So bringt man Deepfake-Anrufer aus dem Konzept

Deepfake-Betrug ist auf dem Vormarsch. Die technischen Möglichkeiten werden immer besser und die Maschen umso perfider. Thomas Wrobel von Clever Dialer, einer App für Spamschutz und Anruferkennung, erklärt, woran man eine KI-Stimme erkennt und gibt praktische Tipps, um Deepfake-Anrufer zu entlarven. [...]

(c) stock.adobe.com/chiew

Inmitten schnell getippter WhatsApp-Nachrichten und flüchtig verschickter Emojis, sind Telefonate mit unseren Liebsten ein seltenes Gut geworden. Umso mehr freuen wir uns über einen unerwarteten Anruf, der uns den Alltag versüßt. Die Stimme klingt vertraut, fast perfekt – aber irgendetwas stimmt nicht. Genau hier liegt das Problem. Denn immer häufiger nutzen Schwindler künstliche Intelligenz, um Personen zu imitieren und Menschen am Telefon zu täuschen.

KI-Stimmen: So realistisch wie nie zuvor

Dank moderner KI-Technologie lassen sich Stimmen in Sekundenschnelle klonen. Alles, was Trickbetrüger brauchen, sind kurze Sprachaufnahmen – zum Beispiel aus Sprachnachrichten oder Social-Media-Videos. Die resultierende Fälschung ist oft verblüffend echt. Doch es gibt Hinweise, die auf einen KI-Fake hindeuten.

Woran erkennt man einen Deepfake-Anruf?

  1. Unnatürliche Pausen: Da KI-Modelle Sprache oft segmentiert generieren, können Gespräche stockend oder abgehackt wirken.
  2. Falsche Sprachmelodie: Künstlich generierte Stimmen klingen manchmal monoton oder betonen Sätze seltsam.
  3. Fehlende Hintergrundgeräusche: Ein echter Anruf aus dem Auto oder der Stadt hat Umgebungsgeräusche – eine digitale Imitation ist oft zu sauber.
  4. Unpassende Antworten: KI-basierte Betrugsversuche funktionieren meist nach Skripten. Unerwartete Fragen können sie aus dem Konzept bringen.
  5. Was passiert bei Unterbrechung? Menschen reagieren spontan, Deepfakes oft mit Verzögerung oder gar nicht, wenn der Angerufene nachhakt.

Betrugsmasche: Wie Deepfake-Anrufe ablaufen

Typischerweise geben sich Anrufer als Verwandte oder Bekannte aus und bitten um Geld oder vertrauliche Informationen. Besonders perfide: Manchmal simulieren sie sogar Notlagen, um Druck aufzubauen. Die Betroffenen sind oft so überrumpelt, dass sie kaum Zeit zum Nachdenken haben.

Wie schützt man sich vor Deepfake-Betrug?

  1. Rückfragen stellen: Unerwartete Fragen wie „Welche Farbe hat unser Auto?“ bringen KI-Stimmen oft ins Stocken.
  2. Das Gespräch unterbrechen und zurückrufen: Am besten die bekannte Nummer der betroffenen Person wählen. Geht diese nicht sofort ran, hilft für eine schnelle Überprüfung unbekannter Rufnummern auch eine Rückwärtssuche, um sich zusätzlich abzusichern.
  3. Keine sensiblen Daten am Telefon preisgeben: Kontodaten oder Codes sollten niemals telefonisch weitergegeben werden.
  4. Spamschutz-Apps nutzen: Sie helfen, bekannte Betrugsnummern zu erkennen und zu blockieren.

Vorsicht ist der beste Schutz

Deepfake-Betrug ist auf dem Vormarsch – doch wer die Warnsignale kennt, kann sich besser schützen. Wer unsicher ist, sollte das Gespräch abbrechen, einen Rückruf über eine offizielle Nummer tätigen und verdächtige Anrufe der Verbraucherzentrale oder Bundesnetzagentur melden. Noch besser: Auf dem Laufenden bleiben, sich mit anderen Nutzern austauschen und unerwünschten Gesprächen mit integrierter Anruferkennung zuvorkommen. Denn je mehr Menschen über die neuesten Telefon-Scams Bescheid wissen, desto schwieriger haben es Trickbetrüger.

* Thomas Wrobel ist Experte für Spamschutz und Mitentwickler von Clever Dialer, einer App für Anruferkennung sowie Spam-Abwehr.


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