Social Engineering als Haupteinfallstor für Cyberangriffe

Die neue Social-Engineering-Edition des 2025 Global Incident Response Report von Unit 42 zeigt: Social Engineering ist 2025 das häufigste Einfallstor für Cyberangriffe. In mehr als einem Drittel der über 700 analysierten Fälle weltweit nutzten Angreifer Social Engineering als Einstieg, also den gezielten Versuch, Menschen durch Täuschung zu bestimmten Handlungen zu verleiten und so Sicherheitskontrollen zu umgehen. [...]

Nur 13 Prozent der befragten Unternehmen verfügen über einen Chief Information Security Officer (CISO), der sich hauptverantwortlich um die betriebliche Informationssicherheit kümmert. (c) stock.adobe.com/leowolfert

Der Social-Engineering-Edition des 2025 Global Incident Response Report von Unit 42 macht deutlich, dass Social Engineering einen technischen Sicherheitsansatz erfordert, der Identitätsmissbrauch systematisch erkennt, Prozesse absichert und Benutzerinteraktionen konsequent überprüft.

Zentrale Ergebnisse des Berichts

  • 36 Prozent aller untersuchten Vorfälle begannen mit Social Engineering. Phishing bleibt mit 65 Prozent die weitverbreitetste Taktik, um sich Zugriff zu verschaffen. 35 Prozent nutzen Malvertising, SEO-Poisoning, Smishing oder MFA-Bombing.
  • High-Touch-Angriffe nehmen zu. Gruppen wie Muddled Libra umgehen Multi-Faktor-Authentifizierung und erlangen innerhalb weniger Minuten Administratorrechte – ohne den Einsatz von Malware.
  • Schwache Erkennungsmechanismen und Alarmmüdigkeit innerhalb der Sicherheitsteams begünstigen diese Angriffe. Warnsignale werden oft übersehen oder falsch eingestuft, insbesondere in Prozessen zur Wiederherstellung von Identitäten oder bei lateralen Bewegungen im Netzwerk.
  • Über die Hälfte der Vorfälle führte zu Datenabfluss, andere zu Unterbrechungen kritischer Dienste oder zu einer spürbaren Beeinträchtigung der Unternehmensperformance.
  • Künstliche Intelligenz (KI) beschleunigt und personalisiert Social-Engineering-Kampagnen. Bedrohungsakteure nutzen generative KI, um täuschend echte Köder zu erstellen, Stimmen von Führungskräften zu imitieren und in Echtzeit Gespräche während Täuschungskampagnen zu führen.

Eine neue, hocheffektive Angriffswelle steht bevor

Auch Martin J. Krämer, Security Awareness Advocate bei KnowBe4, warnt in einem aktuellen Kommentar vor einer neuen, hocheffektiven Angriffswelle im Zusammenhang mit Social Engineering: „Nimmt man die Angriffsmethoden, die derzeit unter Cyberkriminellen am populärsten sind, einmal genauer unter die Lupe, zeigt sich rasch, dass Social Engineering und Phishing hier nach wie vor die Pole Position einnehmen – weltweit. Statt auf technologische Sicherheitslücken und Hintertüren setzt die Mehrheit der Angreifer nach wie vor auf die Schwächen und das Unwissen ihrer menschlichen Opfer. 70 bis 90 Prozent aller böswilligen Sicherheitsverletzungen lassen sich auf Social-Engineering- und Phishing-Angriffe zurückzuführen – mit wachsender Tendenz. Denn: auch in der Welt der Cyberkriminellen beginnt künstliche Intelligenz (KI) sich zunehmend bemerkbar zu machen.“

In den kommenden 12 Monaten, davon ist auszugehen, werden Unternehmen die Auswirkungen der zunehmenden Nutzung von KI durch Social Engineering-Angreifer immer stärker zu spüren bekommen. Eine neue Generation von Social Engineering-Angriffskampagnen – weitaus effektiver als ihre klassischen, manuell erstellten Vorgänger der vergangenen Jahre – wird dann die Posteingänge der Unternehmen fluten.

Geplant, erstellt und umgesetzt mit Unterstützung von KI-Agenten. Vorbei die Zeiten in denen Social Engineering-Angreifer eher schwerfällig agierten, generische Inhalte eher schlechter Qualität ablieferten, geringe Trefferquoten durch den Massenversand von Emails und anderer Nachrichten auszugleichen suchten. Automatisiert können Kampagnen nun personalisiert und optimiert werden – 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, bei minimalen Kosten für den Angreifer.

In den kommenden Monaten wird sich jeder Cyberkriminelle mit dem Einsatz von KI-gestützten Tools und Deepfakes vertraut zu machen suchen. Gleichzeitig wird eine wachsende Zahl Cyberkrimineller, die im Darknet Hacking- und Phishing-Toolkits zum Kauf anbieten, beginnen, ihre Service-Tools um bösartige KI-Agenten zu erweitern.

Schon bald wird das Groß der betrügerischen E-Mails, SMS- und Sprachnachrichten dann von Social Engineering-KI-Agenten entworfen, erstellt und versandt werden. Die Skripte, die die KI-Tools hierzu verwenden, werden dabei personalisierter und glaubwürdiger – und damit auch erfolgreicher – sein als jemals zuvor.

Aktuelle Daten der KI-gesteuerten Phishing-Test-Agenten AIDA von KnowBe4 zeigen eine Erfolgsquote, die 200 bis 300 Prozentpunkte über denjenigen manuell erstellter Kampagnen liegt. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatte die KI hier nur 7 Prozentpunkte besser abgeschnitten. Mit weiteren Verbesserungen KI-gestützter Social Engineering-Angriffe ist bei den rasanten Fortschritten der KI-Modellentwicklung fest zu rechnen.

Cybersicherheitsverantwortliche tun deshalb gut daran, von einer Verschärfung der Lage auszugehen – und frühzeitig gegenzusteuern.

Effektiv helfen kann ihnen ein modernes Human Risk Management. Dessen Phishing-Trainings, -Schulungen und -Tests lassen sich, KI sei Dank, mittlerweile personalisieren und automatisiert – kontinuierlich – zum Einsatz bringen. Moderne Anti-Phishing-E-Mail-Technologien kombinieren KI mit Crowdsourcing, um neueste Zero Day-Bedrohungen aufzuspüren und zu neutralisieren. Mit solchen und ähnlichen Systemen wird es ihnen möglich sein, die Human Risks der Belegschaft ihres Unternehmens zurückzufahren und ihre Mitarbeiter zu ihrer besten Verteidigung im Kampf gegen Cyberbedrohungen – auch KI-gestützte – zu machen.


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