Ein von SRI International entwickelter Roboter soll aggressive Eskalationen bei Polizeikontrollen auf der Straße verhindern. [...]
„Der Vorteil eines Roboters gegenüber einem Menschen ist, dass physische Gefahr keinen Unterschied mehr macht. Der Roboter ist rein defensiv, er kann den Fahrer nicht verletzen. Wenn dieser den Roboter beschädigt, braucht man nur Geld, um ihn zu ersetzen“, meint Entwickler Reuben Brewer.
Aussteigen unnötig
Die Maschine, die mit einem Polizeihelm versehen wurde, ist an der vorderen Seite des Polizeifahrzeugs befestigt. Bei Kontrollen hält der Beamte hinter dem angehaltenen Auto, und der Roboter wird anhand einer Vorrichtung aus Aluminium, die sich auf einem kleinen Rad vorwärts bewegt, ausgefahren. So erreicht der blecherne Beamte das Fenster des zu kontrollierenden Fahrers. Gleichzeitig fährt der Automat auch einen kleinen Arm aus, der mit Spikes versehen ist, und positioniert ihn vor dem hinteren Rad des Autos. Dadurch soll eine mögliche Fahrerflucht verhindert werden.
Für Thomas Feltes, Professor für Kriminologie an der Ruhr-Universität Bochum, ist diese Idee nicht ratsam: „Das ‚Nagelbrett‘ halte ich für unverhältnismäßig. Es dürfte in Deutschland bei regulären Kontrollen nicht eingesetzt werden, da die Gefahr, dass ein Fahrer aus Panik Gas gibt und dann sich und andere gefährdet, viel zu groß ist“, meint der Kriminologe.
An dem Roboter befinden sich ein Bildschirm, eine Videokamera und ein Mikrofon. Auch der Polizeibeamte in Fleisch und Blut hat in seinem Auto einen Bildschirm, wodurch er und der Fahrer einander sehen und miteinander sprechen können. Über einen Scanner kann der Fahrer seinen Führerschein einscannen. Zusätzlich hat der Automat ein elektronisches Unterschriftenfeld sowie einen Drucker für Strafzettel. Ist die Kontrolle vorbei, wird die gesamte Einrichtung wieder zurückgefahren und weder der Polizeibeamte noch der Autofahrer mussten dafür aussteigen.
Gewalt vermeiden
Brewer hat den Roboter vier verschiedenen Polizeiabteilungen gezeigt. Ihm zufolge hatten einige Beamte Bedenken, dass die Vorrichtung zu leicht beschädigt werden könnte. Der Forscher meint aber, der Automat sei wasserdicht und habe acht Monate lang regelmäßige Fahrtests ohne Schäden überstanden. Er plant, den Roboter künftig auch mit einem Sensor auszustatten, der Alkoholisierung bei Fahrern „riechen“ kann.
Mit seiner Erfindung reagiert Brewer auf die große Zahl von Gewalteskalationen in den USA im Zusammenhang mit Polizeikontrollen. Allein 2019 wurden bereits 323 Menschen von Polizeibeamten erschossen. Brewer zufolge sind Anspannung und Angst entscheidende Faktoren bei solchen Eskalationen. Beamte, die nervös sind, sowie ängstliche Fahrer, die sich verdächtig verhalten, könnten eine normale Polizeikontrolle ausarten lassen. Der Roboter vermeide solche Eskalationen zwar, kann jedoch nichts gegen eventuelle Vorurteile von Beamten tun.
Feltes sieht speziell in Deutschland keinen Bedarf an solchen Maßnahmen. Ihm sind keine Todesfälle nach Fahrzeugkontrollen bekannt, auch Fälle von körperlichen Auseinandersetzungen dürften hierzulande eher selten sein. Außerdem müssten Polizeibeamte mit Menschen direkt interagieren, um ein gegenseitiges Vertrauen zu gewährleisten. „Wir wollen bei uns eine bürgernahe Polizei, keine Robocops“, sagt Feltes abschließend.
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