Software Developerinnen am Wort

Gerade der Beruf des Software-Developers ist in vielen Köpfen rein „männlich“ besetzt. Aber auch Frauen können natürlich als Software-Developerinnen arbeiten. Es existiert kein Grund, der dagegenspricht. [...]

Von Frauen für Frauen - Software Developerinnen trafen sich bei ETC. (c) VÖSI/timeline/Rudi Handl

Der Event „Software Developerinnen NOW“ wurde von der Special Interest Group WOMENinICT des VÖSI (Verband Österreichischer Software Industrie) am Dienstag, 14. Juli organsiert. Für viele war es die erste Veranstaltung nach dem Lockdown. Daher war die Besuchszahl auch limitiert und es wurde auf den Corona-gerechten Sicherheitsabstand bei den Sesselreihen geachtet. Über 50 Frauen und ein paar wenige Männer kamen zum Software Developerinnen Meeting, das beim VÖSI-Mitglied Enterprise Training Center (ETC) stattfand. 15 Frauen erzählten vor Ort über ihren Job als Software Developerin, der wie sich herausstellte ein unheimliche Vielfalt besitzt. Mit dem Event, das den Auftakt zu einer Rolemodel- und Berufsbild-Eventreihe bildete, wurde gleich mehr zentrale Ziele vom WOMENinICT erfüllt: Frauen in der ICT Branche mehr sichtbarer zu machen, mehr junge Frauen und Mädchen dazu zu begeistern, in der ICT-Branche zu arbeiten und aufzuzeigen, wie viele tolle Job-Möglichkeiten Informations- und Kommunikations-Technologie Know-How bietet.

„IT-Berufe können von Frauen ganz exzellent ausgeübt werden – Frauen haben in der ICT-Branche alle Chancen dieser Welt“, betonte einmal mehr Christine Wahlmüller-Schiller, Geschäftsführerin von CWS Communications, IT-Fachautorin und Mitgründerin von WOMENinICT. Auch WOMENinICT Mitgründerinnen Gerlinde Macho, Geschäftsführerin MP2 IT Solutions, Bettina Hainschink, Geschäftsführerin von Con.ect, Orsolya Nemeth, Senior Trainer & Consultant in Business SW Solutions, Sparx Services und Brigitte Rafael, Senior Expert IT Specialist und Ex. Assistant to the Country General Manager, IBM, Patricia Neumann waren vor Ort mit dabei.

HAK Digital Business: Schülerinnen lernen gern zu programmieren

Der Abend zeigte eines: Es gibt bereits einige, wenn auch wenige Frauen, die diesen Job ausüben, in der ICT Branche, in Unternehmen und Institutionen. Auch der Nachwuchs lässt hoffen: es gibt Mädchen, die eine IT-Ausbildung an der Schule machen oder eine Coding-Lehre absolvieren. Daher kamen gleich zum Start weg drei Schülerinnen der zweiten Klasse HAK Digital Business (aus der HAK Wien Favoriten) zu Wort. Alle drei lernen übrigens ganz selbstverständlich auch zu programmieren und Websiten zu erstellen. Sie erzählten über ihre Entscheidung zur Schule und ihre Berufswünsche – um dann gebannt den vielen Frauen zuzuhören, die über ihren eigenen Werdegang und ihre Jobs erzählten – und das sehr offen und ungeschminkt.

Interessiert am Beruf Software Developerin: Schülerinnen der HAK Digital Business

Maria Sams, seit vier Jahren Software Entwicklerin bei Raiffeisen Software, durfte Corona-bedingt leider nicht anreisen. Die Linzerin war dafür mit einer Videobotschaft beim Event mit dabei.

Marlene Dorfinger, seit Herbst 2019 Software-Entwicklerin bei MP2 IT-Solutions am Standort in Zwettl/NÖ, wollte von Anfang an gern einen technischen Beruf: „Ich habe mich schon als Kind für Technik interessiert.“ Sie absolvierte das TGM und machte erste Erfahrungen mit Programmieren, danach absolvierte sie Medientechnik an der FH in St. Pölten. Heute ist sie glücklich in ihrem Job: „Das Tollste an meinem Job in der Software-Entwicklung ist die Abwechslung. Wir bei MP2 IT-Solutions entwickeln ein Informationstool für Ambulatorien, Kur- sowie Reha-Betriebe. Dabei haben unsere Kunden ganz unterschiedliche Anforderungen. Kommunikation ist deshalb ein wesentlicher Erfolgsfaktor –und dies beim Kunden sowie auch im Team.“

Alle Sprecherinnen von Software Developerinnen NOW

Kommunikative und soziale Fähigkeiten sind im Job als Software Entwicklerin durchaus gefragt, wie Alexandra Baar, Software Entwicklerin bei TietoEVRY, bestätigt: „Als Consultant und Entwicklerin bei TietoEVRY interagiere ich vorwiegend mit unseren Kunden, was für mich die ideale Kombination aus sozialen und technischen Komponenten ergibt. Ich schätze bei TietoEVRY, dass ich ganz selbstverständlich vollwertiges Mitglied eines Teams bin, das eine sehr familiäre Kultur pflegt.“

Für Petra Kaiser war die HTL die richtige Schule, danach wurde sie vom Fleck weg von Atos als Software Entwicklerin engagiert. Die 20-Jährige ist absolut überzeugt, dass sie damit jetzt den richigen Start ins Berufsleben gefunden hat. Als Application Developerin arbeitet sie am Konzeptionieren und Programmieren kundenspezifischer Apps.

Statt BWL fertig zu studieren, agierte Iris Wieshofer als fröhliche Studienabbrecherin und landete in der IT-Branche. Sie erhielt die Chance, ins Software-Testing hineinzuschnuppern und lernte zu programmieren. Heute ist Wieshofer Software Test Engineer bei InfraSoft.

Auf eine lange Karriere schaut Anita Messinger zurück. Die Informatik-Absolventin der TU Wien arbeitet heute als Functional Safety and Quality Management Consultant und hat mit Fusiconsult ihre eigene Firma gegründet. Dass sie Informatik studiert hat, fand sie selbst sehr mutig, „ich habe eine Schule für wirtschaftliche Frauenberufe besucht und wollte einen Job haben, wo man nicht viel reden muss. Vor allem ging es mir darum, In Tratsch und Klatsch, wie es auch im elterlichen Frisiersalon üblich war, nicht involviert zu sein. Reden im Sinne von Klärung der Anforderungen und der Prozesse, wie dies bei der Software Entwicklung erforderlich ist, gehört für mich natürlich schon zum Berufsbild. Bei meiner Tätigkeit als interne Gutachterin einer sicherheitsrelevanten Produktentwicklung spielt Kommunikation neben technischem Verständnis eine wichtige Rolle!“

Programmier-Know-How hilft als Karriere-Grundstein

„Es gibt nicht „die Entwicklerin“ – Der Job der Software Developerin hat viele Facetten, das haben wir jetzt alle gesehen“, meinte abschließend Brigitte Rafael, selbst promovierte Informatikerin. Sie zeigte auf, dass Programmieren auch ein Sprungbrett für viele Jobs sein kann. „Wir haben heute viele Rollen gesehen, das zeigt, wie viele Möglichkeiten dieser Job bietet.“ Weitere spannenden Rollen und Berufsbilder, die sich in der Folge ergeben können, sind etwa die IT-Testerin, die IT-Projektmanagerin, die IT-Beraterin, aber auch die IT-Architektin. Von jeder Präsentation bzw. Sprecherin wird im Nachgang ein Video produziert und auf der VÖSI Website in Kürze zur Verfügung gestellt. „Damit können wir auf einen Schlag ganz viele unterschiedliche Berufsbilder und Role Models anschaulich präsentieren“, freuen sich die WOMENinICT Gründerinnen.


Mehr Artikel

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

News

KI ist das neue Lernfach für uns alle

Die Mystifizierung künstlicher Intelligenz treibt mitunter seltsame Blüten. Dabei ist sie weder der Motor einer schönen neuen Welt, noch eine apokalyptische Gefahr. Sie ist schlicht und einfach eine neue, wenn auch höchst anspruchsvolle Technologie, mit der wir alle lernen müssen, sinnvoll umzugehen. Und dafür sind wir selbst verantwortlich. […]

Case-Study

Erfolgreiche Migration auf SAP S/4HANA

Energieschub für die IT-Infrastruktur von Burgenland Energie: Der Energieversorger hat zusammen mit Tietoevry Austria die erste Phase des Umstieges auf SAP S/4HANA abgeschlossen. Das burgenländische Green-Tech-Unternehmen profitiert nun von optimierten Finanz-, Logistik- und HR-Prozessen und schafft damit die Basis für die zukünftige Entflechtung von Energiebereitstellung und Netzbetrieb. […]

FH-Hon.Prof. Ing. Dipl.-Ing. (FH) Dipl.-Ing. Dr. techn. Michael Georg Grasser, MBA MPA CMC, Leiter FA IT-Infrastruktur der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes). (c) © FH CAMPUS 02
Interview

Krankenanstalten im Jahr 2030

Um sich schon heute auf die Herausforderungen in fünf Jahren vorbereiten zu können, hat die Steiermärkische Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) die Strategie 2030 formuliert. transform! sprach mit Michael Georg Grasser, Leiter der Fachabteilung IT-Infrastruktur. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*