mitarbeiterproduktivität und -motivation aus.“


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