Egal ob beim Sex, bei illegalen Machenschaften oder während eines Arzttermins – Siri und Alexa hören öfter mit als erwünscht. Die Aufzeichnungen werden von Mitarbeitern manuell analysiert. [...]
Apples Sprachassistentin Siri zeichnet zuweilen auch höchst intime Situationen auf. Wie aus einem Bericht des Guardian hervorgeht, werden des Öfteren sehr persönliche Mitschnitte von dem iOS-Tool aufgezeichnet. Was allerdings viele Nutzer nicht wissen, ist, dass einige dieser Aufnahmen bei Apple-Angestellten zur Kontrolle auf dem Schreibtisch landen. Besonders bedenklich sei bei dieser Praxis neben den äusserst privaten Inhalten auch die hohe Anzahl versehentlicher Aktivierungen.
Zu hören bekommen die Apple-Angestellten unter anderem Details zu illegalen Drogengeschäften oder Besprechungen mit einem Arzt, so die Quelle weiter. Apple informiere die Nutzer nicht ausdrücklich darüber, dass ein kleiner Teil der Siri-Aufzeichnungen abgehört werden. Anhand der Aufzeichnungen soll die Qualität der Antworten überprüft werden. Ausserdem wird überprüft, ob der Nutzer die Sprachsuche absichtlich aktiviert hat oder nur versehentlich Siri startete.
Apple sagte gegenüber dem Guardian: „Ein kleiner Teil der Siri-Anfragen wird analysiert, um Siri und die Diktierfunktion zu verbessern. Benutzeranfragen sind nicht mit der Apple-ID des Benutzers verknüpft. Siri-Antworten werden in sicheren Einrichtungen analysiert und alle Prüfer sind verpflichtet, die strengen Vertraulichkeitsanforderungen von Apple einzuhalten.“
Auch Alexa hört mit
Kaum besser ist es bei Amazon. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg im Gespräch mit ehemaligen Amazon-Angestellten herausgefunden hat, werden auch dort Sprachbefehle der User aufgezeichnet und analysiert. Grundlage dafür: In den Datenschutz-Einstellungen ist ab Werk ab die Funktion „Bei der Entwicklung neuer Funktionen mithelfen“ als Standard aktiviert.
Dahinter verbirgt sich allerdings eine menschliche Abhör-Maschinerie: Tausende Hilfskräfte aus verschiedensten Ländern erhalten die Sprachaufnahmen der User, transkribieren sie und speisen sie anschließend wieder dem Maschinenlernsystem hinter Alexa ein.
Nicht nur höchst private Gespräche und Gesang unter der Dusche waren da zu hören. In manchen Fällen sollen auch sexueller Missbrauch und Gewalt aufgezeichnet worden sein. Amazon verfolgt aus Datenschutz-Gründen eine strikte Nicht-Einmischungspolitik, daher werden auch diese Aufzeichnungen gelöscht und nicht zur Anzeige gebracht – und Mitarbeiter dürfen bei Kündigungs-Androhung nicht darüber reden.
Die Lautsprecher werden auf Zuruf aktiviert, etwa durch die Worte „Alexa“, „Computer“ oder „Amazon“. Oft passiert das aber unbeabsichtigt – und schon landet die Unterhaltung auf Band. Man kann die eigenen Aufnahmen seiner Geräte sogar nachhören: auf der Amazon-Webseite findet sich in den Nutzerkonto-Einstellungen unter „Meine Inhalte und Geräte“ der Unterpunkt „Alexa-Datenschutz“. Dort klicken Sie auf „Sprachaufnahmenverlauf überprüfen“. Voila.
Zum Personal der Mitlauscher bei Amazon zählen sowohl Ingenieure von Amazon, als auch angelernte Hilfskräfte. Aber nicht nur für User ist dieser Job unangenehm, sondern auch für die Mithörer: In einer Schicht von neun Stunden müssen diese laut Bloomberg rund 1.000 Mitschnitte transkribieren.
*Alexandra Lindner ist Autorin bei PCTipp.
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